Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
identifiziert werden. Alle waren wie die Opfer von Arafatkaffiyeh aufgeschlitzt und zerstückelt worden.«
»Es gab keine Überlebenden? Niemand konnte wieder erweckt werden?«
»Niemand.«
»War Ihrer Meinung nach, Kardinal Mustafa, das Dämonengeschöpf Shrike für den Tod der Besatzungsmitglieder der S. H. M. S. Saigon Maru verantwortlich?«
»Meiner Meinung nach ja, Eure Exzellenz.«
»Und Ihrer Meinung nach, Kardinal Mustafa, war das Shrike auch verantwortlich für den Tod der 67776 anderen Leichen, die an Bord der Saigon Maru entdeckt wurden?«
Mustafa zögerte nur eine Sekunde. »Meiner Meinung nach, Eure Exzellenz«, er drehte den Kopf und verneigte sich vor dem Mann auf dem Stuhl, »Euer Heiligkeit, stimmte die Todesursache der rund siebenundsechzigtausend Männer, Frauen und Kinder, die an Bord der Saigon Maru entdeckt wurden, nicht mit den Wunden der Opfer auf dem Mars überein, auch nicht mit Schilderungen früherer Angriffe des Shrike.«
Kardinal Lourdusamy kam raschelnd einen Schritt vorwärts. »Und Ihren forensischen Experten des Heiligen Offiziums zufolge, Kardinal Mustafa, was war die Todesursache der Menschen, die an Bord dieses Frachters entdeckt wurden?«
Kardinal Mustafa hielt den Blick beim Sprechen gesenkt. »Eure Exzellenz, weder die forensischen Spezialisten des Heiligen Offiziums noch der Pax-Flotte konnten eine Todesursache bei diesen Menschen feststellen.
Tatsächlich...«, Mustafa verstummte.
»Tatsächlich«, fuhr Lourdusamy an seiner Stelle fort, »ließen die Toten an Bord der Saigon Maru, abgesehen von der Besatzung, keinerlei ersichtliche Todesursache oder Attribute des Todes erkennen, ist das nicht korrekt?«
»Das ist korrekt, Eure Exzellenz.« Mustafa ließ den Blick über die anderen Würdenträger in der Kapelle schweifen. »Sie lebten nicht, aber sie...
ließen keinerlei Anzeichen von Verwesung, postmortaler Blässe, Verfall des Gehirns erkennen... keine der üblichen Folgen des physischen Todes.«
»Aber sie waren nicht am Leben?«, beharrte Lourdusamy.
Kardinal Mustafa rieb sich die Wangen. »Es stand nicht in unserer Macht, sie wieder zu beleben, Eure Exzellenz. Es stand nicht in unserer Macht, Hinweise auf Hirn- oder Zellaktivität zu finden. Sie waren wie...
abgeschaltet.«
»Und was geschah mit dem Schüttgutfrachter S. H. M. S. Saigon Maru, Kardinal Mustafa?«
»Captain Womak hat eine Besatzung von der Jibril abkommandiert«, sagte der Großinquisitor. »Wir kehrten unverzüglich nach Pacem zurück, um den Fund zu melden. Die Saigon Maru startete mit einem traditionellen Hawking-Antrieb, von vier Kriegsschiffen mit Hawking-Antrieb eskortiert, und sollte im nächstgelegenen Pax-System mit einem Pax-Stützpunkt... Barnards System, glaube ich... in... äh... drei Standardwochen eintreffen.«
Lourdusamy nickte langsam. »Danke, Großinquisitor.« Der Staatssekretär ging zu einer Stelle nahe beim Stuhl des Papstes, verneigte sich vor dem Altar und bekreuzigte sich, als er den Mittelgang überquerte. »Euer Heiligkeit, ich würde vorschlagen, dass nun Ihre Exzellenz Kardinal Du Noyer zu Wort kommt.«
Papst Urban hob eine Hand wie zum Segen. »Wir würden gern die Aussage von Kardinal Du Noyer hören.«
Kenzo Isozakis Gedanken wirbelten durcheinander. Warum sagte man ihnen das alles? Welchem Zweck konnte es dienen, dass die Führungsriege des Pax Merkantilus das alles hörte? Isozaki war das Blut gefroren, als er das Todesurteil für Admiral Aldikacti gehört hatte. War dies das Schicksal, das ihnen allen bevorstand?
Nein, wurde ihm klar. Aldikacti war wegen schlichter Inkompetenz zu Exkommunikation und Tod verurteilt worden. Wenn Mustafa, Pelli Cognani, er selbst und die anderen der einen oder anderen Form des Verrats bezichtigt werden sollten, dann wäre ihr Schicksal alles andere als eine schnelle, einfache Hinrichtung. Die Schmerzmaschinen im Castel Sant’ Angelo würden Jahrhunderte summen und knirschen.
Kardinal Du Noyer hatte offenbar beschlossen, als alte Frau aufzuerstehen.
Wie die meisten älteren Menschen schien sie sich bester Gesundheit zu erfreuen – sie hatte alle Zähne, nur minimale Falten, klare und strahlende dunkle Augen –, aber sie zog es auch vor, mit weißem Haar – fast bis zur Kopfhaut geschoren – und straff über den Wangenknochen gespannter Haut gesehen zu werden. Sie begann ohne Umschweife.
»Euer Heiligkeit, Exzellenzen, andere hohe Herrschaften, ich erscheine hier und heute als Präfektin und Präsidentin des Cor
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