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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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wie die Menschen auch – in
zunehmendem Maße Emotionen aus der Satzmelodie und der
Lautstärke herausspüren.
    „Es ist jetzt ein Fest für mich, Mensch Gernot Wach!“ Sie
blickte ihn an, auf der Erde hätte man gesagt spitzbübisch.
Er schaute fragend, wahrscheinlich nicht sehr geistreich.
Aber sie erläuterte freiweg: „Wie sagtest du einmal? Bei den
Centauren gäbe es eine Hormonsperre, die sie hindert, so zu
sein wie ihr.“ Triumph trat in ihre Augen. „Bei mir ist sie
weg!“
Oje, dachte Gernot. „Weg – wie das?“ fragte er, obgleich er
etwas ahnte.
Aus ihren Augen blitzte es, als riefe sie freudig: Ha! „Die
vom Mars haben es mitgebracht.“
„Und nun?“ Gernot bemühte sich um einen Plauderton. Er
kannte Mon mittlerweile gut genug. Er strebte danach, das
Gespräch zu versachlichen. „Wohin, Mon, soll das führen,
wenn euer ganzes System, ein jahrhundertealtes, aufgehoben
wird?“
Mon blickte spöttisch. „Eine Mon allein hebt doch nichts auf,
Gernot Wach!“
„Aber du wirst Schwierigkeiten haben? Du hast eine Funktion…“ Gernot fragte, obwohl er wußte, daß er schon wieder
allzu menschlich dachte.
Mon lachte, und Gernot hatte den deutlichen Eindruck, daß
sie ihn auslachte. „Meinst du nicht, daß es auch Centauren
gelingen könnte, mit diesen – Problemen so fertig zu werden
wie die Menschen?“
„Schon“, er wurde ein wenig verlegen. „Nur, es ist wohl ein
Unterschied, ob sich etwas bei entsprechenden äußeren
Verhältnissen entwickelt oder ob es spontan geschieht.“ Gernot
sprach bewußt dozierend.
Mon lachte noch immer, allerdings, wie es jetzt schien, nur
heiter. Dann sagte sie und blickte ihm voll ins Gesicht: „Ich bin
nicht gekommen, Mensch Gernot Wach, um mit dir zu
philosophieren. Zuerst möchte ich dir sagen, daß zu diesen –
Beziehungen auch auf Centaur zwei gehören. Aber eigentlich
dachte ich mir, daß du mir ein wenig – hilfst, vielleicht?“ Eine
kleine Unsicherheit stand in ihrem Blick.
„Helfen…“ Gernot zog ein süßsaures Gesicht, wiegte den
Kopf. Er sah zur Tür, wünschte, daß jemand käme, störte.
Aber Mon ließ nicht locker. „Du hast gesagt, daß Menschen
sich jederzeit vereinen können…“ Wieder saß ihr so etwas wie
der Schalk in den Augen.
Trotz aller Bedrängnis versetzte sich Gernot einen Augenblick in Mons Lage, und er konnte durchaus nachempfinden,
wie sie mit ihrem Gegenüber spielte, ihm fröhlich zusetzte.
Und es hätte ihn schon amüsieren können, wäre nicht gerade er
dieses Gegenüber.
„Ich bin ein unerfahrenes Mädchen, ein centaurisches zwar,
aber – so sehr unterscheiden sich die Centauren von den
Menschen doch nicht…“
Du heilige Einfalt! Er lächelte schwach. „Schon“, es klang
recht unsicher. „Gesagt habe ich das, und es stimmt schon.
Aber versteh, man ist sich zugeneigt, mag sich…“
„Und mich magst du nicht.“
Oh, wie sehr sie Menschen gleichen können…
Gernot wußte nicht, sollte er der Welle aus Verantwortlichkeit, Pflichtgefühl, Wesenszugehörigkeit und einer ganzen
Reihe anderer Ressentiments – auch Josephin drängte in sein
Denken – nachgeben und Mon hinauswerfen, oder sollte er
einfach lachen, das Köstliche der Stunde aufnehmen und ihrer
heiteren Harmlosigkeit ebenso begegnen? Und nur das würde
sie begreifen!
Gernot machte einen letzten Versuch: „Warum gehst du zu
keinem Centauren?“
„Zu einem vom Mars?“ fragte sie zurück, und es klang wie
bah! „Die sind mit sich beschäftigt… Und die hiesigen…?“ Sie
resignierte, komisch, lächelte anzüglich, wackelte mit dem
Kopf hin und her, was in dem steifen Kleid komisch aussah,
„… sind gesperrt!“
„Nun, löse ihre Sperre – wie bei dir!“
„Das, Gernot Wach, ist, bedenkt man alle Fakten, riskant.
Und da möchte ich schon wissen, ob es sich lohnt…“
Und dann stieg Mon aus ihrem Kegel…
    Noch am Morgen in der Routinezusammenkunft hatte Bal
zuversichtlich behauptet, daß mit nur unbedeutender Verspätung in den nächsten Tagen ein Metallschrottstrom einlaufe,
der bis zur Endmontage der Schleife nicht mehr versiege. Er
verwies auch mit ziemlichem Stolz darauf, daß das Kupfer aus
der geplanten Produktion regelmäßig eingehe.
    Gernot war es zufrieden. Alles wies auf einen reibungslosen,
kontinuierlichen Übergang von der Rekonstruktion zur
Produktion hin. Der Transportkanal funktionierte nunmehr
einwandfrei. Die Centauren hatten auch Fachleute aus den
Reihen der Marsrückkehrer mit

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