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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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der Menschen und flatternde Bänder die
Szenerie aufzuheitern. Abseits lagerten die grauen und
verbeulten Teile der Instel. Ein trister Hauch wehte über den
großen Platz…
Ein wenig wehmütig traten die Menschen den Rückweg zur
Werft im Wagen an. Unterwegs trafen sie vereinzelt oder in
kleinen Gruppen zu Fuß laufende Centauren im kegligen
Festgewand.
    Gernot schwamm in vollen Zügen. Dieses Bad in der See
abends nach dem Dienst ließ er sich selten nehmen. Er trieb auf
den kleinen Wellen oder stieß sich kräftig voran. Spannung fiel
von ihm, und er fühlte sich danach stets frisch, belebt. Aber
mehr und mehr vermißte er dabei Josephin…
    In dieser halben Stunde überdachte er Tagesereignisse,
einzuleitende Aktivitäten. Er rechtete mit sich, mit den
anderen, und er rechnete sich ehrlich das Vorankommen vor,
schätzte ein: Haben wir lediglich bewegt, oder gab es Fortschritt?
    Insgesamt lebte Gernot mehr und mehr auf. Seine Stimme
hatte seit damals am Strand keine Eskapaden mehr vollführt,
und Rückschläge wie die Havarie am Transporter hatte es nicht
mehr gegeben.
    Heute fragte er sich, weshalb wohl die Gefährten – er nicht
ausgenommen – so niedergedrückt vom Kosmodrom zurückgekehrt waren und recht verbissen die Arbeit wieder aufgenommen hatten. Es konnte doch niemand wirklich etwas
erwartet haben. Glaubte jemand an ein Mitbringsel oder Grüße
vielleicht?
    Und was wohl hätte es geändert? Nein, etwas sagen hätten
sie können! Auf die besondere Situation eingehen, ja, und
Grüße überbringen… Das war es wohl: Der Empfang wich so
grundsätzlich von dem ab, was auf der Erde sich bei ähnlichen
Gelegenheiten vollzieht. Niemand von uns erwartet noch, daß
seine Anwesenheit auf Centaur besonders gewürdigt wird.
Aber daß man sich irgendwo an dieses doch Außergewöhnliche
erinnert mit einem Wort, einem Gruß, das hätte schon wohlgetan…
    Gernot fühlte Grund unter seinen Füßen, erreichte den
Strand. Wenige Züge schwamm er noch flach, die letzten
Meter lief er auf Händen, wie er es als Kind oft getan hatte.
Dann richtete er sich auf. Es wurde Zeit; aus den Fenstern
strahlte Licht herüber.
    Einen Augenblick verhielt Gernot verdutzt: Zwischen ihm
und einem dieser Fenster stand wie ein Schattenriß eine
Gestalt, reglos in einem weiten Umhang.
    Einen leichten Furchtschauer konnte Gernot abwehren. Er
nahm gewollt gleichmütig sein Kleiderbündel und ging auf das
Haus zu. Sein Weg würde in vier, fünf Meter Entfernung an
der Erscheinung vorbeiführen. Als er sich wachen Sinnes auf
gleicher Höhe mit ihr befand, wurde er plötzlich angesprochen:
„Gernot Wach!“
    Eine Automatenstimme.
Gernot war, als bögen sich seine Ohren dem Sprecher zu. Er
blieb stehen, drehte sich zu der Gestalt hin und sagte heiser:
„Ja?“ Er staunte schon, denn außer Mon und Bal hatte im
Normalfall niemand der Centauren einen Übersetzungsautomaten, es sei denn, er benötigte ihn im Arbeitsprozeß. Aber diese
Geräte wurden nach der Arbeit wieder eingezogen.
Der Umhang schwang näher. Daß es Mon sein könnte, auf
die Idee kam Gernot gar nicht. Sie hatte sich erst vor einer
halben Stunde von ihm verabschiedet.
Vor Gernot blieb die Gestalt stehen. Zwei centaurische
Augen tasteten ihn ab, unbekannte, ruhige, abgeklärte Augen,
soweit er das im starken Dämmern ausmachen konnte. „Ich bin
Myn und traf heute – vom Mars kommend – hier ein.“
Gernot zögerte. „Ich grüße dich, Myn…“ Soweit kannte
Gernot sich in den Namen der Centauren nicht aus, um sagen
zu können, welchen Geschlechts dieses Wesen vor ihm sei.
„Und ich grüße dich von den Menschen auf dem Mars…“
Eine Pause. „Sie schicken zwei Container als Geschenk. Ich
soll sie dir übergeben. Ich bitte dich, sie morgen zu eurem
Haus hierherzuholen.“
„Zwei Container…“, wiederholte Gernot überrascht. Na also,
dachte er und leistete im stillen Abbitte. „Ich danke…. ich will
es einrichten, daß es morgen geht…“
„Es muß!“
Gernot zog die Stirn in Falten.
„Versteh“, bat Myn. „Das Entladen soll morgen abgeschlossen sein, und morgen ist Feiertag. Um den Transport würde ich
mich kümmern.“
Sie einigten sich auf einen Zeitpunkt, zu dem sich Gernot am
Kosmodrom einfinden wollte.
    Und dann hätte Gernot das Treffen mit Myn, er wußte nun, daß
es dem Namen nach eine Frau sein mußte, beinahe verpaßt,
weil er sich an der Transportstraße, die er bei dieser Gelegenheit gleich inspizierte, verspätet

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