Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Unum und de facto als Sprecherin der unter dem Namen Opus Dei bekannten privaten Organisation. Aus Gründen, die bald offenkundig sein werden, konnte und sollte die Führungsriege des Opus Dei heute an diesem Tag nicht anwesend sein.«
»Fahren Sie fort, Eure Exzellenz«, sagte Kardinal Lourdusamy.
»Der Schüttgutfrachter, die S. H. M. S. Saigon Maru, wurde vom Cor Unum für das Opus Dei gekauft, vor der Verschrottung bewahrt und der Organisation vor sieben Jahren übergeben.«
»Zu welchem Zweck, Eure Exzellenz?«, fragte Lourdusamy.
Kardinal Du Noyers Blick wanderte von einem Gesicht in der kleinen Kapelle zum nächsten; als sie bei seiner Heiligkeit angelangt war, schlug sie respektvoll die Augen nieder. »Zu dem Zweck, die leblosen Körper von Millionen Menschen zu transportieren, wie sie in diesem Frachter, der seine Reise unterbrechen musste, gefunden wurden, Exzellenzen, Euer Heiligkeit.«
Die vier Aufsichtsräte des Merkantilus gaben ein Geräusch von sich, das nicht ganz ein Stöhnen war, aber lauter als ein bloßes Luftholen.
»Leblose Körper...«, wiederholte Kardinal Lourdusamy, aber mit dem ruhigen Tonfall eines Staatsanwalts, der schon vorher weiß, wie die Antworten auf alle Fragen ausfallen werden. »Leblose Körper von wo, Kardinal Du Noyer?«
»Von allen Welten, die das Opus Dei bestimmt, Eure Exzellenz«, sagte Du Noyer. »In den vergangenen fünf Jahren gehörten zu diesen Welten Hebron, Qom-Riyadh, Fuji, Nevermore, Sol Draconi Septem, Parvati, Tsingtao-Hsishuang Panna, Neu Mekka, Mao Vier, Ixion, die Lambert-Ring-Territorien, Sibiatus Verbitterung, Mare Infinitus’ Nördliche Untiefen, der terrageformte Mond von Renaissance Minor, Neu-Harmonie, die Neue Erde und Mars.«
Alles Welten außerhalb des Pax, dachte Kenzo Isozaki. Oder Welten, wo der Pax kaum Einfluss hat.
»Und wie viele Körper haben diese Frachter von Cor Unum und Opus Dei transportiert, Kardinal Du Noyer?«, fragte Lourdusamy mit seiner leise grollenden Stimme.
»Rund sieben Milliarden, Eure Exzellenz«, sagte die alte Frau.
Kenzo Isozaki konzentrierte sich darauf, sein Gleichgewicht zu wahren.
Sieben Milliarden Körper. Ein Schüttgutfrachter wie die Saigon Maru konnte vielleicht hunderttausend Leichen befördern, wenn sie wie Holzscheite gestapelt wurden. Die Saigon Maru müsste rund siebzigtausend Flüge unternehmen, um sieben Milliarden Menschen von Sternsystem zu Sternsystem zu befördern. Absurd. Es sei denn, es gab Hunderte Schüttgutfrachter... viele davon in der neueren Nova-Klasse... auf Hunderten oder Tausenden von Flügen. Jede der Welten, die Du Noyer erwähnt hatte, war in den letzten vier Jahren für den Pax Merkantilus verboten gewesen – wegen Handels- oder diplomatischen Disputen mit dem Pax unter Quarantäne gestellt.
»Das alles sind nichtchristliche Welten.« Isozaki stellte fest, dass er laut gesprochen hatte. Es war die größte Disziplinlosigkeit, die er sich je hatte zuschulden kommen lassen. Die Männer und Frauen in der Kapelle drehten die Köpfe in seine Richtung.
»Alles nichtchristliche Welten«, wiederholte Isozaki und verzichtete sogar auf die offiziellen Anredeformen der anderen Anwesenden. »Oder christliche Welten mit einer hohen nichtchristlichen Population, wie zum Beispiel Mars oder Fuji oder Nevermore. Cor Unum und Opus Dei haben Nichtchristen ausgerottet. Aber warum ihre Leichen transportieren? Warum ließ man sie nicht einfach auf ihren Heimatwelten verwesen und brachte dann die Pax-Kolonisten hin?«
Seine Heiligkeit hielt eine Hand hoch. Isozaki verstummte. Der Papst nickte in die Richtung von Kardinal Lourdusamy.
»Kardinal Du Noyer«, sagte der Kardinal-Staatssekretär, als hätte Isozaki nichts gesagt, »welches war das Ziel dieser Frachter?«
»Das weiß ich nicht, Eure Exzellenz.«
Lourdusamy nickte. »Und wer hat dieses Projekt befohlen, Kardinal Du Noyer?«
»Die Kommission für Frieden und Gerechtigkeit, Eure Exzellenz.«
Isozaki drehte ruckartig den Kopf. Die Kardinal hatte gerade die Verantwortung für diese Abscheulichkeit... diesen beispiellosen Massenmord...
direkt einem Mann zur Last gelegt. Die Kommission für Frieden und Gerechtigkeit hatte einen, und nur einen einzigen Präfekten... Papst Urban XVI., den früheren Papst Julius XIV. Isozaki senkte den Blick auf die Schuhe des Fischers und überlegte, ob er sich auf den Teufel stürzen und versuchen sollte, die Hände um den dürren Hals des Papstes zu legen. Er wusste, die stummen Wachen in den Ecken
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