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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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wie du
sie hattest – gibt es nun zum erstenmal. Vielleicht halten sie
jetzt ihre Zeit für gekommen.“ Jercys Worte klangen resigniert.
Er strich sich über das Gesicht, sah müde und alt aus.
„Und was unternehmt ihr, unternimmt die Leitung?“ Gernots
Stimme klang drängend.
„Spaßvogel! Was kann die Leitung unternehmen? Sie kann
so viel unternehmen, wie sie konkret weiß. Und das ist gleich
Null! Den ersten anscheinend brauchbaren Fakt bringst du.
Aber geht man ihm auf den Grund, was ist das schon für ein
Fakt! Stell dir vor, Brad läuft damit zu seinen Partnern. Was
will er schon vorbringen! Zwei unbekannte, entschuldige, zwei
nicht zu den offiziellen Kontaktpersonen zählende Menschen,
gestreßte, verliebte Menschen, treffen nachts in einer ihnen
völlig fremden Umgebung irgendeinen Centauren, der ihnen
droht.
Und tags darauf ist alles wie ein Spuk verschwunden, keine
Spuren, nicht der Funken einer Möglichkeit, sie zu finden.
Nicht ein Quentchen Beweis. Wie ich Brad kenne, wird er es
nicht einmal vorbringen. Und ich frage dich, was tätest du an
seiner Stelle…?“
„Du, du denkst, wir spinnen?“ Gernot hatte einen Unterton in
der Stimme, als wolle er jeden Augenblick heftig auf den Tisch
schlagen oder anders seiner inneren Empörung Luft machen.
„Unsinn! Natürlich glaube ich dir und Josephin. Aber das
nützt überhaupt nichts. Überlege es dir doch selbst!“
Gernot erkannte schmerzlich, daß Jercy wahrscheinlich recht
hatte, daß es schwer werden würde, offiziell vorzugehen. „Aber
wenn ihr es selbst schon wißt, ahnt, daß es sie gibt, müßt ihr
noch andere Fakten haben!“
Jercy winkte ab.
„Vorlagen verschwinden, tauchen auf,
werden nicht oder falsch bearbeitet. Es gibt destruktive
Zielstellungen, Mißweisungen. Aber alles beileibe nicht so, daß
man ein System dahinter vermuten könnte. Heute da, übermorgen dort, mal auf dieser, mal auf jener Ebene. Aber zuviel, als
daß man an einen Zufall glauben könnte. Aus dieser Sicht muß
man Brad bewundern. Er ist wie ein Stier, gibt nicht auf. Das
ist aufreibend.“
„Und die hiesigen Verbindungsleute, Men?“
„Ich weiß es nicht, Gernot, niemand weiß es. Entweder sie
haben von diesen Dingen wirklich keine Ahnung. Oder – aus
der Sicht von uns Menschen – sie sind vielleicht zu stolz, oder
es ist ihnen peinlich, eine Ungenauigkeit in ihren Reihen
zuzugeben. Lieber nehmen sie offenbar den Schein des
Liederlichen, Unzuverlässigen in Kauf. Aber ob wir es ihnen
sagen oder nicht – ich fürchte, ändern können wir damit
nichts.“ Gernot blickte betreten. „Und was soll werden?“
„Wir arbeiten, so gut wir können, auch unter diesen Umständen.“ Aber es klang nicht überzeugend, eher resignierend.
„Weißt du etwas Besseres?“
Gernot schwieg eine Weile. „Trotzdem“, sagte er dann. „Du
bist mein Vorgesetzter. Ich gebe dir ein Papier, auf das ich
alles das geschrieben habe. Verfüge darüber.“
„Wie du willst…“
„Ach – was war das mit dem Museum?“ Jercy nötigte mit
der Frage Gernot, sich noch einmal ihm zuzuwenden. Gernot
war bereits im Begriff zu gehen.
Er holte tief Luft, sah in das abgespannte Gesicht Jercys,
sagte dann lakonisch: „Vergiß es – jetzt. Ich schreibe es dazu.
Auf unsere Arbeiten hat es wohl keinen Einfluß.“ Und er ging.

5. Kapitel
    Der vierte Tag nach Gernots und Josephins Urlaub hatte mit
zermürbender Untätigkeit begonnen. Mit Mühe und wenig
Schlaf hatten sie es geschafft, den Umzug so vorzubereiten,
daß das Gerät und die persönlichen Dinge nur noch verladen zu
werden brauchten. Sie saßen bereits buchstäblich auf den
Kisten, als aus dem für sie zuständigen Bereich Technik die
undurchsichtige Order kam, in Bereitschaft zu bleiben, die
Abreise würde sich verzögern. Dies bedeutete untätiges
Warten, denn produktives Arbeiten mit verpackten Unterlagen
war ausgeschlossen.
    Einige Stunden vertrug Gernot das. Sie saßen herum, ließen
sich von Mon die äußeren Vorzüge, die Norg bieten sollte,
schildern. Mon kannte dieses Siedlungsgebiet gut, da sie dort
einen Teil ihrer Ausbildung erhalten hatte. Josephin fragte Mon
nach allen Richtungen aus, und auch Gernot, der sich die
Wochen vorher fast ausschließlich von den dienstlichen
Aufgaben leiten ließ, erfuhr so, daß die Centaurbevölkerung
nach wie vor – so wie das aus irdischen Lehrbüchern, die vor
Jahrhunderten geschrieben wurden, schon hervorging – im
wesentlichen aus drei Schichten besteht:

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