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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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offenbar vieles, und der Computer verdichtete
sinngemäß auf menschliche Begriffe. Sein Programm sah das
vor, aber wie vieles ging so verloren in der Kommunikation…
„Und ich, Gernot, bin gestern auch registriert worden als
Ankömmling und, wie die meisten, für die Region fünf
verpflichtet, wenn du weißt, wie ich das meine.“
Er ahnte es. Gleichgesinnte mußten dort die Arbeitsplätze
einnehmen. Sie würden agitieren, andere gewinnen…
„Es wird schwer für den Rat“, setzte Gernot seinen Gedanken laut fort.
„Nicht nur für den Rat. Was einerseits ein Vorteil unserer Art
ist, gereicht ihr andererseits sehr zum Nachteil.“
Dieser Ausspruch blieb für Gernot dunkel. Nachfragen
konnte er nicht mehr; eine Gruppe Menschen und Centauren
bemächtigte sich übermütig des Grills, sie begannen die Glut
zu entfachen und legten einen neuen Fisch auf, bezogen Myn
und Gernot in ihr Treiben ein.

9. Kapitel
    Schnell fand sich Gernot mit der Tatsache ab, Mitwisser und
sogar aktiver Helfer einer centaurischen Widerstandsbewegung
zu sein, nur, welcher? Und wenn auch Myn einiges in ihm
aufgehellt hatte, ein Wust von Fragen blieb unbeantwortet.
Zum Beispiel: Wo leben diese Centauren, wie leben sie? Und
wenngleich man aus Sicht der Menschen dieser Bewegung nur
zustimmen konnte, warum blieb die centaurische Administration, der Rat, tatenlos? Bleibt er es wirklich? Er greift hier und
da ordnend ein, gut. Das täte er auch, ohne daß Widerstand
existierte. Aber beschränkt er sich auf das Ordnen?
    Und was, Gernot, sollte der Rat tun? Er spürte, wie sehr seine
Gedanken in menschliche Bahnen gerieten. Menschen hätten in
früheren Zeiten nicht gezögert, einmal errungene Macht zu
verteidigen, auch dann, wenn sie sich objektiv im Unrecht
gegenüber der Mehrheit oder den abfallenden Gruppen
befanden. Schließlich ist alles Blutvergießen, alles menschliche
Irrlaufen bis zur akuten Gefahr der Selbstausrottung auf diese
eine Ursache zurückzuführen. Die Geschichte der Centauren
aber verlief im wesentlichen unblutig. Gruppenauseinandersetzungen größeren Ausmaßes soll es nie gegeben haben.
    Wenngleich Centauren in vielem den Menschen ähneln,
unterscheiden sie sich in einem offenbar gründlich von ihnen:
Gemeinsamer Kampf richtete sich stets und mußte sich richten
gegen die Natur. Und wenn es früher einen Kampf ums Dasein
gab, dann ausschließlich dafür, die Umwelt lebensfreundlicher
zu gestalten, ihr Lebenerhaltendes abzuringen. Am ehesten
wäre diese Gesellschaftsform mit der einer prähistorischen
irdischen, fest zusammenstehenden Gruppe, wie sie sich in und
nach der Urgesellschaft bildeten, vergleichbar. Wenn dieser
Gedanke – alle Centauren eine Sippe – Gernot zunächst noch
absurd vorkam, schien er ihm, je mehr er ihn zergliederte, so
unmöglich nicht. Gegenwärtige Daseinsformen und Lebensäußerungen ließen sich mit einer solchen These ebenso erklären
wie die Inaktivität – vielleicht auch Nachsicht – des Rats
gegenüber solchen wie Lim, dem vielleicht doch noch zum
Herd zurückfindenden Sippenmitglied. Oder ist der Rat, der
„Sippenälteste“, womöglich zu alt, senil?
    So weit kam Gernot nach dem üblichen Abendschwimmen,
Essen und den letzten Tagesauswertungen in seinen Gedanken
– im Dämmer der Kemenate, lang ausgestreckt auf der Liege.
    Er fuhr hoch, als die Tür ziemlich heftig aufgerissen wurde
und jemand in den Raum schlüpfte.
„Du schläfst schon,
Mensch Gernot Wach?“
    Gernot schaltete das Licht an und nannte sich albern, weil
sein Puls heftig schlug. Immerhin, die letzten Ereignisse
zeigten, daß sich in dieser Gegend allerlei tat…
Mon stand vor ihm, angetan mit einem veilchenfarbenen
Festkegel.
    Aber was, zum Teufel, war das für eine Mon? Ihre Augen
funkelten, eine mitreißende Vitalität, ein kaum zu dämmender
Tatendrang schien von ihnen auszugehen.
    Obwohl Gernot weder um Ursachen noch um Zielrichtung
von Mons Verändertsein wußte, wurde ihm ein wenig mulmig.
„Fühlst du dich wohl, Mon?“ fragte er, und er musterte sie mit
schräg gehaltenem Kopf.
    „O sehr, eigentlich wie noch nie!“ Ungeachtet der steifen
Falten ihres Gewandes ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. Es
raschelte, als knittere jemand Zellophan, und es sah aus, als
rage ihr kleiner Kopf aus einer geknautschten Aluminiumfolie.
    Gernot rang ein wenig nach Fassung. „Warum so festlich,
Mon?“ fragte er, bemüht, möglichst beiläufig zu sprechen.
Bestimmt konnten die Centauren –

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