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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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bringen würde. Das gewöhnliche Papier hatte er von den Mühlen stromaufwärts kommen lassen, es lagerte in Behältern unter der Treppe. Das feinere, aus Haderlumpen geschöpfte Papier aus Italien zog er vor, es wurde neben den teuren Tierhäuten aufbewahrt, die er zu Pergament verarbeiten wollte.
    Jeden Abend versuchte er mich davon zu überzeugen, dass wir unsere Träume eines Tages verwirklichen würden, aber ich war mir da nicht mehr so sicher. Das Geld, das er in die Presse - sein streng gehütetes Geheimnis - investiert hatte, war rasch verbraucht, und was er noch an Gold besaß, zerrann ihm wie Sand zwischen den Fingern. Ansonsten war ich zufrieden mit meinem Leben, wie es jetzt war. Das Knistern des Feuers in der Werkstatt, die Arbeitsgeräusche meines Meisters - mehr brauchte ich nicht. Es war nicht zu vergleichen mit meinem früheren Leben.
    In diesem Moment bemerkte ich eine dick eingemummelte Gestalt, die auf der anderen Straßenseite vor der Kirche herumschlich. Ich presste mein Gesicht an die Scheibe und versuchte angestrengt, mehr zu erkennen. Vom Hauptportal hatte sich ein Schatten gelöst, der in meine Richtung blickte.
    »Schaust wieder den Mond an, kleiner Endymion?«, sagte da mein Meister, und ich fuhr herum. »Komm, ich brauch deine Finger.«
    Ich nickte, und als ich noch einmal aus dem Fenster sah, war die Gestalt verschwunden. Ich hauchte auf die Scheibe, malte ein Gesicht in den Atemfleck und wandte mich zu meinem Meister um, bevor der Grinsemund auf dem Fenster zergehen konnte.
    »Meine Hände sind zu plump für diese Arbeit«, seufzte er, als ich mich neben ihn hockte. Seine Finger waren voller Narben, und auf seiner Haut lag ein leicht silbriger Schimmer von den Metallen, mit denen er umging: Blei, Zinn und eine Spur Antimon — ein höchst giftiges Element, das den Lettern die erforderliche Härte gab. Schwarze Tintenkleckse sprenkelten wie Fliegen seine Fingerknöchel.
    Ich nahm das Vergrößerungsglas vom Tisch und reichte es ihm. Der Meister hatte Schmutzstreifen im Gesicht, und sein Bart war lang und grau, aber ich hatte ihn gern, egal, wie er aussah. Eine Weile prüfte er die Form in seinen Händen, sein Auge schwamm hinter der Linse aus Beryl. Er war noch nicht zufrieden, hielt das Werkstück dichter ans Feuer und bearbeitete es weiter.
    Ich freute mich, dass ich Meister Gutenberg helfen konnte. Vor zwei Jahren, als ich ein verwahrloster, halb verhungerter Straßenjunge gewesen war, hatte er mich als Lehrling zu sich genommen. Ihm helfen war das Wenigste, was ich zum Dank für seine Güte tun konnte - nein, besser: zum Dank für sein Vertrauen.
    Hauptsächlich verrichtete ich Hilfsarbeiten in seiner Druckerwerkstatt. Ich stand früh auf, um das Feuer zu schüren, den Boden zu wischen und die Papierbogen zu befeuchten, bevor er mit seinen täglichen Experimenten an der Druckerpresse anfing. Es war eine Maschine, die er nach dem Vorbild der Weinpressen in unserer Gegend speziell für seine Zwecke umgebaut hatte. Das neueste Modell bestand aus einem stabilen senkrechten Holzrahmen mit einer Spindel, die eine schwere Metallplatte auf ein Brett voll geschickt angeordneter Lettern presste. So übertrugen die eingefärbten Drucktypen ihre Botschaft auf das Papier, das der Meister Bogen für Bogen einlegte. Solange die Umrisse der Typen scharf und präzise waren, konnten wir auf diese Weise viele Male denselben Text drucken. Kein Schreiber würde mehr mühsam mit der Hand Bücher abschreiben müssen; wir würden sie mit dieser Maschine drucken können. Diese Erfindung, so glaubte Meister Gutenberg, würde die Welt verändern.
    Manchmal erlaubte er mir, die Tinten zu mischen. Das war eine schmutzige Angelegenheit, bei der man den Ruß unserer Lampen mit Firnis verrühren und zusätzlich einen Spritzer Pisse darunter mischen musste - die Geheimzutat, wie Meister Gutenberg schmunzelnd sagte. Was ich aber am liebsten machte, war das Zusammenstellen der Drucktypen. Das war meine ganz spezielle Aufgabe, eine Tätigkeit, die allein meinen Fingern vorbehalten war.
    Mehrere Stunden täglich, während die Gesellen an der Druckerpresse arbeiteten, saß ich an einem niedrigen Tisch auf Böcken, vor mir Hunderte Lettern aus Metall - ein zerbrochenes Alphabet. Stück für Stück reihte ich die Lettern zu Wörtern, Sätzen und schließlich zu ganzen Schriftblöcken, immer Spiegelbilder der Vorlagen, die mein Meister vor mich auf den Tisch gestellt hatte. Rückwärts schreiben, nannte er das. Ich konnte

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