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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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amerikanische Militärpolizei führten die Untersuchung.
    Er las den Artikel noch einmal, dann noch einmal. Er blätterte seine eigene Zeitung durch, aber Il Manifesto erwähnte den Vorfall nicht.
    Ist das möglich, Guido?
    Er schüttelte den Kopf. Nein, eine Überdosis war unmöglich, aber sie war tot; das bewies der Artikel.
    Was willst du unternehmen?
    Er sah hinüber zum Glockenturm von San Polo, der nächstlie-genden Kirche. Er hatte keine Ahnung. Patta würde keinen Zusammenhang zwischen den Fällen sehen, oder falls ein solcher bestand, dann höchstens als Unfall, im schlimmsten Fall als Selbstmord. Da nur Brunetti wußte, daß sie die Postkarte aus Kairo hatte verschwinden lassen, und nur er ihre Reaktion auf die Leiche ihres Geliebten gesehen hatte, gab es zwischen den beiden keine Verbindung, au-
    ßer daß sie Kollegen gewesen waren, und das war sicher kein Grund für einen Selbstmord. Drogen und Alkohol und eine alleinstehende Frau; das reichte aus, um die Reaktion der Presse vorhersagen zu können – es sei denn – es sei denn, ein ähnlicher Anruf, wie ihn Patta bekommen haben mußte, ging bei den Zeitungsredaktionen ein.

    In diesem Fall wäre es mit der Geschichte schnell aus und vorbei, wie mit so vielen Geschichten. Wie mit Dr. Peters.
    Ich weiß es nicht , beantwortete er schließlich Paolas Frage.
    Patta hat mir verboten, noch einmal nach Vicenza zu fahren.
    Aber dadurch ändert sich doch sicher alles.
    Nicht für Patta. Es war eine Überdosis. Die Polizei in Vicenza wird sich damit befassen. Sie werden eine Autopsie veranlassen, und dann schicken sie die Leiche nach Amerika zurück.
    Genau wie den anderen , sagte Paola, die damit aussprach, was er dachte.
    Warum beide umbringen?
    Brunetti schüttelte den Kopf.
    Ich habe keine Ahnung.
    Aber
    er hatte eine. Sie war zum Schweigen gebracht worden. Ihre Bemerkung, daß sie nicht scharf auf Drogen sei, war keine Lüge gewesen: der Gedanke an eine Überdosis war absurd. Sie war umgebracht worden, weil sie irgend etwas über Foster wußte, etwas, das sie vor der Leiche ihres Liebhabers hatte erschrecken und quer durchs Zimmer torkeln lassen. Drogentod. Er überlegte, ob ihm damit eine Botschaft übermittelt werden sollte, verwarf den Gedanken aber als Größen-wahn. Ihr Mörder hatte nicht die Zeit gehabt, einen Unfall zu arrangieren, und ein zweiter Mord wäre allzu auffällig gewesen, ein Selbstmord unerklärbar und daher verdächtig. Eine Überdosis war also die perfekte Lösung: Sie hatte es sich selbst angetan, man muß-
    te nirgends anknüpfen; wieder eine Sackgasse. Und Brunetti wußte nicht einmal, ob sie es gewesen war, die basta
    gesagt hatte.
    Paola kam zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Es
    tut mir leid, Guido. Leid für sie.
    Sie kann noch keine Dreißig gewesen sein , sagte er.
    All die
    Jahre Studium, und all die Arbeit. Es schien ihm, als wäre ihr Tod weniger unfair gewesen, wenn sie mehr Zeit gehabt hätte, ihr Leben zu genießen.
    Ich hoffe, ihre Familie glaubt es nicht.
    Paola sprach seine Gedanken aus.
    Wenn die Polizei und die
    Armee einem etwas sagt, glaubt man es wahrscheinlich. Und ich bin sicher, es hat sehr realistisch ausgesehen, sehr überzeugend.
    Die armen Leute , meinte er.
    Könntest du. . .
    Sie unterbrach sich, denn ihr fiel ein, daß Patta ihn angewiesen hatte, sich herauszuhalten.
    Wenn ich kann. Es ist schlimm genug, daß sie tot ist. Sie müssen nicht auch das noch glauben.
    Daß sie ermordet wurde, ist auch nicht viel besser , sagte Paola.
    Wenigstens hat sie es nicht selbst getan.
    Beide blieben in der herbstlichen Sonne stehen und dachten über Eltern und das Elternsein nach, und was Eltern über ihre Kinder wissen wollen und wissen müssen. Er hatte keine Ahnung, was hier besser oder schlechter war. Wenn einer wußte, daß sein Kind ermordet worden war, bestand für ihn immer noch die düstere Hoffnung, eines Tages den Menschen umbringen zu können, der es getan hatte, aber das schien kaum ein angemessener Trost.
    Ich hätte sie anrufen sollen.
    Guido , sagte sie energisch,
    fang nicht so an. Das heißt doch,
    du hättest Gedankenleser sein müssen. Und das bist du nicht. Fang also gar nicht erst an, so etwas zu denken.
    Der aufrichtige Zorn in
    ihrer Stimme überraschte ihn.
    Er legte den Arm um ihre Taille und zog sie an sich. So verharrten sie, bis die Glocken von San Marco zehn schlugen.
    Was willst du machen? Nach Vicenza fahren?
    Nein, noch nicht. Ich warte, bis jemand zu mir kommt.
    Wie

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