Endstation
Mord schuldig.«
Morris fand, daß das ganz gut klang. Zumindest sehr dramatisch.
Der Barmixer hob einen Ausweis hoch, blinzelte und legte ihn wieder hin. »Ich weiß gar nichts«, sagte er. »Er ist gelegentlich hier, das ist alles.«
»Wo ist er heute hingegangen?«
»Weiß ich nicht, er ist mit Joe weggegangen.«
»Wer ist Joe?«
»Ein Mechaniker von der Spätschicht bei United.«
»United Air Lines?«
»Richtig«, sagte der Barmixer. »Aber was soll das …«
Morris war schon unterwegs.
Von der Hotelhalle aus rief er das Universitätskrankenhaus an und ließ sich mit Captain Anders verbinden.
»Hier Anders.«
»Hören Sie, Captain, hier spricht Morris. Ich bin auf dem Flughafen. Und ich habe Bensons Spur gefunden. Vor ungefähr einer Stunde wurde er in der Bar des Marina-Flughafenhotels gesehen. Er ist zusammen mit einem Mechaniker namens Joe weggegangen. Der Mann arbeitet in der Spätschicht bei United.«
Es blieb eine Weile still. Morris vernahm die kratzenden Geräusche eines Bleistifts. »Ich hab’s«, sagte Anders. »Noch etwas?«
»Nein.«
»Wir schicken sofort ein paar Wagen los. Glauben Sie, daß er zu den Hangars von United gegangen ist?«
»Vermutlich.«
»Unsere Streifenwagen sind gleich dort.«
»Und was ist …?«
Morris brach ab und betrachtete den Hörer in seiner Hand. Die Leitung war schon tot. Er holte tief Luft und überlegte, was er nun machen sollte. Eigentlich war alles weitere Angelegenheit der Polizei. Benson war gefährlich. Morris wußte, daß er ihn eigentlich der Polizei überlassen sollte.
Andererseits erhob sich die Frage, wie lange es dauern konnte, bis die Beamten hier waren. Wo lag die nächste Polizeistation? War es Inglewood? Oder Culver City? Bei dem Stoßverkehr würden sie mit Rotlicht und Sirene mindestens zwanzig Minuten brauchen. Vielleicht auch eine halbe Stunde.
Das war zu lange. In einer halben Stunde konnte Benson längst weg sein. Zumindest im Auge behalten müsste man ihn. Morris nahm sich vor, Benson aufzuspüren und ihn zu beobachten.
Er wollte sich nicht einmischen, aber er hatte auch nicht die Absicht, ihn fliehen zu lassen.
Auf dem großen Blechschild stand UNITED AIRLINES - NUR FÜR BETRIEBSANGEHÖRIGE.
Unter dem Schild war das Wächterhaus. Morris hielt an und beugte sich aus dem Wagen.
»Ich bin Doktor Morris und suche einen gewissen Joe.«
Morris bereitete sich innerlich auf umständliche Erläuterungen vor. Aber dem Wächter schien die Sache gleichgültig zu sein.
»Joe hat sich vor ungefähr zehn Minuten hier gemeldet. Er ist in Hangar sieben.«
Morris sah vor sich drei mächtige Flugzeughallen mit Parkplätzen dahinter. »Welche Halle ist Nummer sieben?«
»Ganz links«, antwortete der Wächter. »Weiß auch nicht, was er dort wollte. Er hatte Besuch mit.«
»Besuch?«
»Er hat im Kontrollbuch einen Gast angemeldet.« Der Mann warf einen Blick in eine Liste. »Einen Mister Benson. Er hat ihn mit nach Nummer sieben genommen.«
»Was gibt es dort?«
»Dort wird eine DC-10 überholt. Gearbeitet wird nicht, weil man auf ein neues Triebwerk wartet, das dauert bestimmt noch eine Woche. Vielleicht wollte er ihm die Maschine zeigen.«
»Danke«, sagte Morris. Er fuhr durch das Tor hinüber auf den Parkplatz und stellte seinen Wagen dicht am Hangar 7 ab. Er stieg aus, dann überlegte er. Er wußte nicht einmal, ob sich Benson in dem Hangar aufhielt oder nicht. Das müßte man zunächst überprüfen, dachte er. Sonst machte er sich eventuell zum Narren, wenn die Polizei kam. Er saß vielleicht auf dem Parkplatz herum, während Benson entschlüpfte.
Also sehen wir lieber nach, sagte er sich. Er hatte keine Angst. Er war jung und in guter körperlicher Verfassung. Natürlich war ihm klar, wie gefährlich Benson war. Er war darauf vorbereitet, und das genügte. Besonders gefährlich war Benson für Leute, die von der Eigenart seiner Krankheit nichts wußten.
Er beschloß, rasch einen Blick in den Hangar zu werfen und sich davon zu überzeugen, ob Benson sich darin aufhielt.
Der Hangar war ein riesiges Gebäude, das bis auf die mächtigen Schiebetore zur Aufnahme der Flugzeuge anscheinend keine Türen hatte. Die Tore waren geschlossen. Wie gelangte man hinein?
Er ließ prüfend den Blick über die Fassade schweifen, die hauptsächlich aus rostigem Eisen bestand. Da entdeckte er an der linken Ecke eine normale Eingangstür. Er stieg wieder in den Wagen, fuhr hinüber, parkte ihn dort und betrat den Hangar.
Drinnen war es
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