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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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überhaupt keine eigenständige Evolution mehr, weder eine
centaurische noch – eine irdische. Diese Erkenntnis schmerzte
Gernot zunächst ein wenig. Dann aber fragte er sich, was wohl
daran verwerflich sein könnte. Schließlich ist es der Sinn einer
solchen Kontaktsuche, sich auszutauschen, zu helfen, wenn es
sein muß, in kosmischer Gemeinsamkeit. Und so beeinflußt
man sich wechselseitig.
Heißt es nicht, der Widerspruch ist der Motor allen Bewegens, aller Evolution? Auf einer geeinten Erde, müssen da die
Widersprüche nicht asymptomatisch gegen Null verlaufen –
und was dann? Kein Vorwärtsschreiten mehr. Doch Stillstand
ist Rückschritt. Müssen da nicht zwangsläufig anstelle der
Widersprüche in einer Zivilisation die zwischen den Zivilisationen des Kosmos treten?
Gernot war schier erschrocken von der Kühnheit seiner
Gedanken. Er fand sie im Grunde so ungeheuerlich, daß er
sofort an einen Trugschluß glaubte, dachte, daß er spann.
Aber hatte nicht gerade Mon bestätigt, daß es so ist, so sein
könnte? Die Menschen treffen keine weittragenden Entscheidungen, ohne bewußt oder unbewußt die Existenz der Centauren mit einzubeziehen. Und auf Centaur läßt man sogar
Menschen wirken, um centaurische Ziele… Halt! Wenn Lim
nun recht hat? Ändert auch das nichts an der Tatsache! Ob wir
als Manipulatoren oder Manipulierte fungieren, ist so nebensächlich. Wir fungieren objektiv!
Vor den beiden Nachtwanderern tauchte flackernder Lichtschein auf, leichtes Rumpeln und Rascheln ließen sich
vernehmen. Sie traten weit zur Seite. Vom Strand herauf rollte
mit hoher Geschwindigkeit ein Wagen heran.
Als er hinter ihnen in die Dunkelheit tauchte, seine Geräusche abebbten, bemerkte Gernot: „Eure Neuen sind sehr emsig
die letzten Tage. Gibt es dafür einen Anlaß?“
„Es soll einen geben…“
Sie schritten wieder schweigend. Gernot drängte Mon nicht.
Sie würde von selbst sprechen, wenn sie es für richtig hielt.
„Ein Sender, ein unbekannter Maser-Sender soll das Schiff
vom Boden aus anpeilen. Sie suchen ihn, sagt man.“
„Und?“ fragte er, als sie abermals schwieg. „Wir Hiesigen
sind nicht eingeweiht. Aber ich glaube, gefunden wurde er
nicht.“
„Ich meine – wie könnte sich eine illegale Kontaktnahme
auswirken?“ Gernot spürte alte Furcht. Welche Aktivität dieser
anderen Centauren! Und ihm kam in den Sinn, was Mon
gelegentlich bemerkt hatte, Marsrückkehrer gingen eigene
Wege. Und wenn, dann sicher von Anbeginn an. Sie, die Lims,
erwarten Verbündete! Gernot wollte nicht glauben, daß es
neben Lim eventuell noch andere illegale Strömungen geben
könnte. Für ihn war das da draußen, das noch Unfaßliche, alles
Lim…
Als hätte Mon die Gedanken erraten, sagte sie: „Vielleicht
vermuten sie – wie vor sieben Jahren – Gleichgesinnte an
Bord… Aber sollte das der Fall sein, diesmal hat niemand eine
Chance, das Schiff unregistriert zu verlassen.“
„Und – wenn sie, wie wir, außerhalb des Kosmodroms
niedergehen?“
„Das wagt keiner. Und außerdem werden nicht alle ein
marsisches Leben weiterführen wollen.“
„Mon“, Gernot sprach lauter, eindringlicher, „ich begreife
nicht. Wenn es im Schiff, nehmen wir es an, zwei Gruppen
gibt, weshalb ist es nicht möglich, die Ausscherenden, die, die
sich gegen den Rat kehren, zur Räson…“, der Automat
schnarrte, Gernot korrigierte, „sie zum Gehorsam zu bringen?“
Selbst im Dunkeln konnte Gernot ihre entrüsteten Augen
sehen, als sie, den Schritt verlangsamend, zu ihm aufblickte.
„Das wäre nicht centaurisch, Mensch Gernot Wach!“
„Aber Mon, was anderes denn haben diese Ordner des Rats
vor?“
„Sie erfassen, was da kommt. Du mußt begreifen: Diejen igen, die zum Mars reisten, wurden aus der Gesellschaft gelöst.
Sie werden erwartet, ihre Plätze sind eingerichtet. Werden sie
nicht besetzt, entstehen Lücken, Störungen. Das Erfassen ist
also ein ganz natürlicher Vorgang, jeder empfindet es so…“
„Und wenn einer, wie du sagst, marsisch weiterleben will?
Und Lim?“ unterbrach Gernot.
„Solch einer verhält sich nicht centaurisch. Aber, so glaube
ich, selbst wenn sie den Vorsatz haben – sind sie erst einmal
erfaßt und eingegliedert, werden sie auch nicht ausscheren. Das
ist, würdet ihr sagen, Disziplin, Bewußtsein…“
Gernot begriff längst nicht. Er empfand das alles wirr, undurchschaubar. Aber würde er es jetzt und hier mit Mon, einer
Centaurin, die offenbar selbst nicht alle

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