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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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eingetroffen waren, was dazu führte, daß er
fast die gesamten zehn Tage in Planverzug geraten war.
Gernot vergaß einen Augenblick seinen Unmut über Brads
Benehmen. Er war regelrecht erschrocken und verstand nun
erst Jercys Bemerkung: „Bei euch also auch…“ Lim hatte eine
Kampagne auf der ganzen Linie eingeleitet, einen Großangriff.
Raumstationen mußten sein. Ohne sie würde jedes Entsenden
von Monteuren in den planetnahen Raum gleich unterbleiben.
Länger als vier Stunden konnte draußen nicht gearbeitet
werden, ach, und überhaupt, von dort aus wurde überwacht,
dort spielte sich das Leben ab, das unter den Bedingungen der
Schwerelosigkeit ohnehin sauer genug war.
Der zweite Berichterstatter war Indira Mhada. Sie leitete den
Bau der Triebwerke, die Gernots Schleife gegen die Planetrotation in Ruhe halten würden.
Sie begann mit Trotz in der Stimme, mutig, aber sicher
unklug: „Ich habe sofort, als die Unregelmäßigkeiten eintraten,
exakt gemeldet…“
Wieder unterbrach Brad, diesmal mit Ironie. „Dann hab doch
die Güte und unterrichte deine Kollegen, die nicht an unserer
Haustür sitzen und überhaupt nicht wissen, was sich hier tut!“
Er hob den Kopf, sah geradeaus und sagte mit großer Beherrschung in verhaltenem Zorn: „Ich bitte mir Konstruktivität und
Disziplin aus!“
Die Mhada bekam einen roten Kopf, entschuldigte sich und
vermeldete ähnliche schädigende Störungen.
Sie tat Gernot leid, aber Brad hatte auf seine Weise recht.
Gernot hatte den Ernst der Zusammenkunft begriffen. Es ging
nicht mehr darum, persönlichen Ärger zu pflegen oder
Demütigungen heimzuzahlen.
Bevor Gernot an siebenter Stelle berichtete, rollte eine Flut
von Rückschlägen und Schädigungen über die Anwesenden
herein, die, zu diesem Schluß kam Gernot, den Erfolg des
Unternehmens mehr als in Frage stellten. Und all das war auf
Brad die letzten Tage zugekommen, hatte er verkraften
müssen. Für einen Menschen viel zuviel. Gernot wunderte es
nicht, daß Brad übernervös und vielleicht auch ungerecht
reagierte. Und es schien, als bemerkten es alle am Tisch in dem
Maße, in dem sich die Hiobsbotschaften häuften. Das niederdrückendste aber war, daß, wenn auch zunächst unausgesprochen, aus jedem Bericht Hoffnungslosigkeit herausschrie, daß
keiner der Leiter sagen konnte, wie es auf seiner Strecke
weitergehen würde.
Und alle Erwartungen konzentrierten sich auf den laut Tagesordnung vorgesehenen nächsten Punkt, in dem geschlußfolgert werden sollte. Schließlich wußte die Zentrale von Anbeginn an um diesen Angriff. Und es mußte einfach angenommen
werden, daß bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet waren, die
den Anschlägen ein Ende setzten.
Wie Gernot zeigten sich auch noch eine Anzahl anderer der
Anwesenden vom Ausmaß der Schäden schockiert. Nur wenige
waren offenbar informiert, jene, deren Arbeitsort sich in Wün
oder dessen näherer Umgebung befand. Und fern war Gernot
jeder Gedanke daran, daß diese Zusammenkunft etwa unnötigerweise einberufen worden sei. Auch Jercy leistete er im
stillen Abbitte wegen dessen Zerfahrenheit neulich. Jercy
wußte an dem Tag bereits um die Größe der Lawine, die über
die Menschen gekommen war.
Nur Merlin, der Leiter, der die Stützpunkte mit Lebensmitteln und mit Waren des persönlichen Bedarfs zu versorgen
hatte, kannte keine Probleme, die mit den Ereignissen der
letzten Tage im Zusammenhang standen, seine Arbeit verlief
reibungslos.
Und Gernot fiel noch etwas auf bei all dem Schwerwiegenden, das ungeheure Berge an Material und Maschinen verschlungen hatte. Es war weder ein Mensch noch ein Centaure
in irgendeiner Weise zu Schaden gekommen. Was hatte Lim
versprochen? Lebewesen werden geschont, und das hatte er
gehalten.
Aber halt! Das war eine Lösung! Gernot mußte an sich
halten, um nicht in die Debatte zu platzen.
Brad schloß den ersten Komplex ab. Er faßte mit einem Satz
zusammen: „Unsere Lage ist also katastrophal!“ Und er leitete
damit über zum zweiten Punkt der Tagesordnung. Hier sollte
geschlußfolgert werden, sollte herauskommen, wie es weitergehen würde, zumindest erhofften das die Anwesenden.
Gernot sah hinüber zu Jercy. Der mußte wissen, was kommen würde. Aber Jercy sah alles andere als optimismusverheißend drein. Doch Gernot wollte sich emotional nicht in irgend
etwas hineinsteigern. Und er fühlte sich selber nicht bedrückt,
im Gegenteil, eher voller freudiger Unruhe ob seiner Idee, und
er fieberte nur ein bißchen,

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