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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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rekultivierte Flächen fehlten,
die heute in jenen Arealen Nordamerikas, aus dem Flugzeug
gesehen, wie ein gesprenkeltes Tuch das Land überzogen.
    Inmitten dieser Steppe machte Gernot Siedlungen aus, die
Wün ähnelten, jener Siedlung, die die Menschen aufgenommen
hatte, nachdem sie auf Centaur angekommen waren, und die
noch immer die zentrale menschliche Leitung beherbergte. Auf
Hunderte von Kilometern kein Baum, kein Strauch.
    Abgesehen von diesen großflächigen Steppen, zeigte sich die
Landschaft jedoch gegliedert, und dachte man sich den
fehlenden Bewuchs dazu, konnte man durchaus von landschaftlichen Reizen sprechen: Zahlreiche, aus Mittel- und Hochgebirgen zu Tal furchende Wadis zeugten davon, daß einstmals
große Wassermassen in die Niederungen geflossen waren. Und
offenbar – von Gernot jetzt natürlich nicht wahrzunehmen –
bildeten die die gesamte Nord- und Südhalbkugel einnehmenden flachen Wüstenbecken einst den Grund von centaurischen
Meeren, durch die sich wie ein breiter äquatorialer Gürtel ein
zusammenhängender Kontinent zog. Heute zeigte sich dieser
Gürtel ausgefranst, zerrissen. Aus dem Süden und Norden fraß
sich die wüste Steppe hinein, das einstmals Zusammenhängende in fünf Regionen spaltend.
    Man hatte ausgerechnet, daß in einigen tausend Jahren der
Planet Centaur nur noch aus Steppen und Wüsten bestehen
wird. Es gäbe zwar Perioden, in denen sich dieser Prozeß
verlangsamte, dann, wenn der Planet auf seiner Achterbahn um
die Sonnen sich jeweils aus der Sicht der einen hinter der
anderen befand, aber aufhalten ließ sich die Katastrophe
dadurch nicht.
    Gernot konnte nicht sagen, wo und wie, aber er fühlte deutlich: Da lag der Defekt, ein gewaltiger Defekt. Hatten die
Centauren ihn selbst – vielleicht durch das Einwirken der
Menschen – erkannt? Waren nicht die Aufgabe des Ziels Mars
und der Beginn der Rekultivierung, schließlich die irdische
Strommaschine Zeugnisse für diesen Erkennungsprozeß?
    Hier fehlen uns Fakten, dachte Gernot. Keine der dürftigen
irdischen Analysen, kein Geschichtsbuch der Centauren geben
Aufschluß. Warum haben sie das alles zugelassen, warum ihr
mächtiges Potential nicht weiterhin gegen die Natur gestellt?
Schon die armen Völker Afrikas wußten sich gegen das
Vordringen der Wüste zu wehren. Und wieder glaubte Gernot,
an diesen geheimnisvollen Vorhang gestoßen zu sein. Könnte
man ihn lüften, würde vielleicht alles verständlich werden…
    Er lächelte, sah sich als Mitglied der Laienspielgruppe der
Schule. Und wie oft hatte er, den Stoß der beiden Hälften des
geschlossenen Bühnenvorhangs suchend, hilflos herumgetastet.
Genau so kam er sich jetzt vor. Aber damals habe ich doch
eigentlich den Durchgang stets gefunden. Vielleicht finde ich
ihn auch hier?
    Mon?
Nichts hatte sich seit jenem Abend in Gernots Verhältnis zu
Mon geändert. Am nächsten Tag, er hatte sich ein wenig
unsicher gefühlt, gab sie sich wie stets, aber einmal raunte sie
ihm, wieder mit dem schelmischen Blick in den Augen, zu:
„Nun suche ich mir einen von uns. Ich denke, es lohnt sich!“
Und Gernot glaubte, daß alles so richtig war, wie es war…
Mon würde mir sicher helfen, wenn sie könnte. Aber sie ist
nicht eingeweiht. Trotz ihrer Sonderaufgabe – oder gerade
deswegen – ist sie eine durchschnittliche Centaurin. Und Bal?
Ab einer bestimmten Grenze ist er unzugänglich. Aber er ist
Beweger, und man kann annehmen, daß er mehr weiß und
sicherer vermutet als andere…
„Da…“, rief der Pilot und wies mit dem Kopf nach vorn.
Unten kam es wie ein irdischer Herbstwald auf das Flugzeug
zu, bunt gesprenkelt. Rötliche Töne bis hin zu violetten
herrschten vor. Grün fehlte beinahe gänzlich. Dieser Wald zog
sich aus einer kesselartigen Senke einen Berghang hoch, wurde
in der Höhe lichter, an irdische Gebirgsvegetation erinnernd.
Dem Kessel entsprangen Flußtäler, die ebenfalls – wie es
schien – üppigsten Bewuchs aufwiesen. Gernot dachte an den
Cañon, in dem sie Lim begegneten und in dem sich das
Museum befand! Plötzlich wußte er um die nächsten Schritte.
Dieses Museum muß ich noch einmal aufsuchen, und vielleicht
wird das jetzt in Verbindung mit Brads Rapport sogar offiziell
möglich – da würde sich die Reise wenigstens gelohnt haben.
Dort könnte ein Schlüssel zum Verständnis liegen. Außerdem
weiß ich jetzt viel mehr als damals…
Myn… Myn hilft! Da hätte ich eher darauf kommen können.
Und Myn weiß im

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