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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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anderen Kontinent aus mit Hilfe von Roboterhänden über Satelliten Operationen ausführen. Ein wirklich verrückter Gedanke, der aber unter seinen Kollegen von der Chirurgie einige Unruhe ausgelöst hatte.
    »Auf der Schnellstraße nach Ventura, westlich von Haskell, Behinderungen durch einen Verkehrsunfall, an dem zwei Fahrzeuge beteiligt sind. Nach der Computerberechnung achtzehn Meilen pro Stunde.«
    Er hörte aufmerksam dem Verkehrsbericht zu. Computer oder nicht - die Verkehrsberichte waren von entscheidender Bedeutung für jeden Einwohner von Los Angeles. Man gewöhnte sich an, automatisch hinzuhören, so wie die Leute in anderen Landesteilen sich automatisch den Wetterbericht anhören.
    Morris war aus dem Bundesstaat Michigan nach Kalifornien gekommen. In den ersten Wochen hatte er immer wieder andere Leute gefragt, wie das Wetter morgen oder übermorgen sein würde. Das schien ihm für einen Neuling der richtige Anknüpfungspunkt für Gespräche zu sein. Aber die Leute hatten ihn nur seltsam und erstaunt angesehen. Erst später ging ihm auf, daß er sich an einem der wenigen Orte der Welt befand, an denen das Wetter niemanden interessierte, weil es doch stets mehr oder weniger dasselbe war. Man sprach einfach nicht darüber. Aber die Automobile!
    Sie waren fast zu einer Zwangsvorstellung geworden. Jeder interessierte sich dafür, was für einen Wagen man fuhr, wie er einem gefiel, ob er zuverlässig sei, welche Störungen auftraten. Genauso interessant waren Erlebnisse mit Autos, komplizierte Fahrstrecken, zufällig entdeckte Abkürzungen, selbst beobachtete Unfälle -das waren gängige Gesprächsthemen. In Los Angeles wurde alles ernst genommen, was sich um Autos drehte, und man hatte stets Gesprächsstoff.
    Wie idiotisch das alles war, ging aus der Bemerkung eines Astronomen hervor, der gesagt hatte, wenn die Marsbewohner ein Fernrohr auf Los Angeles richteten, würden sie vermutlich zu dem Schluß gelangen, daß dort das Auto die vorherrschende Lebensform darstellte. In gewisser Weise stimmte das sogar.
    Er stellte seinen Wagen auf den Parkplatz des Marina-Flughafenhotels ab und betrat die Halle. Das Gebäude stellte eine für Kalifornien typisch bizarre Mischung dar: eine Art japanisches Teehaus aus Plastik und Neon. Die Bar war um 5 Uhr nachmittags dunkel und fast menschenleer. In einer Ecke saßen zwei Stewardessen hinter ihren Gläsern und unterhielten sich halblaut. Zwei Geschäftsleute hockten an der Bar ; und der Mixer starrte gelangweilt ins Leere.
    Morris schob sich auf einen Barhocker. Als der Mann hinter der Theke näher kam, zeigte Morris ihm Bensons Foto. »Haben Sie diesen Mann schon mal gesehen?«
    »Was darf’s denn sein?« fragte der Mixer.
    Morris deutete auf das Bild.
    »Das hier ist eine Bar, wir verkaufen Alkohol.«
    Morris beschlich ein seltsames Gefühl. Es überkam ihn manchmal zu Beginn einer Operation, wenn er sich wie der Chirurg in einem Kinofilm fühlte. Alles war so theatralisch. Jetzt war er plötzlich zum Privatdetektiv geworden.
    »Er heißt Benson«, sagte Morris, »und ich bin sein Arzt. Er ist schwerkrank.«
    »Was hat er denn?«
    Morris seufzte. »Haben Sie ihn schon einmal gesehen?«
    »Klar, oft genug. Heißt er nicht Harry?«
    »Stimmt, Harry Benson. Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Vor einer Stunde.« Er zuckte die Achseln. »Was fehlt ihm denn?«
    »Epilepsie. Es ist wichtig, daß wir ihn finden. Wissen Sie, wohin er gegangen ist?«
    »Epilepsie? So eine Scheiße.« Der Barmixer griff nach dem Foto und betrachtete es aufmerksamer im Schein einer Bierreklame hinter der Bar. »Ja, das ist er, er hat nur sein Haar schwarz gefärbt.«
    »Wissen Sie, wohin er gegangen ist?«
    »Er machte aber gar keinen kranken Eindruck. Sind Sie ganz sicher …?«
    »Ob Sie wissen, wohin er gegangen ist!«
    Es entstand eine längere Pause. Der Barmixer zog ein grimmiges Gesicht. Morris bedauerte seinen scharfen Ton. »Sie sind alles andere, nur kein Arzt«, sagte der Mixer. »Hauen Sie ab.«
    »Ich brauche aber Ihre Hilfe«, sagte Morris. »Die Zeit drängt.« Er klappte seine Brieftasche auf und holte Ausweise, Kreditkarten, kurzum alles heraus, was ihn als Arzt auswies.
    Er breitete alles auf der Theke aus.
    Der Barmixer warf nicht einmal einen Blick darauf. »Er wird außerdem von der Polizei gesucht«, sagte Morris.
    »Hab’ ich mir gedacht.«
    »Wenn Sie nichts sagen wollen, kann ich auch einen Polizisten herbeirufen. Vermutlich machen Sie sich der Beihilfe zu einem

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