Endstation Sehnsucht - Endstation Glueck?
haben wollte.
„Dann kannst du nur hoffen, dass das Wetter bei deinen Plänen mitspielt“, sagte James, der mittlerweile vor dem Kühlschrank kniete.
„Was machst du da?“
„Ich kümmere mich um was zu essen. Als es anfing zu schneien, wurde mir klar, dass wir beide möglicherweise nicht mehr von hier wegkommen. Deswegen war ich vorhin noch einkaufen.“
„Das war nett von dir, James. Danke!“
„Es ist schon komisch, oder?“, sagte er. Er nahm eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank und schenkte jedem von ihnen ein Glas ein. „Wir haben uns vier Jahre lang nicht gesehen und trotzdem haben wir uns nichts zu sagen. Was hast du so getrieben in Frankreich?“
„Ich dachte, das hätte ich dir bereits erzählt. Mein Job macht mir Spaß, und mein Apartment ist wundervoll.“
„Also ist alles so, wie du es dir erhofft hast.“ Er setzte sich auf einen der Küchenstühle und trank einen großen Schluck Wein. Gleichzeitig musterte er sie über den Rand seines Glases hinweg. Mein Gott, dachte er. Sie hat sich völlig verändert. Ob sie sich bewusst ist, wie sehr? Er konnte immer noch nicht ganz verstehen, wie es sein konnte, dass sie sich beide seit vier Jahren nicht mehr gesehen hatten. Aber er ahnte, dass sie ihm absichtlich aus dem Weg ging.
James wusste, dass der Grund dafür in jener Nacht vor vier Jahren lag. Trotzdem bereute er den Ausgang des Abends nicht. Er hatte keine Wahl gehabt. Er hatte sie zurückweisen müssen. Sie war jung und verletzlich gewesen und attraktiver, als gut für sie war. Und sie hatte bei ihm etwas gesucht, von dem er wusste, dass er es ihr nicht hätte geben können. Sie war arglos und naiv gewesen und so ganz anders, als die erfahrenen, zynischen Schönheiten, mit denen er sich sonst umgab. Die waren normalerweise mit dem zufrieden, was sie von ihm bekamen.
Dass Jennifer sich jedoch gänzlich von ihm zurückziehen würde, das hatte er genau wie ihre Verwandlung nicht erwartet.
„Ja.“ Jennifer spielte mit dem Stiel ihres Weinglases, trank jedoch nichts. „Alles, was ich mir erhofft habe, ist eingetreten. Mein Leben ist perfekt. Aber was ist mit dir, James? Was hast du so gemacht? Ich habe deine Mutter zwar öfters getroffen, aber ich weiß trotzdem nur sehr wenig über dich.“
„Ich bin stark auf den neuen Märkten in Asien aktiv. Ich könnte ins Detail gehen, aber ich bezweifele, dass dich das Ganze interessiert. Mal abgesehen von deinem tollen Job, wie kommst du in Paris zurecht? Es ist dort doch bestimmt ganz anders als hier, oder?“
„Ja. Ja, stimmt.“
„Hast du noch mehr zum Thema zu sagen, oder wollen wir stillschweigend unseren Wein trinken, während wir über weitere Gesprächsthemen nachdenken?“
„Verzeih mir bitte, James. Ich habe eine lange Reise hinter mir und bin etwas erschöpft. Ich glaube, es ist besser, wenn du nach Hause gehst. Wir können das Was-hast-du-so-gemacht-Spiel ein anderes Mal fortsetzen.“
„Du hast es auch nicht vergessen, oder?“, fragte er.
„Was vergessen?“
„Was beim letzten Mal, als wir uns gesehen haben, passiert ist.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“
„Das glaube ich doch, Jen.“
„Ich denke nicht, dass es etwas bringt, wenn wir in der Vergangenheit herumstochern, James.“ Sie stand abrupt auf, stellte sich neben die Küchentür und verschränkte die Arme vor der Brust. So weit ist es mit uns gekommen, dachte sie. Nicht nur, dass aus uns beiden praktisch Fremde geworden sind. Jetzt streiten wir uns auch noch und benehmen uns wie zwei Boxer im Ring.
„Warum gehst du dich nicht umziehen, und ich koche dir in der Zwischenzeit etwas? Und wenn du mir jetzt sagst, dass du zu erschöpft bist, um zu essen, werde ich denken, dass du nach einer Entschuldigung suchst, um mir aus dem Weg zu gehen. Das ist aber doch nicht so, oder Jen?“
„Natürlich nicht.“ Sie spürte, wie sie errötete.
„Ich mache nichts Großartiges. Du weißt ja, dass meine kulinarischen Fähigkeiten begrenzt sind.“
Sein Grinsen, das auf den letzten Satz folgte, erinnerte sie schmerzhaft an all den Spaß, den die beiden früher zusammen hatten. Und daran, was für sie jetzt unweigerlich verloren war.
„Und erzähl mir nicht“, fuhr James fort, während er eine abwehrende Handbewegung machte, als ob er sie daran hindern wollte, ihn zu unterbrechen, „dass es nicht nötig ist, mich um dich zu kümmern. Ich weiß, dass es nicht nötig ist. Ich bin mir völlig bewusst, wie unabhängig du in den letzten vier Jahren
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