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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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setzte das Gewehrfeuer ein. Die drei mit den Flinten eröffneten es gleichzeitig und schossen so schnell, wie sie Patronenhülsen auswerfen konnten. Der Strahl der Energiewaffe glitt über den Sumpf; der violette Lichtstrahl war deutlich im Morgennebel zu erkennen.
    Die erste Ente musste von zwei oder drei Schrotgarben gleichzeitig getroffen worden sein: Sie flog in einer Explosion von Federn und Eingeweiden auseinander. Die zweite legte die Flügel an und stürzte, jeglicher Anmut und Schönheit beraubt, herab. Die dritte Ente schwenkte nach rechts, fing sich dicht über der Wasseroberfläche und schlug heftig mit den Flügeln, um wieder an Höhe zu gewinnen. Der Energiestrahl folgte ihr und schnitt durch Blätter und Zweige wie eine lautlose Sichel. Wieder knallten die Flinten, aber die Ente schien ihre Zielrichtung vorausgeahnt zu haben. Der Vogel näherte sich im Sturzflug dem See, schwenkte hart nach rechts und flog direkt auf den Zufluss zu.
    Direkt auf Izzy und mich zu.
    Der Vogel war nicht mehr als zwei Meter über der Wasseroberfläche.
    Seine Flügel schlugen heftig, sein ganzer Körper war auf die Flucht konzentriert, und mir wurde klar, dass er unter den Bäumen hindurch genau in die Öffnung des Zuflusses fliegen würde. Obwohl das ungewöhnliche Flugmuster des Vogels ihn zwischen mehrere Schusspositionen gebracht hatte, feuerten alle vier Männer immer noch.
    Ich stieß das Skiff mit dem rechten Fuß aus der Deckung der Farne heraus. »Feuer einstellen!«, rief ich in dem Kommandoton, den ich mir im Verlauf meiner kurzen Karriere als Sergeant der Heimatgarde angeeignet hatte. Zwei von ihnen gehorchten. Eine Flinte und das Energiegewehr schossen weiter. Die Ente strauchelte nicht einmal, als sie einen Meter links von uns das Skiff passierte.
    Izzys ganzer Körper erbebte, sie schien das Maul vor Überraschung noch weiter aufzusperren, als die Ente tief an uns vorbeiflatterte. Die Flinte schoss nicht weiter, aber ich konnte sehen, wie der violette Energiestrahl durch den aufsteigenden Nebel auf uns zuglitt. Ich brüllte und zog Izzy zwischen die Bootsduchten herunter.
    Die Ente entkam dem Tunnel der Chalmabäume hinter uns und schlug mit den Flügeln, um Höhe zu gewinnen. Plötzlich roch die Luft nach Ozon, und eine schnurgerade Flammenlinie raste über das Heck des Boots. Ich warf mich flach auf den Boden des Skiffs, packte Izzys Halsband und zog sie damit näher zu mir.
    Der violette Lichtstrahl verfehlte meine gekrümmten Finger und Izzys Halsband um einen Millimeter. Ich sah kurz einen fragenden Blick in Izzys aufgeregt blickenden Augen aufleuchten, dann versuchte sie, den Kopf an meine Brust zu drücken, wie sie es als Welpe getan hatte, wenn sie versuchte, Bußfertigkeit zu demonstrieren. Bei dieser Bewegung wurden ihr Kopf und der Teil des Halses über dem Halsband vom Rumpf abgetrennt und fielen mit einem leisen Platschen über den Bootsrand. Ich hielt noch das Halsband und spürte noch ihr Gewicht an mir, und ihre Vorderpfoten zuckten an meiner Brust. Dann spritzte Blut aus den Arterien des sauber abgetrennten Halses auf mich, und ich rollte mich zur Seite und stieß den zuckenden, geköpften Kadaver meiner Hündin von mir. Ihr Blut war warm und schmeckte nach Kupfer.
    Der Energiestrahl schwenkte wieder zurück, trennte einen Meter von dem Skiff entfernt einen schweren Chalmazweig vom Stamm ab und erlosch danach, als hätte er niemals existiert.
    Ich richtete mich auf und sah über den See zu M. Herrig. Der dicke Mann zündete sich eine Zigarre an; das Energiegewehr hatte er auf den Knien liegen. Der Rauch seiner Zigarre vereinigte sich mit den Nebelschwaden, die immer noch vom Sumpf aufstiegen.
    Ich glitt über den Rand des Skiffs ins brusthohe Wasser. Izzys Blut bildete Schlieren rings um mich herum, während ich auf M. Herrig zuging.
    Er hob das Energiegewehr hoch und hielt es schräg vor der Brust, als ich mich ihm näherte. Er sprach um die Zigarre herum, die er zwischen die Zähne geklemmt hatte.
    »Nun gehen Sie da raus und holen die Enten, die ich erlegt habe, oder wollen Sie sie einfach da schwimmen lassen, bis sie –«
    Sobald ich auf Armeslänge heran war, packte ich den Chamäleonponcho des dicken Mannes mit der linken Hand und zog ihn zu mir. Er versuchte, das Energiegewehr zu heben, aber ich ergriff es mit der rechten Hand und warf es weit in den Sumpf hinaus. Da brüllte M. Herrig etwas, seine Zigarre fiel in den Blendschirm, und ich zerrte ihn von seinem Hocker ins Wasser. Er

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