Endstation Sehnsucht - Endstation Glueck?
warst du in Prag?“, fragte James beiläufig. „Ich bin zweimal da gewesen. Ein ziemlich romantischer Ort.“ Er begann, den Wasserkessel zu füllen, während er gespannt auf ihre Antwort wartete.
Jennifer runzelte die Stirn. Sie war erleichtert darüber, dass er ihr den Rücken zugedreht hatte. Zuerst hatte sie antworten wollen, dass ihn ihr Privatleben nichts anging. Dann war ihr aber klar geworden, dass es eine Sache war, sich ihm gegenüber distanziert zu verhalten, aber eine andere, ihn absichtlich von sich wegzustoßen. Denn dann würde er sich fragen, warum, und sie würden unweigerlich wieder auf das Thema zu sprechen kommen, das Jennifer wie kein anderes vermeiden wollte: ihren fehlgeschlagenen Versuch, ihn zu verführen.
Wenn wir wirklich darüber sprechen, wird er voll aufdrehen, dachte sie. Er würde ihre Hand nehmen und ihr sagen, dass sie die Vergangenheit endlich ruhen lassen müsse. Und dass das, was an jenem Abend geschehen war, nicht die Freundschaft zwischen ihnen ruinieren dürfe. Jennifer fiel nichts ein, was demütigender für sie sein würde.
„Ja. Prag ist sehr romantisch. Aber die Architektur dort liebe ich ebenfalls. Sie gibt mir das Gefühl, als ob die Zeit stehengeblieben ist. Geht es dir auch so?“
„Mit wem warst du denn nun da? Oder ist das ein Geheimnis?“ Er lachte und drehte sich zu ihr um. Dann reichte er ihr eine Tasse Kaffee, setzte sich auf einen der Stühle und zog einen anderen Stuhl zu sich hin, um ihn als Fußhocker zu benutzen.
„Oh, nur mit jemandem, den ich kennengelernt habe.“
„Mit wem denn nun?“
„Patric. Patric Alexander. Er wurde mir vor einer Weile auf einer Party vorgestellt.“
„Okay.“ Er konnte nicht genau sagen, warum er so schockiert war. Sie war schon immer sexy gewesen. Der einzige Unterschied zwischen damals und heute lag darin, dass sie seit ihrem Umzug nach Paris wusste, dass sie sehr attraktiv war.
„Ist er Franzose?“ Noch während er die Frage stellte, wurde ihm klar, wie dumm sie war.
„Halbfranzose. Seine Mutter kommt aus England.“ Sie trank ihren Kaffee aus und stand mit einem Lächeln auf. „Ich glaube, dass es jetzt wirklich Zeit für dich ist zu gehen. Ich muss noch meinen Koffer auspacken. Außerdem will ich morgen früh aufstehen, um eine Liste von all den Dingen zu machen, die noch erledigt werden müssen. Hoffentlich ist das nicht allzu viel. Ich habe gesehen, dass der Teppich im Wohnzimmer bereits aufgerollt ist. Vielen Dank dafür.“
„Gott sei Dank lag in der Küche kein Teppich. Das ist das Schöne an Fliesen: Wasser kann ihnen nichts anhaben. Warum ist dieser Patric nicht hier, um dir zu helfen?“
„Weil er in Paris ist.“ Sie ging zur Tür. Jennifer verzog leicht ihr Gesicht, als sie bemerkte, dass James keine Anstalten machte aufzustehen.
„Ich glaube nicht, dass ich den Namen schon mal gehört habe. Ich bin mir sicher, dass dein Vater diesen Patric irgendwann mal erwähnt hätte.“
„Warum sollte er?“, fragte sie leicht gereizt.
„Weil ich mit John befreundet bin? Wie lange bist du schon mit diesem Patric zusammen?“
„Ich will mit dir über diese Dinge wirklich nicht sprechen.“
„Weil es dir unangenehm ist?“
„Weil ich müde bin und ins Bett will.“
„Akzeptiert.“ James stand nur langsam auf. „Ich will natürlich nicht, dass du denkst, dass ich mich um Dinge kümmere, die mich nichts angehen. Und mit Sicherheit will ich nicht, dass du dich in meiner Gegenwart in irgendeiner Weise unwohl fühlst.“ Er ging auf sie zu. Je näher er kam, desto nervöser wurde sie.
„Ich fühle mich bestens.“
„Ich frage mich …“, begann er. Er hatte seinen ein Meter neunzig großen, äußerst männlichen Körper nur wenige Zentimeter von ihr entfernt aufgebaut und war wild entschlossen, seine Neugier zu befriedigen. „… ob du mir all die Jahre aus dem Weg gegangen bist, weil du mir den Kerl nicht vorstellen wolltest.“
„Ich bin dir nicht aus dem Weg gegangen“, entgegnete Jennifer angespannt. „Wir haben uns doch gemailt.“
„Und trotzdem hattest du jedes Mal etwas anderes vor, wenn ich in Paris war. Und jedes Mal, wenn du hier warst, war ich zufälligerweise gerade auf Reisen.“
„Unser Timing hat einfach nicht gestimmt“, entgegnete Jennifer mit gespielter Gleichgültigkeit. Doch sie spürte, wie sie errötete und starrte auf den Boden. „Patric und ich haben nichts mehr miteinander“, gab sie schließlich zu, als die Stille zwischen ihr und James
Weitere Kostenlose Bücher