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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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dass meine Frau, meine Klientin und der Rest von euch ein Verbrechen begeht.« Er sah Nikki an. »Ihr werdet dort nicht einbrechen, hast du verstanden?«
    Nikki sah von mir zu Pilar und überlegte eine Sekunde. »Ja, Schatz, ich habe verstanden.«
    »Gut.« Er starrte uns finster an. »Ich werde mich darum kümmern und herausfinden, ob an der Sache etwas dran ist. Und das ist mein letztes Wort.«
    Er sah uns ein letztes Mal an und ging.
    Wir warteten, bis wir seinen Cadillac die Einfahrt hinunterdonnern hörten.
    »Er hat natürlich recht«, sagte ich.
    »Zweifellos«, stimmte Nikki zu.
    Pilar zuckte die Schultern und sah uns an, als wären wir Feiglinge.
    Ich schaute zu Nina. Nach einer Sekunde fragte sie: »Wer fährt?«
    Und dann fuhren zwei Mitglieder der Junior League von Willow Creek – die eine hatte einen guten Ruf, die andere einen nicht ganz so guten – und ein ehemals stilloses Möchtegern-Mitglied sowie ein Hausmädchen, alle in Schwarz gekleidet, in die übernächste Stadt, um dem Mouse-Haus einen unerwarteten Besuch abzustatten.
    Der weite texanische Himmel war mit Sternen übersät, und der Mond war so riesig und hell, dass wir gut daran getan hätten, unseren Besuch auf einen anderen Abend zu
verschieben. Aber wer hatte schon Zeit. Als ich Nina gedrängt hatte, im Gästehaus zu bleiben, hatte sie die Unterlippe vorgeschoben und gesagt: »Ich gehe mit.« Außerdem hatte sie versprochen, ihre Handtasche mitzunehmen.
    »Man nie weiß, was passiert«, fügte sie hinzu.
    Ihre mörderische Handtasche würde vielleicht ganz nützlich sein. Und so kam Nina mit.
    Nina fuhr mit uns in ihrem Ford Focus die Seitenstraßen hinunter, in der Hoffnung, dass wir in dieser NC-Gegend nicht auffallen würden. Sie parkte eine Straße von unserem Ziel entfernt vor einer Reihe schmaler, zweistöckiger weißer Häuser mit Schindeldächern. Auf beiden Seiten der Straße standen Autos, die nicht viel anders aussahen als der Ford.
    »Nina, bist du sicher, dass du so etwas nicht schon mal gemacht hast?«
    Sie lächelte nur. »Gut, ich mitgekommen bin.«
    Wir eilten durch Hinterhöfe und stießen auf einen ziemlich unangenehmen Hund, der Ninas Geschimpfe so schnell nicht vergessen würde. Dann standen wir in Janet Lamberts Hinterhof. Im Haus war alles dunkel.
    Es war ein winziger Bungalow mit gelben Schindeln, von dem bereits der Putz abbröckelte. Der Hof war mit Unkraut überwuchert.
    »Was ist, wenn sie das Haus verkauft hat?«, fragte ich mich plötzlich.
    »Auf keinen Fall, sie ist doch kein Trottel«, flüsterte Pilar. »Sie ist clever genug, um einen Notplan zu haben.«
    Was wahrscheinlich stimmte.
    Wir spähten durch die Fenster und hielten uns von der Seite des Hauses fern, auf der ich bei meinem ersten Besuch ihre Nachbarin getroffen hatte.

    »Keiner zu Hause«, kündigte Nikki an.
    Wir gingen zur Hintertür und versuchten, nicht verdächtig auszusehen. »Und was jetzt?«, fragte Nikki.
    Pilar nahm eine Nagelfeile aus ihrer Tasche.
    »Ich dachte, das funktioniert nur im Film«, sagte Nikki.
    Sie hatte vermutlich recht, denn Pilar war gezwungen, eine Kreditkarte zu benutzen, die auch nicht besser funktionierte.
    »Und was jetzt?«, wollte Nina wissen.
    »Geht mal zur Seite, meine Damen«, sagte ich.
    »Was hast du vor?«, zischte Nikki.
    Ich warf einen Blick über den Hof und vergewisserte mich, dass mich niemand beobachtete. Dann hob ich die uralte Fußmatte hoch und zog einen Schlüssel darunter hervor. Eine Buchhalterin wie Miss Lambert war berechenbar.
    Nina nickte anerkennend.
    »Danke«, antwortete ich höflich.
    Ich ging ins Haus voraus und in die Küche. Wir hielten inne, um zu lauschen, aber es war totenstill. Niemand war zu Hause. Auf der Anrichte lag ein Stapel alte Post, die an Janet Lambert adressiert war. Ich fand sogar ein Formular für die Beantragung einer Kreditkarte, das an Janet Lambert Ware adressiert war. Ich versteifte mich, aber es war ziemlich sicher, dass sie das Haus noch nicht verkauft hatte.
    Wir verteilten uns und begannen unsere Suche. Das winzige Haus schreckte mich ab. Eine Frau, die Plastikfolien auf ihren Möbeln hatte, wohnte jetzt in meinem Haus, schlief in meinem Bett, saß an meinem Esszimmertisch, benutzte meinen Badeschaum. Der Linoleumbelag
in der Küche wies Risse auf. Im Schlafzimmer lag ein roter Teppich und im Wohnzimmer ein orangefarbener Veloursteppich.
    »Macht kein Licht«, befahl ich.
    Wir öffneten unsere Handtaschen, und jede von uns nahm eine Taschenlampe daraus

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