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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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gegeben hatte. Am anderen Ende der Leitung klingelte es ein paarmal. Nach einer Minute stellte ich fest, dass niemand antworten würde, nicht einmal ein Anrufbeantworter. Nicht, dass ich ein
Fan von Anrufbeantwortern bin, aber wer hatte heutzutage kein Dienstmädchen oder zumindest eine Maschine, die Nachrichten entgegennahm?
    Vielleicht hatte ich nicht die richtige Nummer gewählt. Ich versuchte es erneut. Dieses Mal meldete sich nach zweimaligem Klingeln der Anrufbeantworter. Ich hatte den Eindruck, dass er ihn in der Zeit, die ich gebraucht hatte, um erneut zu wählen, eingeschaltet hatte.
    Was es auch immer gewesen sein mochte, es meldete sich eine Bandansage. Ich arbeite gerade. Hinterlassen Sie eine Nachricht. Wenn ich kann, rufe ich zurück.
    Das war’s dann wohl mit meiner Hoffnung, dass der Typ charmant war.
    Wenn der Mann so unhöflich war wie seine Nachricht, würde ich kein einziges Kunstwerk verkaufen – zumindest nicht auf einer Ausstellung, wo er anwesend war -, und ich konnte mir nicht vorstellen, wie Howard Grout annehmen konnte, dass dieser Mann dazu beitragen konnte, dass die Hildebrand-Galerie wieder schwarze Zahlen schrieb. Nicht, dass Howard Grout wusste, was gute oder schlechte Manieren waren.
    Aber dennoch, ich konnte die lebensnahen Einzelheiten, die in Sawyer Jacksons Marmorskulpturen eingearbeitet waren, nicht vergessen.
    Die Maschine gab einen Piepton von sich. »Hier spricht Fredericka Hildebrand von der Hildebrand-Galerie. Ich beabsichtige, in meiner Galerie eine Ausstellung zu machen, und habe Ihren Namen von jemandem bekommen. Ich würde gerne so bald wie möglich mit Ihnen reden. Bitte rufen Sie mich zurück.«
    Ich hatte kaum Zeit, meine Telefonnummer zu hinterlassen, bevor sich die Maschine abschaltete.

    Aber das machte mir am wenigsten Sorge. Das dringlichere Problem waren die unmittelbar bevorstehende Teeparty und die Tatsache, dass ich eine Handvoll Mitglieder der Junior League finden musste, die bereit waren, an der Party teilzunehmen.
    Als Erstes rief ich meine Mutter an, da ich vorhatte, dass ein paar von meinen engsten Freundinnen bei Nikkis Ersteinführung dabei sein sollten. Vielleicht würde ich auch nicht meine engsten Freundinnen, sondern einige (nicht so hochangesehene) Damen einladen, die als Versuchskaninchen herhalten mussten. Wenn ich ein Wunder vollbringen wollte, müsste ich zunächst die Lage sondieren, um festzustellen, wie die Frauen auf meinen Abstecher in das Unmögliche reagieren würden.
    Es war keineswegs einfach, meine Mutter für diese Sache zu gewinnen, aber sie hatte mir das Leben geschenkt, also sollte man annehmen, dass sie dazu neigen würde, mir zu helfen. Außerdem, wenn irgendjemand dieser Sache ein Quäntchen Ansehen verleihen konnte, dann war es Blythe Hildebrand.
    Ich wählte ihre Nummer.
    »Mutter?«
    »Bist du es, Fredericka?«
    »Nennt dich sonst noch jemand ›Mutter‹?«
    »Sarkasmus geziemt sich nicht für eine Dame und ist außerdem ziemlich unnötig. Myrna macht gerade mein Haar, und als das Telefon klingelte, hat sie es schnell mit Haarspray eingesprüht, und ich konnte kaum etwas verstehen.«
    »Schnell mit Haarspray eingesprüht« war erstens eine Lüge (schnell war das bestimmt nicht gewesen), und zweitens sagte meine Mutter das immer, wenn ihre Friseurin ihr
Haar mit Aqua-Net-Haarlack behandelte. Blythe Hildebrand war eine von den wenigen Frauen in Texas, die sich immer noch einmal pro Woche die Haare machen ließen. Net sorgte dafür, dass die Frisur sieben Tage lang perfekt saß. Außerdem musste sie ihren Kopf ruhig halten, während sie schlief. Ich war fest davon überzeugt, dass meine Mutter als Erwachsene nicht eine Nacht durchgeschlafen hatte.
    Das Erste, was sie mir sagte, nachdem ich ihr von der Teeparty für Nikki erzählt hatte, war: »Sie passt nicht zu uns, Liebes. Natürlich können wir sie nicht in die League aufnehmen.«
    Meine Mutter glaubt nicht unbedingt daran, dass alle Menschen gleich sind.
    »Aber Mutter, Nikki war doch immer sehr nett.«
    »Die JLWC interessiert sich nicht für nette Leute, Fredericka. Wir sind an Menschen mit guter Erziehung interessiert, die der Gruppe als Ganzes Nutzen bringen. Gute Familien und gute Beziehungen bringen uns gute Spenden. Dadurch werden wir in die Lage versetzt, eine Menge Gutes zu tun.«
    Eine Abwandlung meiner eigenen Worte, aber nicht unbedingt das, was ich hören wollte.
    »Dann tu es für mich, Mutter.«
    Das überraschte sie, es war ein Appell an ihre

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