Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Strobl
Vom Netzwerk:
es aufgelöst, während der Kulturrevolution in Teilen zerstört worden. 1980 hatte das Kloster – unter der Ägide der Besatzer – den Betrieb wieder aufgenommen.
    »Falls diese Mönche wirklich Mönche sind und tatsächlich aus Sherab kommen«, schrieb Jeff, »dann haben sie möglicherweise keine besonders gute Ausbildung.« Das war nun sehr zurückhaltend formuliert. »Es kann aber auch sein«, fuhr er fort, »dass sie gar keine Mönche sind und Sherab eigens angeben, weil das schwer zu überprüfen ist.«
    Schweiz, dachte ich. Van Maarsen. Ich rief in dem Blumenladen an. Die Frau war reizend, konnte mir aber nicht weiterhelfen. Sie hatte keine Verwandtschaft in Köln. Sie hatten kein »van« vor dem Namen und auch nie eines gehabt. Und mit buddhistischen Mönchen hatte sie auch nichts zu tun.
    »Kannst du irgendwie herauskriegen, wer diese schweizerischen Gönner sein sollen?«, mailte ich Jeff zurück.
    Dann googelte ich Sherab Monastery, in der Hoffnung, eine Kontaktadresse zu bekommen. Landete aber nur wahlweise auf der Seite des Nachfolge-Klosters in Indien oder auf chinesischen Touristikseiten. Dazwischen fand ich einen Link zu einem Projekt amerikanischer Tibetologen, die die Kunstschätze und Wandmalereien des tibetischen Sherab-Klosters erfassten. Ich schrieb eine Mail an den Leiter, ohne mir große Hoffnungen zu machen. Sicherheitshalber schickte ich aber auch noch Mary den Link und leitete ihr Jeffs Mail weiter.
    Dann hielt ich es in der Wohnung nicht mehr aus. Holte die »Tiger and Dragon«- DVD aus dem Rekorder und lief hinüber in die Merheimer zu Hotte.
    Er öffnete die Tür leise, legte einen Finger an die Lippen und schloss die Tür vorsichtig hinter sich.
    Wir gingen hinunter auf die Straße. »Sie ist endlich eingeschlafen«, berichtete Hotte und seufzte.
    Ich gab ihm die DVD . »Guck mal, dass sie sich die ansieht. Das tut ihr bestimmt gut. Sie hat bei mir den Anfang gesehen und war total begeistert. Aber dann kam der Anruf …«
    »Wie isser denn gestorben?«
    »Wie, weiß ich noch nicht«, antwortete ich. Und erzählte ihm, wie Marcos Leiche ausgesehen hatte. Er biss sich auf die Lippen. Kramte nach dem Tabakbeutel. »Kannste mir mal sagen, warum so ein Kurzer so leiden muss? Der hat doch keinem was getan.«
    Konnte ich nicht. Ich bat ihn noch mal, Chantal so bald wie möglich den Film vorzuspielen.
    »Dir wird er auch gefallen«, fügte ich hinzu. Dann fiel mir Nele wieder ein. Fragte, wie es ihr ergangen war.
    »Ach weißte, da isse ja ‘n Profi«, meinte er mit einem schiefen Grinsen. »Is ja nicht ihre erste Entgiftung, ne.«
    Ich grinste zurück.
    »Sie will das durchstehen, meintse. Dieses Mal will sie’s packen.« Er nickte, wie zur Bestätigung.
    »Dann lass uns mal Daumen drücken.« Ich erzählte ihm noch, dass Mary angeboten hatte, Chantal in ihre Kinder-Kung-Fu-Gruppe aufzunehmen. Er war beeindruckt.
    »Das wär was für sie. Da kannse ihre Wut rauslassen.«
    »Genau. Und auf eine gute Art.«
    Wir schwiegen eine Weile gemeinsam. Dann nahm ich einen Anlauf. Die Idee hatte ich schon länger, aber nun, als ich sie aussprach, wurde es mir doch etwas mulmig.
    »Hörma, Hotte.«
    »Hm?«
    »Würdste, äh … ich mein … äh, würdest du mir helfen, in eine Wohnung einzubrechen?«
    »Hä?« Er sah mich an, als wollte er gleich nach dem Pfleger rufen. »Geht’s noch?«
    Ich erklärte ihm, was ich vorhatte. Er hörte konzentriert zu. Dachte nach. Sagte schließlich: »Das muss ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen.«
    Auf dem Heimweg holte ich mir im Sapori ein Ciabatta-Brötchen mit Fenchelsalami. Als gute Buddhistin esse ich kein Fleisch, aber das war so ein Tag, an dem mir alles egal war. Also holte ich am Büdchen gleich noch ein paar Flaschen Bier für den Abend. Stefan trinkt gern ein kühles Kölsch, und heute würde ich ihm Gesellschaft leisten.
    Ich aß das Brötchen, trank ein Glas Apfelschorle, checkte meine Mails, machte mir eine To-do-Liste:
    Tina fragen, was bei den Ermittlungen wegen Grimme bisher herausgekommen ist. Gibt es einen Verdächtigen?
    Tina fragen, ob es Neues zu dem ermordeten Mädchen gibt.
    Hans Grimme anrufen.
    Lanzing anrufen.
    Mary anrufen wegen Kambodscha.
    Dann drehte ich mir einen mittelstarken Joint, legte mich aufs Sofa, setzte mir den MP 3-Player auf und klickte Billie Holiday an.
    Sie kamen zu dritt. Tina vorneweg. Sie hielt mir eine Knarre vors Gesicht und sagte: »Ich nehme dich fest wegen des Verdachts, Maria Grimme ermordet zu

Weitere Kostenlose Bücher