Engel auf Abwegen

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Autoren: Lee Linda Francis

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geschrieben, als ich in der Studentinnenvereinigung der Willow-Creek-Universität war. Sie hatte ein Selbstvertrauen wie die Erbin eines Treuhandfonds und den Charme eines Marzipanschlosses. Sie wäre einfach zuckersüß gewesen, wenn sie nicht die irritierende Angewohnheit gehabt hätte, genau das zu sagen, was sie dachte, und genau in dem Moment, wenn sie es dachte. Die Worte flossen unredigiert von ihrem Kopf in ihren Mund. In meiner Welt war das völlig inakzeptabel. Es war wirklich ein Wunder, dass sie zur Präsidentin der League gewählt worden war. Egal, ich liebte sie.
    »Hallo, Lalee.«
    Wir tauschten Nettigkeiten miteinander aus, ehe sie mich fragte: »Wer stellt eigentlich die Gruppe für Nikki Grout zusammen? Du oder Pilar?«
    »Was? Ich natürlich. Warum fragst du?«
    »Das dachte ich auch, obwohl mich Pilar gerade angerufen hat. Sie nimmt Nikki heute mit zur Klausur. Ich dachte, ich hätte das vielleicht falsch verstanden.«
    Pilar nahm Nikki zur Klausur mit?

    Wie ich bereits erwähnt habe, war die Klausur so etwas wie eine Machtdemonstration, die als Tag der Entspannung getarnt war. Jedes Mitglied konnte einen Gast mitbringen, mit dem Zweck, ihn den anderen ehrgeizigen Mitgliedern der League vorzustellen.
    Jede League hat eine andere Methode und andere Veranstaltungen. Aber jeder potentielle Sponsor möchte sehen, wie ein potentieller Kandidat von den anderen aufgenommen wird. Das alles hatte damals angefangen, als »Ausschlüsse« an der Tagesordnung gewesen waren. Eine Frau konnte mit einer einzigen Stimme ausgeschlossen werden, und niemand wollte eine Niete sponsern. Ein Mitglied kann seinen guten Ruf verlieren, wenn es jemanden sponsert, den alle ablehnen.
    Die JLWC konnte sich den Luxus einer Klausur leisten, weil wir das Geld dafür hatten. Außerdem konnten nur sehr wenige Gäste daran teilnehmen.
    Wenn Pilar Nikki, die Frau des Monats, dorthin mitnahm, war es gut möglich, dass sie sie benutzte, in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber dann fiel mir Pilars merkwürdiges Grinsen ein, und ich fragte mich, ob sie von der bedauerlichen Geschichte von »Winnie und ihrem furzenden Hund« gehört hatte und ob ihre Motive weniger uneigennützig waren. Meine Besorgnis wuchs zusehends.
    Obwohl ich genauso wenig daran interessiert war, zur Klausur zu gehen, wie daran, in den letzten Tagen einen NC-Ausverkauf bei Neiman Marcus zu besuchen (wenn die Sachen in den ersten Tagen nicht weggehen, habe ich auch keine große Lust mehr, sie zu kaufen), beschloss ich angesichts meiner wachsenden Besorgnis, dass dies der richtige Augenblick wäre, um dort aufzutauchen.

    Fünfundzwanzig Minuten vor dem Beginn der Klausur zog ich mich an, kämmte meine Haare zurück und fuhr los. Das Kurzentrum von Willow Creek lag im Westen der Stadt, ein ausgedehntes Gelände mit sanft ansteigenden Hügeln und Holzhäusern, die rustikal aussehen sollten, es aber nicht waren. Ich habe nichts gegen Kurorte, aber normalerweise ging ich zu Velvet Door in der Stadt, wenn ich mich mit einer Massage oder Gesichtsbehandlung verwöhnen lassen wollte.
    Das Betreten des Kurzentrums erinnerte mich an das Betreten der Ausschusssitzung in Brightlee – nur dass dies hier eine pseudorustikale Umgebung war. Nach einer raschen Sondierung der Lage war mir klar, dass dreißig Frauen dort waren, zehn davon Gäste.
    »Frede!«, rief Lalee begeistert, als sie mich sah.
    Wir gaben uns Luftküsse.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte sie.
    »Du siehst wunderbar aus!«, sagte ich.
    Lalee war eine nette Person. Sie arbeitete hart und war die perfekte Präsidentin. Jetzt, wo sie sich dem Ende ihrer Amtszeit näherte, gab es Gerüchte, dass es wahrscheinlich notwendig sein würde, ihr den Hammer aus der Hand zu nehmen. Das war lächerlich, denn ich wusste zufällig, dass sie im nächsten Jahr Beraterin der Studentinnenvereinigung der WCU werden würde. Außerdem stand ihre Tochter kurz davor, Debütantin zu werden, und jeder wusste, dass die Debütantinnensaison in Willow Creek einzigartig war.
    »Pilar und Nikki sind gerade gekommen«, sagte sie und sah sich um, ehe sie fortfuhr. »Es gibt täglich mehr und mehr Gerüchte, dass Pilar versucht, die Macht an sich zu reißen. Ich an deiner Stelle würde vorsichtig sein.«

    Präsidentinnen werden vom Nominierungskomitee der Junior League of Willow Creek ausgesucht und nicht gewählt. Das Nominierungskomitee wurde vom vorherigen Nominierungskomitee gewählt, und die Machtfolge war