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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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ihn.
    Was hat er getan, Dottore?
    Wir wissen es nicht genau, Signora. Wir wollen mit ihm reden.
    Ein paar Leute sagen, daß sie ihn an einem Ort gesehen haben, wo ein Verbrechen passiert ist. Aber sie haben nur ein Foto von Peppino gesehen.
    Dann war es vielleicht gar nicht mein Sohn?
    Das ist noch unklar, Signora. Deshalb wollen wir ihn sprechen.
    Wissen Sie, wo er ist?
    Sie schüttelte den Kopf, aber auch jetzt wußte Brunetti nicht genau, ob das hieß, daß sie es nicht wußte oder daß sie es nicht sagen wollte.
    Signora, wenn Sie mit Peppino sprechen, würden Sie ihm zwei Dinge von mir ausrichten?
    Ja, Dottore.
    Sagen Sie ihm bitte, daß wir unbedingt mit ihm sprechen müssen. Und sagen Sie ihm, daß diese Leute schlechte Menschen sind, sie könnten gefährlich sein.
    Dottore, Sie sind Gast in meinem Haus, darum sollte ich das nicht fragen.
    Was, Signora?
    Ist das die Wahrheit, oder ist es ein Trick?
    Signora, sagen Sie mir, worauf ich schwören soll, und ich schwöre Ihnen, daß es die Wahrheit ist.
    Ohne zu zögern sagte sie: Schwören Sie beim Herzen Ihrer Mutter?
    Signora, ich schwöre beim Herzen meiner Mutter, daß dies die Wahrheit ist. Peppino soll zu uns kommen und mit uns reden. Und er sollte sich sehr vor diesen Leuten in acht nehmen.
    Sie stellte ihr Glas ab, ohne getrunken zu haben.
    Ich will versu-
    chen, mit ihm zu reden, Dottore. Aber vielleicht ist es diesmal doch anders?
    Sie konnte die Hoffnung nicht aus ihrer Stimme bannen.

    Brunetti merkte, daß Peppino seiner Mutter ziemlich viel von seinen bedeutenden Freunden erzählt haben mußte, von seiner neuen Chance, wodurch sich alles ändern würde und wodurch sie endlich reich würden.
    Es tut mir leid, Signora , sagte er aufrichtig. Er erhob sich.
    Vielen Dank für den Kaffee und die süßen Köstlichkeiten. In ganz Venedig kann das niemand so wie Sie.
    Sie wuchtete sich hoch, nahm eine Handvoll Pralinen vom Teller und steckte sie ihm in die Jackentasche.
    Für Ihre Kinder. Sie
    wachsen noch. Zucker ist gut für sie.
    Sie sind sehr freundlich, Signora , sagte er, wobei ihm schmerzlich klar war, wie sehr das stimmte.
    Sie ging mit ihm zur Tür und führte ihn dabei wieder am Arm, als ob er blind wäre oder sich verlaufen könnte.
    An der Haustür verabschiedeten sie sich mit förmlichem Hand-schlag, und sie blieb noch stehen und sah ihm nach, wie er davon-ging.

    15
    Der nächste Morgen, ein Sonntag, war der Tag in der Woche, den Paola fürchtete, denn es war der Tag, an dem sie neben einem Fremden aufwachte. In den Jahren ihrer Ehe hatte sie sich daran gewöhnt, neben einem grimmigen, schlechtgelaunten Kerl aufzuwachen, der mindestens noch eine Stunde unfähig zu jeglicher Höflichkeit war, einer säuerlichen Kreatur, von der sie Grunzer und düstere Blicke erwartete. Vielleicht nicht gerade der fröhlichste Partner, aber immerhin beachtete er sie nicht und ließ sie schlafen. Doch am Sonntag wurde sein Platz von einem Menschen eingenommen, der – schon das Wort weckte ihren Abscheu – quietschvergnügt war. Befreit von Arbeit oder Verantwortung, kam ein ganz anderer Mann zum Vor-schein: freundlich, verspielt, oft auch liebebedürftig. Sie konnte ihn nicht ausstehen.
    An diesem Sonntag war er um sieben Uhr wach und überlegte, was er mit dem Geld anfangen könnte, das er im Casinò gewonnen hatte. Er konnte seinem Schwiegervater zuvorkommen und Chiara einen Computer kaufen. Er konnte sich selbst einen neuen Winter-mantel kaufen. Sie konnten alle gemeinsam im Januar eine Woche in die Berge fahren. Eine halbe Stunde blieb er noch liegen und gab das Geld immer wieder aus, bis ihn schließlich Kaffeedurst aus dem Bett trieb.
    Summend ging er in die Küche, nahm den größten Topf vom Bord, füllte ihn mit Wasser und setzte ihn auf den Herd, daneben einen mit Milch. Dann stapfte er ins Bad. Als er wieder herauskam, die Zähne geputzt, das Gesicht vom kalten Wasser gerötet, blub-berte der Kaffee gerade auf und erfüllte die Wohnung mit seinem Duft. Er goß ihn in zwei große Tassen, tat Milch und Zucker dazu und trug sie ins Schlafzimmer. Dort stellte er sie auf das Tischchen neben ihrem Bett und kroch wieder unter die Decke, wo er mit den Kissen kämpfte, bis er sie so zurechtgeklopft hatte, daß er halbsit-zend seinen Kaffee trinken konnte. Er schlürfte hörbar, rückte sich in eine bequemere Lage und flötete sanft: Paola.
    Aus dem länglichen Paket neben ihm kam kein Laut.

    Paola , wiederholte er etwas lauter.
    Schweigen.
    Hmmmm, so guter

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