Engel auf Abwegen
Sawyers Muse?«, fragte Santo. Er war lebhafter, als er den ganzen Abend über gewesen war.
»Als hättest du das nicht schon von dem Augenblick an gewusst, als sie hier aufgetaucht ist«, sagte Marcus spöttisch.
»Das habe ich nicht! Ich meine, als Sawyer über seine Muse redete, nannte er sie …«
»Santo.«
Sie können sich vielleicht denken, wer ihn unterbrochen hatte. Und ich kann Ihnen sagen, Sawyer Jackson mit seinem perfekt gemeißelten Gesicht war genauso ein Anblick wie das Gemälde im Hauptzimmer.
Santo war verlegen. »Tut mir leid. Er hat nichts Schlechtes über dich gesagt.« Er verzog das Gesicht. »Zumindest nichts allzu Schlechtes.«
Sawyer verdrehte die Augen. »Ja, das ist besser.«
Im Gegensatz zu den anderen fand ich das alles gar nicht komisch.
Quirt stieß einen Pfiff aus und sah mich von oben bis unten an. »Jetzt verstehe ich, warum du die Quelle seiner Inspiration bist.« Er hob sein Glas. »Auf Sawyers Muse!«
Dies gefiel mir, obwohl es ziemlich abgefahren war. Ich hatte noch nie zuvor die Muse von jemandem gesehen, nicht dass ich wüsste.
Sawyer schüttelte den Kopf und lachte. »Ja, sie ist mir so sehr auf die Nerven gegangen, dass ich mir irgendein Ventil schaffen musste. Und deshalb habe ich wieder angefangen zu malen.«
Alle lachten, außer mir. Das gefiel mir überhaupt nicht.
Mabel war aufgestanden und hatte Country- und Western-Musik aufgelegt. Ceta stand auf der Veranda und fing an zu tanzen, ein Glas Wein in der Hand, und ihr Bauernrock schwang hin und her. Burns ging zu ihr, dann folgte der Rest der Gruppe. Ich war mit dem Gastgeber allein.
»Ich gehe jetzt wohl besser«, sagte ich.
Sawyer warf seine Serviette auf den Tisch, stand auf und zog mich hoch.
Es gibt Männer, die einfach in dein Leben treten und alles verändern, das hatte ich irgendwann mal gehört. In dieser Küche war es mir zum ersten Mal passiert. Und als Sawyer sagte: »Lass uns tanzen«, war es da verwunderlich, dass ich mich von ihm auf die behelfsmäßige Tanzfläche ziehen ließ und einen Texas Twostep mit ihm aufs Parkett legte?
»Komm, entspann dich«, neckte er.
Ich begann, mich zur Musik zu bewegen. Schritt, Schritt, Drehung. Ein Walzer im Dreivierteltakt liegt mir mehr. Ich habe mein Debütantinnen-Zertifikat, um das zu beweisen.
»Das kannst du noch viel besser«, sagte er.
Ich muss die Herausforderung angenommen haben, entweder das, oder ich hatte den gleichen Kater, den ich nach Nikkis Teeparty gehabt hatte. Was auch immer, meine Schritte waren plötzlich nicht mehr so verkrampft, und die Drehungen fielen mir leichter. Als die Musik wechselte, hatte ich den Rhythmus raus.
Eine Sekunde lang blieben wir stehen und trennten uns, als eine Ballade von Garth Brooks ertönte. Bei dieser Art von Musik war es erforderlich, dass sich einige Körperteile berührten. Sawyer sah mich einen Augenblick an. Sein Mundwinkel hob sich zu einem Grinsen, dann streckte er die Hand aus.
Was sollte ich tun? Selbst die Ladys bei Little Miss Debutante hätten gesagt, dass es unhöflich gewesen wäre, nein zu sagen. Okay, vielleicht nicht, aber ich hatte Lust zu tanzen.
Mit leichter Hand führte er mich, und seine Stiefel glitten rhythmisch über den harten Boden. Mit jeder Drehung, die wir machten, drang sein Bein auf eine Art und Weise, die ich nicht ignorieren konnte, zwischen meine Beine.
»Wo hast du gelernt, so zu kochen?«, brachte ich heraus.
»Nachdem ich das College beendet hatte, habe ich ein Jahr in einem kleinen Dorf in Italien verbracht. Dort gab es kein Fast Food und keinen Pizzaservice.« Er zog mich enger an sich, und ich spürte, wie er mein Haar berührte und lächelte. »Ein Mann muss essen, und die einzige Lösung war daher, kochen zu lernen.«
Es war nur schwer zu begreifen, dass dieser Mann, der sich im Kreise seiner Freunde so wohl fühlte, derselbe war, der mir die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte, als ich ihn gebeten hatte, seine Kunstwerke in meiner Galerie auszustellen. Kein Zweifel, der raue Marlboro-Mann war meiner Auffassung von Anstand gefährlich nahe gekommen. Aber dieser Mann mit seinem unbeschwerten Lächeln und einem jungenhaften Charme war viel gefährlicher, und es würde nicht leicht sein, ihm zu widerstehen.
Ich verbannte diesen Gedanken aus meinem Kopf.
»Was hat dich nach Italien geführt?«
»Die Kunst.«
Einfach so.
»Die Kunst?«
»Ja.«
Wir tanzten zwischen den anderen hindurch, und seine Hand ruhte auf dem unteren Teil meines Rückens. Ich
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