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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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noch nicht warm genug.“
Diese Meinung teilte Gernot nicht. Im Gegenteil, seine Jacke
hatte er bereits ausgezogen, das Hemd bis zur Gürtellinie
geöffnet, und trotzdem war ihm mehr als warm, so daß der
Wunsch nach einem erfrischenden Bad immer stärker in ihm
wuchs. Einige der Wandergesellen hatten die Schuhe in der
Hand und patschten im Benetzungsstreifen der kleinen
anrollenden Wellen. Luft- und Wassertemperaturen wie Ende
Mai an der Riviera. Aber dann sah Gernot seine Begleiterin
von der Seite her an und überlegte, daß diese Wesen ganz
sicher außerordentlich wärmebedürftig seien. Er dachte an ihre
Phylogenese, an den gemeinsamen Stammbaum mit einem
Lebewesen, das an irdische Echsen erinnert. Und da Centauren
außerdem nicht transpirieren, mußte der Haut-Luft-Kontakt
einen schnelleren Wärmeübergang bewerkstelligen als über
eine verdunstende Wasserschicht.
Die Häuser in den Hügeln nahmen an Dichte nicht zu, so daß
sich Gernot zu der Frage veranlaßt fühlte, wann wohl das
Tagesziel erreicht sein würde.
„Wir sind eigentlich schon da“, antwortete Mon. „Noch dort
um die Landzunge…“, sie zeigte unbestimmt nach vom, „und
wir sind im Gis, dem Zentrum dieses Abschnitts. Dort sind
auch – wie sagt ihr? – die Gesellschaftsbauten.“
Dann trafen sie auf einzelne Centauren. Zögernd kamen die
aus den Hügeln, angetan mit einem weichen, einheitlichen, bis
auf die Augen den Körper verhüllenden Umhang, so daß es
ausgeschlossen war, die Geschlechter zu unterscheiden.
Eine Gefährtin Gernots wandte sich an Mon: „Du sagtest
einmal, Centauren seien Gruppenwesen. Aber hier kommen sie
allein an den Strand…“
Mon lächelte, zögerte. „Sie haben ein Programm. Meist ist
für den Vormittag das Verhalten vorgeschrieben…“
Die Menschenfrau zog die Stirn kraus, sagte: „Joi!“, ließ sich
im Laufen zurückfallen, um die Neuigkeit gleich weiterzuvermitteln.
In der Tat, es entstand der Eindruck an diesem Strand, als
hätte jeder Centaure, der hier zum Erholen weilte, seinen Platz,
seinen reichlichen Platz, denn sie lagen oder saßen im Abstand
von zwanzig, dreißig Metern oder noch mehr in der nun schon
sehr wärmenden Sonne, der lauen Luft, in wohltuender Ruhe.
Nur die Wellen plätscherten leise, weit entfernt riefen Flugtiere, und vorübergehend lärmten die Menschen vorbei und
erregten bei den einheimischen Sonnenanbetern doch beträchtliches Aufsehen. Einige standen sogar auf, traten näher und
betrachteten die Außercentaurischen mit unverhohlenem
Interesse. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit: Die meisten
hatten diese Umhänge abgeworfen, standen oder lagen
unbekleidet, und das erregte natürlich die Neugier der Menschen. Außer Mon – an jenem ersten Abend am See – hatten
sie unbekleidete Centauren noch nicht gesehen.
Und plötzlich gab es bei den Menschen Bewegung. In einer
kleinen Gruppe hob eine heftige Diskussion an. Sie beobachteten recht unverhohlen mehrere Centauren, debattierten, und es
dauerte nicht lange, da kam eine zweiköpfige Abordnung zu
Mon. Und die Frau fragte: „Mon, täuschen wir uns, oder seid
ihr tatsächlich alle gleich groß, gleich von Statur?“
Mons Augen lachten geradeheraus. „Wo denkst du hin! Die
Männer sind zwölf Zentimeter größer. Na – und die Kinder
wachsen heran wie bei euch.“
„Aber die Männer und die Frauen für sich sind gleich groß!“
„Und von gleicher Statur. Glaube mir, das ist sehr praktisch!“ Nun war den Menschen natürlich bereits aufgefallen,
daß die Centauren alle klein und zierlich wirkten, wahrhaftig
nicht an Fettleibigkeit litten. Aber eigentlich hatten sie sie in
Gruppen – in denen sich Vergleichsmöglichkeiten ergaben –
stets nur in den unterschiedlichsten Arbeitskleidern gesehen,
mit umgehängten, meist unförmigen Taschen, enganliegenden
Trikots oder sehr weit fallenden Mänteln. Das ließ schon den
Eindruck entstehen, sie seien unterschiedlich in ihrer Statur.
„Ihr habt da – nachgeholfen?“
„Ja – vor vielleicht vierhundert Jahren bereits. Ich sagte
schon, es ist sehr praktisch.“
„Ich weiß ja nicht…“, brummelte die Frau. Sie bogen um die
Landzunge.
„Die Gemeinschaftsbauten!“ Mon blieb stehen und wies auf
einen Komplex selbstverständlich schmuckloser Bauten, die
sich aber doch in ihrer Komposition und Anordnung zueinander sehr von anderen centaurischen unterschieden. Die unteren
Etagen waren als Freiräume aufgegliedert; Säulen trugen die
oberen Stockwerke. Es

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