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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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und trat ans Fenster. »In jeder anderen Stadt hätte man vielleicht eine Chance, aber nicht in Los Angeles. Eintausenddreihundert Quadratkilometer Stadt. Größer als New York, Chikago, San Franzisko und Philadelphia zusammengenommen. Wußten Sie das?«
    »Nein«, murmelte sie, ohne richtig hinzuhören. »Es gibt zu viele Verstecke«, fuhr er fort. »Zu viele Fluchtwege, zu viele Straßen, zu viele Flughäfen, Yachthäfen und anderes mehr. Wenn er schlau ist, hat er die Stadt längst verlassen. Dann ist er in Mexiko oder in Kanada.«
    »Das tut er nicht«, sagte sie.
    »Was wird er denn tun?«
    »Er wird ins Krankenhaus zurückkommen.«
    Es entstand eine Pause.
    »Ich dachte, sein Verhalten ließe sich nicht voraussagen?«
    »Es ist nur ein Gefühl«, sagte sie.
    »Dann wollen wir ins Krankenhaus fahren.«
    Die Neuropsychiatrische Forschungsabteilung glich einem Generalstabshauptquartier. Bis zum Montag durfte kein Patient besucht werden, nur die Mitarbeiter und die Polizei hatten Zutritt zu der Station. Aus unerfindlichen Gründen hatten sich alle Leute der Entwicklungsabteilung im vierten Stock versammelt, liefen mit besorgten Gesichtern hin und her und fürchteten offenbar, die öffentlichen Zuschüsse und ihre Jobs könnten in Gefahr sein. Ständig läuteten die Telefone. Reporter riefen an. McPherson hatte sich mit dem Verwaltungsrat des Krankenhauses in seinem Büro eingeschlossen. Ellis beschimpfte jeden, der näher als auf zehn Meter an ihn herankam. Morris war unauffindbar. Gerhard und Richards versuchten ein paar Telefonleitungen freizuhalten, um mit Hilfe eines anderen Computers ein Projektionsprogramm durchzuführen, aber die Leitungen waren dauernd besetzt.
    In der NPFA sah es grauenhaft aus. Die Aschenbecher liefen über, auf dem Fußboden lagen zerknüllte Kaffeebecher, überall standen Teller mit halbaufgegessenen »Hamburgers« und Wurstbrote herum, über den Stuhllehnen hingen Jacketts und Uniformjacken. Die Telefone läuteten ohne Unterlaß. Wenn jemand auflegte, klingelte der Apparat sofort wieder.
    Janet Ross saß mit Captain Anders in ihrem Büro und ging mit ihm Bensons Personenbeschreibung in der Fahndungsmeldung durch. Die Beschreibung war für den Computer verschlüsselt, aber in der Übersetzung ziemlich genau: Männlich, weiß, schwarzes Haar, braune Augen, 1,76 m groß, 34 Jahre alt. Besondere Merkmale: 312/3 Perücke und 319/1 Verbände am Hals. Mutmaßliche Bewaffnung: 40/11 Revolver.
    Andere Merkmale: 23/60 ungewöhnliches Benehmen -Hartnäckigkeit. Motiv des Verbrechens: 23/86 vermutlich geistesgestört.
    Janet Ross seufzte. »Eigentlich sind die Kategorien Ihrer Computerbeschreibung bei ihm nicht anwendbar.«
    »Das sind sie bei keinem«, sagte Anders. »Wir können nur hoffen, daß sie genau genug sind, damit jemand ihn identifiziert. Wir haben auch sein Foto weitergegeben. Ein paar hundert Vergrößerungen werden gerade hergestellt und in der ganzen Stadt verteilt. Das wird uns sicher weiterhelfen.«
    »Und was geschieht nun?« fragte Janet. »Wir müssen warten«, antwortete er. »Es sei denn, Ihnen fiele eine Stelle ein, wo er sich vielleicht versteckt halten könnte.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann können wir nur abwarten«, sagte er.

12
    Der Raum war groß, niedrig, weiß gekachelt und durch Leuchtstoffröhren an der Decke hell erleuchtet. Sechs Tische mit Platten aus rostfreiem Stahl standen in einer Reihe und waren mit einem Abfluß auf der einen Seite des Raums verbunden. Fünf der Tische waren leer, auf dem sechsten lag Angela Blacks Leiche. Zwei Pathologen der Polizei und Morris beugten sich darüber und nahmen die Autopsie vor.
    Morris hatte in seiner medizinischen Laufbahn schon viele Leichen seziert, aber in der Anatomie ging man doch anders vor. Hier verbrachten die Pathologen fast eine halbe Stunde mit Fotoaufnahmen und der genauen Inspektion der Hautoberfläche, bevor sie den ersten Schnitt führten. Sie beschäftigten sich eingehend mit den äußeren Merkmalen der Stichverletzungen und den sogenannten »Dehnungsschäden« im Wundbereich, Einer der Pathologen erläuterte, daß diese Beschädigungen auf einen stumpfen Gegenstand hindeuteten. Er durchschnitt die Haut nicht, sondern spannte sie nur stark und brachte sie dadurch zum Zerreißen. Dann erst drang das Werkzeug ein. Aber der erste Riß lag immer etwas vor dem danach entstandenen Wundkanal. Die Pathologen machten ferner darauf aufmerksam, daß an mehreren Stellen Körperhaare in die Wunden eingedrungen

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