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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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daß Menschen sich sogar in
der Phase, in der sie sich erholen sollten, Streßsituationen
herbeiführen, die der Gesundheit abträglich sind.“
„Und das duldet ihr?“
Gernot fehlten die Argumente. Dann antwortete er schwach:
„Solange Toleranzgrenzen nicht überschritten werden…“
„Wer legt solche Grenzen fest?“
Meine Güte, dachte er. „Teils der Gesetzgeber, teils die
öffentliche Meinung, historisch entstandene Moral- und
Sittennormen. Es ist vielschichtig, die Gesamtheit dessen
vielleicht, was im Grunde ein Zusammenleben erst ermöglicht
– und natürlich nicht nur auf Freizeit und Erholung bezogen.“
Eine Weile sagte Mon nichts, dann wie zu sich selbst, ohne
aufzublicken: „Ich würde sie gern kennenlernen, eure Erde, die
gewöhnlichen Menschen.“
Obgleich er sie wohl verstanden hatte, behauptete Gernot:
„Wir sind auch gewöhnliche Menschen.“
„Nein! Ihr seid auf Centaur, nicht in eurer Umwelt. Ihr seid
gezwungen, euch anzupassen, seid Auserwählte!“
Auserwählte!
Sind wir Auserwählte? Freilich, aus dieser oder jener Sicht
wurde jeder von uns auserwählt. Ich, weil ich der Gefährte
Josephins bin, sie als Jercys Pflegetochter, die meisten nach
fachlichen Kriterien und gesundheitlichen… Hunderttausend
andere hätten sich bereit gefunden, wären vielleicht tauglicher
gewesen. Mehr als drei oder vier potentielle Anwärter für einen
Platz wurden bestimmt nicht geprüft. Ja, wenn man in Betracht
zieht, daß eine öffentliche Bewerbung überhaupt nicht möglich
war, wurde schon jeder auserwählt ! Aber ausgeschlossen ist es,
vorauszusehen, wie der einzelne sich wirklich bewähren wird.
Gelten irdische Erfahrungen, wenn sechs Jahre Kosmos hinter
und vor einem liegen? Ist ein Mensch überhaupt in der Lage,
das zu erfüllen, was während eines solchen Unternehmens von
ihm gefordert wird? Er repräsentiert die Menschheit, das sollte
Normen setzen. Gesund muß er sein, ausgeglichen, die
Maximen interkosmischer Solidarität beherzigen. Aber was
eigentlich sind diese Maximen… Sind sie nicht erst geprägt
worden, als es feststand, daß eine Geste guten Willens vonnöten war?
Schließlich mußte ein „Auserwählter“ fachlich perfekt sein,
abenteuerlustig, nicht anfällig gegen Heimweh. Und opferbereit hat er zu sein, darf ein Risiko nicht scheuen und, und…
Schloß sich da einiges nicht gegenseitig aus? Wie zum
Beispiel steht einer zu seinen Gefährten auf Centaur, wenn er
sich für ein Viertel seines Lebens von jenen auf der Erde zu
trennen vermochte? Wo im einzelnen sind die Grenzen? Was
überwog wohl? Abenteuerlust oder Solidaritätsgedanke? Wo
tangieren Risikobereitschaft mit Verantwortungslosigkeit,
Repräsentanz mit Arroganz? Wer kann schon von sich
behaupten, daß er gegen zermürbendes Heimweh gefeit ist auf
einer Erde, auf der Entfernungen auf ein Nichts geschrumpft
sind, wo die Freizeit gestattet, daß sich jeder mit jedem
jederzeit treffen könnte? Und welcher Arzt kann guten
Gewissens physische und psychische Gesundheit in einer so
grundfremden Umgebung bescheinigen?
Aber wie muß erst ein Mensch, zum Beispiel Brad, beschaffen sein, der das verantwortet oder verantworten soll? Wer
übernimmt schon eine solche Aufgabe? Darf er das in der
Gesamtheit besitzen, was sich in Jahrhunderten menschlicher
Geschichte als menschliche Qualitäten herausentwickelt hat?
Wie sensibel darf er eigentlich sein, will er nicht an Skrupeln
im Entscheidungsdruck scheitern?
Sehe ich das zu kompliziert, liegt vielleicht alles viel einfacher? Trägt die Brücke aus menschlichem Bewußtsein über den
Abgrund zwischen Sternsystemen? Und was umfaßt das heute,
Bewußtsein?
„Du träumst, Mensch Gernot Wach!“ Mon sah zu ihm auf.
Er lächelte schwach. „Ich habe darüber nachgedacht, ob wir
wirklich Auserwählte sind.“
„Ihr seid es, ob du es wahrhaben willst oder nicht.“
Allmählich hatte sich das Bild des Strandes geändert. Der
flache, waldige Uferstreifen, der sie von der Unterkunft bislang
rechter Hand begleitet hatte, ging in eine grasbewachsene
Hügellandschaft über, und in diesen Hügeln standen regellos,
ohne daß ein Straßennetz zu erkennen gewesen wäre, schmucklose Wohnwürfel und -quader. Im feinen Sand des Strandes
fanden sich Spuren von centaurischen Füßen und Geräten.
Aber niemand ließ sich blicken. Nach wie vor lag dieser so
einladende Landstrich wie ausgestorben da.
„Es ist zu früh“, antwortete Mon auf eine diesbezügliche
Frage. „Alpha ist

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