Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
Computer bauen von der Größe eines Schreibtisches, der Tausende Milliarden von Nervenzellen enthielt. Er würde überdies bei geringem Energieaufwand optimal arbeiten, die Wärmeabgabe wäre unerheblich und der Abfall gering. Dieser organische Computer mußte auf unserem Planeten mit Abstand das intelligenteste Gebilde sein. Und das war Form Q.
    In einer ganzen Anzahl von Laboratorien und staatlichen Forschungsstellen wurde bereits an den Teilaufgaben gearbeitet. Schon zeichneten sich Erfolge ab.
    Aber das Faszinierendste für McPherson war gar nicht die Verwirklichung dieses superintelligenten, organischen Computers. Darin sah er eigentlich nur ein Nebenprodukt. Was ihn weitaus mehr interessierte, war die Möglichkeit einer organischen Prothese für das menschliche Gehirn.
    Hatte man erst einmal einen organischen Computer entwickelt - einen Computer, der sich aus lebenden Zellen zusammensetzte, seine Energie aus dem Stoffwechsel bezog und der mit angereichertem Blut ernährt wurde -, dann konnte man ihn auch auf einen Menschen übertragen. Das Ergebnis wäre dann ein menschliches Wesen mit zwei Gehirnen.
    Wie mochte es wohl aussehen? Das konnte sich nicht mal McPherson vorstellen. Natürlich waren noch beachtliche Probleme zu lösen: Die Verbindung der beiden, die räumliche Zuordnung zueinander, die mögliche Rivalität zwischen dem alten Gehirn und dem neuen Transplantat. Aber bis 1986 war genügend Zeit, diese Sachfragen zu lösen. Schließlich hatte man noch 1950 die Idee eines bemannten Mondfahrzeuges als absurd abgetan.
    Form Q - zur Zeit noch eine reine Vision, die sich aber mit Hilfe entsprechender Mittel durchaus würde verwirklichen lassen. Von alldem war McPherson fest überzeugt gewesen bis zu dem Augenblick, als Benson aus dem Krankenhaus entwichen war. Nun sah alles anders aus.
    Ellis schob den Kopf herein.
    »Will jemand Kaffee?«
    »Ja«, sagte McPherson. Er sah hinüber zu Morris.
    »Nein«, murmelte Morris und stand auf. »Ich glaube, wir sollten uns noch einmal die Bänder mit den Benson-Interviews anhören.«
    »Eine gute Idee«, sagte McPherson gegen seine Überzeugung. Aber ihm war jetzt wichtiger, Morris mit irgend etwas zu beschäftigen, damit er aktiv blieb. Morris und Ellis gingen. McPherson blieb allein zurück - allein mit seinen vielfarbigen Graphiken.

11
    Bis 12 Uhr mußte Janet Ross Erklärungen abgeben und Fragen beantworten. Sie war hundemüde. Der Whisky hatte sie zwar beruhigt, aber auch noch müder gemacht. Gegen Ende des Gesprächs stolperte sie über Worte, verlor sie den Faden, mußte sie sich korrigieren, weil sie nicht mehr präzise das ausdrücken konnte, was sie wollte. Noch nie in ihrem Leben war sie so erschöpft und so benommen vor Müdigkeit gewesen.
    Anders hingegen war hellwach. Er fragte: »Was glauben Sie, wo Benson sich jetzt aufhält? Wohin könnte er sich wenden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kann niemand sagen. In dem Zustand nach einem Anfall - wir nennen das postictum - ist der Mann unberechenbar.«
    »Sie sind doch seine Psychiaterin«, sagte Anders. »Sie müssen eigentlich eine Menge über ihn wissen. Gibt es nicht irgendeine Möglichkeit, seine Handlungsweise vorauszusagen?«
    »Nein«, sagte sie. »Herrgott, diese Müdigkeit.« Warum begriff er nicht. »Bensons Zustand ist nicht normal, er ist fast psychotisch und verwirrt, er hat zahlreiche Stimulationen erhalten und ebenso häufig Anfälle gehabt. Er ist zu allem imstande.«
    »Wenn er verwirrt ist …« Anders verstummte. »Wie würde er sich im Zustand der Geistesverwirrung verhalten?«
    »Hören Sie«, sagte Janet. »Es hat keinen Zweck. Diese Überlegungen führen zu nichts. Er ist wirklich zu allem imstande.«
    »Okay«, sagte Anders. »Ich muß das wohl so hinnehmen.« Er streifte sie mit einem kurzen Blick und trank seinen Kaffee aus.
    Warum in aller Welt läßt er mich nicht in Ruhe, überlegte sie. Sein Bemühen, Bensons Verhaltensweise psychologisch zu ergründen und ihm dadurch auf die Spur zu kommen, war einfach lächerlich. Außerdem wußte jeder, wie die Sache enden würde. Irgend jemand würde Benson ausfindig machen und ihn niederschießen. Dann war alles aus. Benson selbst hatte gesagt … Sie dachte angestrengt nach. Was hatte er doch gesagt? Irgend etwas darüber, wie alles enden würde. Aber wie hatte er sich dabei ausgedrückt? Seine Worte fielen ihr nicht mehr ein. In ihrer Angst hatte sie nicht genau darauf geachtet.
    »Es gibt unlösbare Fälle«, sagte Anders, stand auf

Weitere Kostenlose Bücher