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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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trainiert! Gernot war ganz wirr im Kopf.
Sie sahen nicht links, nicht rechts, weder ihn noch Myn an. Im
Nu legten sie die zwanzig Meter zum Wald zurück, verschwanden darin. Und ehe Gernot überhaupt in der Lage
gewesen wäre zu reagieren, falls er es gewollt hätte, verschwand der Spuk. Mindestens vierzig oder mehr Centauren
waren vorbei, mit Kindern und Bündeln. Und hätte ihm einer
eindringlich mit Bestimmtheit gesagt, er hätte nur geträumt,
Gernot hätte es geglaubt.
Als Myn, ihn scharf beobachtend, den Griff an seinem Arm
löste und die wenigen Schritte zum zweiten Behälter ging, kam
er zu sich.
Obwohl er ahnte, was sich weiter vollziehen würde, blieb er
sprachlos, ließ sie gewähren.
Wie nach einer Schablone vollzog es sich noch einmal. Und
Gernot atmete wie erleichtert auf, als einem Kind ein Bündel
herunterfiel, das der Nachfolgende aufraffte, ohne daß die
Reihe etwa ins Stocken geriet. Aber immerhin, etwas Natürliches ging von dieser kleinen Panne aus, zerstörte den Hauch
des Mystisch-Perfekten.
Ein Klack, und die Containertore fielen ins Schloß. Mit
einem nicht deutbaren Blick hielt Myn Gernot die Schlüsselkarten hin. Dann sagte sie: „Verzeih, Gernot…“ Sie faßte ihn
an den Oberarmen und sah ihm von unten her ins Gesicht,
angestrengt, damit ihr keine Regung entging oder weil es zu
dämmern begann? „Anders war es nicht möglich…“
Langsam begann Gernots Gehirn zu arbeiten. Nicht möglich,
nicht möglich! Sie haben mir ein Trojanisches Pferd untergejubelt! Er war fassungslos. Dann war es wie Zorn, der in ihm
hochstieg. Aber die guten Augen Myns und die Bewußtheit der
eigenen Ohnmacht ließen ihn nicht zum Ausbruch kommen.
Gernot atmete hörbar aus, und es wurde ihm rechtzeitig klar,
daß nur gute Miene zum bösen Spiel einen ehrenhaften
Rückzug ermöglichte. Die Konsequenzen seiner Rolle in
diesem Spiel wurden ihm in diesem Augenblick nicht bewußt,
er begann sie zu ahnen… „Myn!“ sagte er und schüttelte den
Kopf, „Myn!“
„Vielleicht, Gernot, kannst du es unter uns lassen. Ich erkläre
es dir, sobald ich Gelegenheit habe. Jetzt muß ich feiern…“
Und schon im Gehen sagte sie und lächelte: „In den Behältern
sind tatsächlich eine Menge Geschenke für euch. Die, die wir
entfernen mußten, bringen wir noch.“ Sie verschwand ebenfalls
im Wald.
Gernot erschrak, als sich Augenblicke später rauschend ein
Minirochen erhob und eilig, nur wenig über den Wipfeln, in
Richtung Werft davonstrich. Wer, zum Teufel, ist diese Myn,
dachte er. Eine alte centaurische Frau, gewiß, aber was für
eine!
    Wenig später bemühte sich Gernot, sich seine Verwirrung nicht
anmerken zu lassen. Nur ganz wenige der Gefährten gewahrten
im Trubel überhaupt, daß man beim Packen der Container mit
dem Platz in deren Innenraum außerordentlich großzügig
umgegangen war.
    Natürlich enthielten die Kisten und Packen keine persönlichen Geschenke für den einzelnen. Aber über die Hälfte der
Dinge bestanden aus Nichtsnutzigkeiten, Gegenständen, die
man verboten hatte, der Instel zuzuladen. Den Clou bildeten
zwei zusammenschraubbare Oldtimer von Elektroautos aus
einem Modellbaukasten für Jugendliche. Spiele gab es eine
Menge, modische, vor einem Jahrzehnt modische Kleidung,
kleine Boote und Sportfluggeräte. Sehr wertvoll eine große
Kiste mit Filmen vom Mars, Muster von dort gezogenen
centaurischen Pflanzen. Und viele, viele Naschereien.
    Es gab an diesem Abend Momente, in denen sich Gernot von
der allgemeinen Hochstimmung anstecken ließ, wo er mit den
anderen eilig Verschlüsse löste, Folien aufriß, flüchtig das und
jenes überflog, zum nächsten griff, wenn ihm das eine aus der
Hand genommen wurde.
    Keiner aus der Mannschaft dachte auch nur eine Sekunde
daran, daß das Ganze kaum ein Jahr jünger war als all das um
sie herum, was sie beim Start auf der Erde zurückließen. Ja,
und es mußten tüchtige Psychologen gewesen sein, die dort auf
dem Mars ausgewählt und gepackt hatten! Die Menschen auf
Centaur hatten auf vieles sieben Jahre lang verzichten müssen.
Und wie schnell kann man sich an das scheinbar Nutzlose um
einen gewöhnen, es liebgewinnen. Natürlich ist man im ersten
Augenblick sofort bereit, auf all das zu verzichten, wenn es um
das sogenannte Höhere geht. Aber bekommt man all den
Krimskrams nach einer so langen Periode des Verzichts
wieder…
    Dazwischen aber sah Gernot stets erneut die lautlose Schlange der den Containern enteilenden

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