Endstation Sehnsucht - Endstation Glueck?
geworden bist.“
Jennifer gab nach. Sie ging nach oben und suchte Kleidung zum Wechseln heraus. Nach einer halben Stunde, in der sie sich kurz geduscht und umgezogen hatte, ging sie wieder nach unten. Sie trug etwas zu weite, graue Yogahosen, und ein enges, langärmliges graues Top. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Sie und James hatten schon früher Witze darüber gemacht, dass er eigentlich nie kochte. Er hatte häufig auch versucht, ihren Vater, einen begeisterten Hobbykoch, etwas zu necken – mit Äußerungen wie „Nur Frauen sollten sich in der Küche aufhalten“ oder „Kochen ist kein Männerjob“. Den verbalen Angriffen war immer das gleiche Ritual gefolgt: eine Herausforderung zum Armdrücken. James hatte behauptet, dass er dadurch beweisen wolle, dass Kochen einen Mann seiner Kräfte beraubt. Jennifer hatte diese albernen Spiele geliebt. Insbesondere die Art, wie er ihr dabei immer zugezwinkert hatte. Sie hatte sich dadurch wie seine Komplizin gefühlt.
Als Jennifer die Küche betrat, war James gerade damit beschäftigt, ein beeindruckend aussehendes Omelette auf einem Teller anzurichten. Auf dem Tisch standen eine Schüssel mit Salat und ein rustikales Holzbrett mit warmem Brot.
„Es sieht so aus, als ob ich hier nicht die Einzige bin, die sich verändert hat“, sagte Jennifer.
Er sah zu ihr hinüber. „Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagen würde, dass ich einen Kochkurs besucht habe?“
Jennifer zuckte die Schultern. „Hast du das denn gemacht?“ Sie setzte sich an den Tisch und sah sich um. „Es ist weniger Schaden im Haus entstanden, als ich dachte. Gott sei Dank ist oben alles in Ordnung. Hier unten habe ich außer ein paar Wasserflecken im Sofa auch nichts entdeckt. Nur der Teppich muss erneuert werden.“
„Was ist mit unserem Was-hast-du-so-gemacht-Spiel?“, fragte er. „Sind wir damit schon durch?“ Er reichte ihr einen Teller und signalisierte ihr dadurch, dass sie sich Salat und Brot nehmen sollte. Dann setzte er sich ihr gegenüber an den Tisch.
Jennifer dachte, dass das genau der Grund war, warum sie ihm vier Jahre lang aus dem Weg gegangen war. Er wusste einfach nicht, wann es Zeit war aufzuhören. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart manchmal so, als ob sie nicht zählen würde. Und das war ein Gefühl, das sie ganz einfach nicht mehr ertrug.
„Wie ich dir bereits gesagt habe, James, gibt es nichts weiter zu berichten. Mir fällt wirklich nichts mehr ein, was ich dir noch über meine Arbeit erzählen könnte. Wenn du willst, kann ich dir mein Apartment beschreiben. Aber ich glaube nicht, dass du das wirklich interessant finden würdest.“
„Du hast dich verändert.“
„Was soll das denn heißen?“, fragte sie mit scharfer Stimme.
„Von dem Mädchen, das hier vor vier Jahren weggegangen ist, ist fast nichts mehr übrig geblieben. Ich kann mich noch an jemanden erinnern, der viel lachte und gerne mit mir redete.“
Jennifer spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. James war immer noch derselbe. Er war noch genauso arrogant und selbstsicher wie früher. Und er glaubte immer noch, alles zu wissen.
„Wie kannst du von mir erwarten, dass ich lache, wenn du bis jetzt noch nichts Komisches gesagt hast, James?“
„Genau davon spreche ich!“ Er hob frustriert die Hände und schob sich mitsamt seinem Stuhl vom Tisch weg. „Entweder hast du dich wirklich völlig verändert, oder dein Job in Paris ist so anstrengend, dass du dadurch so steif wie ein Brett geworden bist. Was von beidem stimmt, Jen? Du kannst ehrlich zu mir sein! Wir waren immer offen und ehrlich miteinander. Hast du dich mit deiner Arbeit übernommen?“
„Ich weiß genau, was du hören willst, James! Dass ich in Paris nicht zurechtkomme und Probleme in meinem Job habe.“
„Mach dich nicht lächerlich!“
„Tue ich das wirklich? Wenn ich dir sagen würde, dass ich Schwierigkeiten hätte, würdest du dich besorgt und fürsorglich geben. Du würdest mir deinen Arm um die Schultern legen, dein Taschentuch rausholen und mir die Tränen aus dem Gesicht wischen. Doch es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Beruflich läuft alles hervorragend. Wenn ich nicht gut in meinem Job wäre, hätte man mich nie befördert.“
„Denkst du das wirklich von mir? Dass ich engstirnig und kaltherzig bin und mich darüber freuen würde, wenn du scheiterst?“
Jennifer seufzte.
„Ich weiß, dass du nicht kaltherzig bist, James. Und ich will mich auch nicht mit dir streiten.“ Sie
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