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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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würden ihn auf halbem Wege niederstrecken Er war dennoch versucht, es zu riskieren.
    »Und wissen Sie, Kardinal Du Noyer«, fuhr Lourdusamy fort, als wäre nichts Schreckliches enthüllt, nichts Unaussprechliches ausgesprochen worden, »wie diese Menschen, diese Nichtchristen, leblos gehalten werden?«
    Leblos gehalten, dachte Isozaki, der Euphemismen immer gehasst hatte.
    Ermordet, du Dreckskerl!
    »Nein«, sagte Kardinal Du Noyer. »Meine Aufgabe als Präfektin des Cor Unum besteht lediglich darin, dem Opus Dei die nötigen Transportmittel zur Verfügung zu stellen, damit sie ihrer Pflicht nachkommen können. Die Ziele der Schiffe und was geschehen ist, bevor meine Frachter gebraucht werden, ist nicht – und war nie – meine Sache.«
    Isozaki ging auf dem Steinboden auf ein Knie, nicht um zu beten, sondern weil er einfach nicht mehr stehen konnte. Wie viele Jahrhunderte, Götter meiner Vorfahren, haben Mittäter bei Massenmorden so geantwortet? Seit Horace Glennon-Height. Seit dem legendären Hitler. Seit...  ewigen Zeiten.
    »Danke, Kardinal Du Noyer«, sagte Lourdusamy.
    Die alte Frau trat zurück.
    Es war unglaublich, aber der Papst erhob sich und trat nach vorn, wobei seine weißen Schuhe leise Geräusche auf dem Stein erzeugten. Seine Heiligkeit ging zwischen den glotzenden Anwesenden hindurch – vorbei an Kardinal Mustafa und Pater Farrell, Kardinal Lourdusamy und Monsignore Oddi, Kardinal Du Noyer und dem namenlosen Monsignore hinter ihr, an den Kissen, auf denen die Offiziere der Pax-Flotte gekniet hatten, an den Aufsichtsräten Aron und Hay-Modhino und Anna Pelli Cognani, direkt zu dem knienden Isozaki, der kurz davor war, sich zu übergeben, während schwarze Pünktchen vor seinen Augen tanzten.
    Seine Heiligkeit legte dem Mann, der noch in diesem Augenblick erwog, ob er versuchen sollte, ihn zu töten, eine Hand auf den Kopf.
    »Stehen Sie auf, mein Sohn«, sagte der Massenmörder von Milliarden.
    »Stehen Sie auf, und hören Sie zu. Wir befehlen es Ihnen.«
    Isozaki stand breitbeinig und schwankend auf. Seine Arme und Hände kribbelten, als hätte jemand mit einem Neuralschocker auf ihn gezielt, aber er wusste, dass es sein eigener Körper war, der ihn im Stich ließ. In diesem Augenblick hätte er gar niemandem die Finger um den Hals legen können.
    Es war schwer genug, auch nur aufrecht zu stehen.
    Papst Urban XVI. streckte eine Hand aus, legte sie Isozaki auf die Schulter und stützte ihn. »Hören Sie zu, Bruder in Christo. Hören Sie zu.«
    Seine Heiligkeit drehte den Kopf und neigte die Mitra nach vorn.
    Ratgeber Albedo trat an den Rand des flachen Podests und begann zu sprechen.
    »Euer Heiligkeit, Eure Exzellenzen, verehrte Vorstandsmitglieder«, sagte der Mann in Grau. Albedos Stimme war so glatt wie sein Haar, wie der Blick seiner grauen Augen, wie die Seide seines grauen Capes.
    Kenzo Isozaki bebte, als er sie hörte. Er erinnerte sich an die Qualen und die Peinlichkeit des Augenblicks, als Albedo die Kruziform des Präsidenten in eine Gussform der Schmerzen verwandelt hatte.
    »Bitte sagen Sie uns, wer Sie sind«, grollte Lourdusamy in seinem umgänglichsten Tonfall.
    Persönlicher Ratgeber Seiner Heiligkeit Papst Urban XVI. Kenzo Isozaki war darauf vorbereitet, das zu hören. Über Albedos graue Präsenz wurde schon seit Jahrzehnten gemunkelt. Er wurde niemals anders genannt als persönlicher Ratgeber Seiner Heiligkeit.
    »Ich bin ein künstliches Gebilde, ein Cybrid, von Elementen der KI des TechnoCore geschaffen«, sagte Ratgeber Albedo. »Ich bin hier als Repräsentant dieser Elemente des Core.«
    Alle in dem Raum wichen einen Schritt vor Albedo zurück, ausgenommen Seine Heiligkeit und Kardinal Lourdusamy. Niemand sagte etwas, niemand stöhnte oder schrie auf, aber der animalische Geruch von Grauen und Ekel in der kleinen Kapelle hätte nicht stärker sein können, wenn das Shrike plötzlich mitten unter ihnen aufgetaucht wäre. Kenzo Isozaki spürte die Finger des Papstes noch fest auf seiner Schulter. Er fragte sich, ob seine Heiligkeit das Pochen seines Pulses durch Fleisch und Knochen spüren konnte.
    »Die menschlichen Wesen, die von den Welten, die Kardinal du Noyer aufgezählt hat, abtransportiert wurden, werden durch Technologie des Core... leblos gehalten, mit Roboterschiffen des Core befördert und durch Techniken des Core gelagert«, fuhr Albedo fort. »Wie Kardinal Du Noyer berichtete, wurden in den vergangenen sieben Jahren rund sieben Milliarden Nichtchristen auf

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