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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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seine Hände etwas unsichtbar außerhalb des Bildausschnitts, eine irritierende Unruhe, die Gernot nervös und
unkonzentriert machte. Aber zumindest unterbrach Jercy nicht.
Und als Gernot seinen kurzen Bericht abgeschlossen hatte, sah
Jercy auf, unterließ sein Gehabe und sagte zur Überraschung
Gernots: „Bei euch also auch. Ich habe es mir gedacht…“ Und
ohne Näheres zu erläutern, fügte er hinzu: „Es ist gut, daß du
anrufst. Am Donnerstag erwarten wir dich hier. Um zehn Uhr
ist Rapport bei Brad. Wir haben Gelegenheit, alles zu besprechen. Bis Donnerstag also, wir schicken einen Gleiter. Ach ja –
grüß Josephin von uns.“
„Ist gut“, konnte Gernot noch antworten, bevor der Bildschirm erlosch.
Gernot fühlte sich leer, irgendwie im Stich gelassen und von
dem Gespräch mit seinem Leiter völlig unbefriedigt. Und was
sollte auf einem solchen zentralen Rapport schon herauskommen! Gut, man hörte, wie es bei den anderen Gruppen voranging oder – wie anders konnte man Jercys Bemerkung schon
auffassen – nicht voranging. Aber was ich nötig brauche, ist
eine Linie, sind Hinweise auf ein koordiniertes Vorgehen. Und
wenn Außerordentliches geschieht, was erwartet man von mir?
Ein Gruß an Josephin! Daß sie irgendwo da draußen herumschwirrt, hat Jercy ebenso vergessen, wie wenigstens Nora zu
erwähnen.
Nun gut, um den Donnerstag komme ich nicht herum. Und
wenn sie einen Gleiter schicken, kann die Reise wohl an einem
Tag abgetan sein. Sie sollten mir lieber hier einen Gleiter
stationieren…
    Wenige Minuten vor zehn traf Gernot in Wün ein, begrüßte
flüchtig einige Bekannte, die er auf dem Weg zu Brads
Räumen traf. Im dürftigen Beratungszimmer fand er die
Teilnehmer, Leiter von Gruppen wie er und Leute vom Stab,
bis auf Brad selbst bereits vor. Er suchte sich an dem langen
Tisch einen der letzten freien Plätze, reichte einigen, auch
Jercy, der fremd tat, über die Tafel hinweg die Hand, und dann
kam schon Brad, gefolgt von Nora, die ein Bündel Papiere und
eine Box voller Videobänder trug.
    Gernot war deshalb so spät eingetroffen, weil er sich in
letzter Minute für einen Abstecher entschieden hatte. Die
Flugroute des Gleiters berührte die Region drei, und man
konnte, mit einem kleinen Schlenker, zu deren Hauptstadt
Garm gelangen. Mit Mühe und Bals Hilfe hatte Gernot dann
doch noch einen Kontakt zu seinen zwei dortigen Gehilfen, den
Schrottbeauftragten, herstellen und sich ankündigen können.
So würde er wenigstens einen authentischen Bericht aus
menschlicher Sicht zu einem der Vorfälle haben; denn mit dem
centaurischen, von Bal als Analyse bezeichneten, konnte man
herzlich wenig anfangen. Vor allem enthielt er nichts, was
Schlußfolgerungen für die Zukunft zuließ. Im Grunde genommen lieferte diese Analyse nur Angaben zur Schrottmenge und
-art, wie sie zum Transport gelangten und worüber nun nicht
mehr verfügt werden konnte. Kein Hinweis darauf, wo und wie
der Transport verlorenging, geschweige denn, durch wen oder
welches Einwirken, und keine Silbe davon, wie es weitergehen
konnte. Natürlich hatte Gernot im Nachgang alle diese
Angaben gefordert, aber ob und wann er sie je bekommen
würde…
    Von seinen Gefährten hatte er keinen persönlich sprechen
können, er bangte also, den Bradschen Termin vor Augen, um
das Zustandekommen des Treffens.
    Das nicht ganz ernst gemeinte Protestieren des Piloten, der
etwas von strengsten Sparmaßnahmen brummelte, störte
Gernot nicht. Er kam mit dem Mann dann während des Flugs
in ein angeregtes Gespräch, erkundigte sich nach diesem und
jenem, erfuhr aber im wesentlichen nur, daß in den letzten
Tagen ein überaus hektisches Treiben eingesetzt habe, es an
allen Ecken krisele, er selbst aber nach Wochen des Auskurierens einer Gehirnerschütterung zu seinem ersten Flug wieder
angetreten sei. Diese habe er sich beim Laufen in einem jener
mickrigen centaurischen Korridore geholt, indem er erst mit
dem Kopf an- und dann noch einmal auf dem Fußboden hart
aufgeschlagen sei.
    Dann genoß Gernot die Reise. Er hatte noch nicht oft Gelegenheit, centaurische Landschaft aus dem Flugzeug zu
betrachten. Und er stellte fest, daß sie schon – schloß er aus
dem, was er sah – im ganzen karg, wenn auch nicht ohne Reize
war. Eine lange Zeit hatte er den Eindruck, über Landstriche
Nordamerikas zu fliegen, wo man noch heute gegen die
Versteppung ehemals fruchtbarer Gebiete ankämpfte. Genauso
sah es dort unten aus, nur daß hier

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