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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Klemann
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ganz gut.“
    Gespannte Stille kam auf, und David vernahm nur noch das Atmen am anderen Ende. Was sollte er sagen?
    Alan hatte ihn also am Abend gesehen. Dann musste er wohl auch Mike gesehen haben.
    „David?“
    „Ja, ich bin noch da.“
    Alan atmete schwer durch. „Können wir uns sehen?“
    Alans Frage kam ebenso unvorhergesehen wie der Anruf.
    „Ja ... warum nicht ... Gibt es irgendwas Bestimmtes?“
    „Nein, ich würde dich einfach gern nur wiedersehen. Wann hast du Zeit?“
    „Wir wollen gerade frühstücken. Mutter wartet schon. Aber danach habe ich Zeit. Sagen wir in einer Stunde?“
    „Ja, in einer Stunde. Treffen wir uns bei der Kirche?“
    „Einverstanden.“
    Wieder herrschte einen Moment lang unsicheres Schweigen.
    „David? ... Kommst du ... allein?“
    „Ja, ich komme allein. Also bis später.“
    David wartete erst gar nicht auf Alans Antwort und legte den Hörer auf. Grübelnd sah er in den Spiegel, der über dem Telefontisch hing. Warum hatte Alan angerufen? Warum wollte er sich mit ihm treffen?
    Nach einer Antwort suchend ging er wieder nach oben.
    „Na, wer hat hier im Dorf hellseherische Fähigkeiten?“
    David schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich kann es immer noch nicht glauben. Das war Alan. Mein Ex! Aber hellsehen kann der nicht. Er hat uns gestern Abend gesehen.“
    „Dein Ex? Was will er denn?“
    David stellte sich ans Fenster und sah hinaus. Sein Blick wanderte über das Feld, und für einen kurzen Moment erinnerte er sich an jenen Tag, als er genau an derselben Stelle über Alans Abschiedsbrief gegrübelt hatte. Als er sich hoffnungsvoll seinem Vater anvertraut und dieser ihn im Stich gelassen hatte. Zumindest hatte es sich so angefühlt. Fast schien es, als würden sich die Ereignisse nun wiederholen. Als würde der Kreis sich hier am Fenster wieder schließen.
    „Ich weiß es nicht. Er hat nicht genau gesagt, was er will. Er möchte mich sehen!“
    Einen Moment lang herrschte Stille zwischen ihnen.
    „Und? Wirst du dich mit ihm treffen?“, fragte Mike leise.
    „Ja. Er klang komisch. Irgendetwas ist mit ihm.“
    „Dann finde es heraus.“
    David drehte sich um und sah Mike seufzend an. „Stört es dich, wenn ich ihn wiedersehe?“
    „Sollte es das?“
    David lächelte. „Immerhin ist er mein Ex. Wir waren lange zusammen.“
    Mike ging auf David zu und nahm dessen Gesicht in seine Hände. „Hey, erst mal fühle ich ganz deutlich, dass du mich liebst – wie sehr du mich liebst. Er wird dich mir nicht wegnehmen können. Und zweitens glaube ich nicht, dass du als angehender Filmstar wieder hierher willst, um mit Alan das glückliche Paar auf dem Lande zu spielen. Geh ruhig und finde heraus, was er von dir will. Vielleicht fehlt ihm nur ein endgültiger Schlussstrich. Und ich weiß, wenn es das ist, was er will, dann wirst du ihn auch ziehen.“
    David nahm seinen Freund in die Arme und drückte ihn fest an sich. „Ich glaube, du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe!“, flüsterte er dankbar.
     
    ***
     
    Es war ein seltsames Gefühl, als David Alans Hand zur Begrüßung entgegennahm. Seltsam, weil sie sich früher nie auf diese Weise begrüßt hatten, und weil ihm eine Berührung Alans einmal so viel mehr gegeben hatte. David kam es wie ein unbeholfener Griff in die Vergangenheit vor. Es war beinahe erschreckend, welche Gier ihn einmal erfasst hatte, wie er darauf gebrannt hatte, dass Alans Hand ihn zärtlich streichelte, ihn liebkoste und wärmte. Heute löste sie nur noch emotionale Leere, fast schon Kälte in ihm aus.
    „Hallo, David. Danke, dass du gekommen bist.“
    „Hallo, Alan.“
    „Seit wann bist du wieder hier?“
    „Seit gestern. Heute Abend geht’s zurück.“
    Alan hob verwundert die Augenbrauen. „Heute schon?“
    David nickte. „Ja, wir müssen morgen wieder arbeiten!“
    Alan nickte verständnisvoll. „Wir! Ja, ich habe gesehen, dass du nicht allein hier bist. Ist er ... ist er ... dein Freund?“
    David nickte abermals.
    Alan vergrub die Hände in den Hosentaschen und trat verlegen mit den Füßen ein paar Steinchen zur Seite. „Wollen wir etwas die Straße hinaufgehen?“
    „Okay“, stimmte David zu und setzte sich in Bewegung.
    „Und wie ist es in L.A.? Hast du gefunden, was du gesucht hast?“, begann Alan das Gespräch.
    „Na, sagen wir mal: Ich bin dabei!“
    „Nun ja, zumindest hast du schnell einen neuen Freund gefunden.“
    David ignorierte bewusst die Spitze.
    Eine ganze Weile unterhielten sie sich über belanglose

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