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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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meinst du das?
    Was immer die beiden wußten, das wußten sie durch ihre Arbeit.
    Die ist das Verbindungsglied. Es muß andere geben, die etwas wissen oder vermuten oder Zugang zu dem haben, was die beiden wußten.
    Ich werde also warten.
    Guido, jetzt verlangst du von anderen, daß sie Gedanken lesen können. Woher wissen sie, daß sie zu dir kommen sollen?
    Ich fahre ja hin, aber erst in einer Woche, und dann sorge ich dafür, daß ich auffalle. Ich rede mit dem Major, dem Sergeant, der mit ihnen gearbeitet hat, den anderen Ärzten. Es ist eine kleine Welt da draußen. Die Leute werden untereinander reden; sie werden irgend etwas wissen.
    Und zum Teufel mit Patta.
    Vergessen wir Burano, Guido, ja?
    Er nickte und stand auf.
    Ich glaube, ich gehe ein Stück spazie-
    ren. Zum Essen bin ich zurück.
    Er drückte ihren Arm.
    Ich muß
    nur ein Stückchen laufen.
    Er warf einen Blick über die Dächer der Stadt. Wie seltsam; die Schönheit des Tages war ungetrübt. Vor ihm flogen hell zwitschernd vor Freude am Fliegen die Spatzen und spielten Haschmich. Und etwas weiter entfernt blitzte das Gold an den Flügeln des Engels auf dem Glockenturm von San Marco in der Sonne, und sein glitzernder Segen ergoß sich über die ganze Stadt.

    16
    Am Montag ging er morgens zur normalen Zeit in sein Büro und blieb über eine Stunde am Fenster stehen, um sich die Fassade von San Lorenzo anzusehen. Die ganze Zeit über war nicht das geringste Anzeichen einer Bewegung oder irgendeiner Aktivität zu erkennen, weder auf dem Gerüst noch auf dem Dach, das vollgepackt war mit Reihen neuer Terrakottaziegel. Zweimal hörte er Leute in sein Büro kommen, aber da sie keine Anstalten machten, ihn anzusprechen, drehte er sich nicht einmal um, und sie gingen wieder, wahrscheinlich nachdem sie ihm irgend etwas auf den Schreibtisch gelegt hatten.
    Um halb elf klingelte das Telefon, und er wandte sich vom Fenster ab, um das Gespräch entgegenzunehmen.
    Guten Morgen, Commissario. Hier ist Maggior Ambrogiani.
    Guten Morgen, Maggiore. Ich bin froh, daß Sie anrufen. Eigentlich wollte ich heute nachmittag bei Ihnen anrufen.
    Sie wurde heute vormittag gemacht , sagte Ambrogiani ohne Einleitung.
    Und?
    fragte Brunetti, der wußte, was gemeint war.
    Eine Überdosis Heroin, ausreichend für jemanden, der doppelt so groß war wie sie.
    Wer hat die Autopsie gemacht?
    Dottor Francesco Urbani. Einer von uns.
    Wo?
    Hier im Krankenhaus Vicenza.
    War jemand von den Amerikanern dabei?
    Sie haben einen von ihren Ärzten geschickt. Extra aus Deutschland geholt. Ein Colonel, dieser Doktor.
    Hat er assistiert oder nur zugeschaut?
    Er hat bei der Autopsie nur zugesehen.
    Wer ist Urbani?
    Unser Pathologe.
    Zuverlässig?
    Sehr.

    Da die letzte Frage doppeldeutig sein konnte, formulierte Brunetti sie neu.
    Glaubwürdig?
    Ja.
    Das heißt, es war tatsächlich eine Überdosis.
    Ich fürchte, ja.
    Was hat er noch gefunden?
    Urbani?
    Ja.
    In der Wohnung gab es keine Spuren von Gewalt. Es wurden auch keine Anzeichen für einen früheren Drogengebrauch gefunden, aber sie hatte einen Bluterguß am rechten Oberarm und einen am linken Handgelenk. Dottor Urbani wurde darauf hingewiesen, daß diese Blutergüsse von einem Sturz herrühren könnten.
    Wer hat ihn darauf hingewiesen?
    Die lange Pause, die Ambrogiani vor seiner Antwort machte, sollte offenbar ein Tadel dafür sein, daß Brunetti überhaupt gefragt hatte.
    Der amerikanische Arzt. Der Colonel.
    Und Dottor Urbanis Meinung?
    Daß die Blutergüsse mit einem Sturz nicht unvereinbar sind.
    Sonstige Einstichstellen?
    Keine.
    Sie hat sich also gleich beim ersten Mal eine Überdosis verpaßt?
    Komischer Zufall, nicht?
    meinte Ambrogiani.
    Kannten Sie Doctor Peters?
    Nein. Aber einer meiner Leute arbeitet mit einem amerikanischen Polizisten zusammen, dessen Sohn ihr Patient war. Er sagt, sie sei sehr gut mit dem Jungen umgegangen. Er hatte sich letztes Jahr den Arm gebrochen und wurde danach ziemlich ungeschickt behandelt. Ärzte und Schwestern hatten es zu eilig, waren viel zu beschäftigt, um ihm zu erklären, was sie mit ihm machten; Sie kennen solche Geschichten wahrscheinlich; er hatte daraufhin Angst vor Ärzten und fürchtete immer, sie würden ihm wieder weh tun. Sie muß sehr lieb zu ihm gewesen sein und sich viel Zeit genommen haben. Offenbar hat sie extra immer einen Doppeltermin für den Jungen reserviert, um ihn nicht so schnell abfertigen zu müssen.
    Das heißt noch nicht, daß sie keine Drogen genommen hat, Maggiore ,

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