Engel auf Abwegen
unbedingt mein Geschmack.
»Okay, Dienstag ist gut! Wir werden eine Menge Spaß haben!«
Texanische Frauen sind im Allgemeinen fröhlich und voller Enthusiasmus. Die Mitglieder der Junior League von Willow Creek jedoch pflegten eine kultivierte Fröhlichkeit. Nikkis Art war übertrieben, genau wie ihre Kleidung.
»Was soll ich auftischen?«, fragte sie.
Ich glaube, ich habe kurz geblinzelt. »Es ist eine Teeparty.«
Nikki lachte. »Ich albernes Ding! Aber das klingt irgendwie langweilig. Was hältst du von Champagner?«
Ich starrte sie einen Moment lang an. »Wie ich bereits sagte, findet die Teeparty um halb zwölf Uhr morgens statt.«
Sie war verwirrt.
»Zu früh für Champagner«, half ich ihr auf die Sprünge.
»Du hast recht! Was habe ich bloß gedacht? Ich sollte Vormittagsdrinks anbieten! Zum Beispiel Mimosen und Bloody Mary.«
»Nein! Absolut nein. Einfach nur Tee, sowohl Eistee als auch gesüßten und auch etwas heißen Tee. Und eventuell ein wenig Kaffee. Und frisch gepressten Orangensaft. Vielleicht kleine Sandwiches mit Gurken und ein wenig Mayonnaise, aber ohne Kruste.«
Nikki rümpfte die Nase. »Du willst, dass ich Sandwiches mit Gurken und Miracle Whip mache?«
Wenn Sie sich noch an die Liste mit unerlaubten Dingen erinnern, fügen Sie bitte noch hinzu: »Benutze niemals Miracle
Whip.« Mayonnaise, vorzugsweise selber gemacht, sollte echt sein. Wenn es nicht möglich ist, sie selbst herzustellen, muss sie unbedingt von Hellmann sein.
Das erklärte ich Nikki, so höflich wie ich konnte.
»Sie wird es schon richten«, unterbrach Howard. »Was sonst noch?«
»Es wäre schön, auch ein paar petits fours zu servieren. Maggies Bäckerei am Willow Square stellt die besten her. Servier sie auf deinem besten Geschirr und den süßen Tee in deinen besten Kristallgläsern. Servietten aus Stoff sind ein Muss. Und etwas für die Tageszeit Angemessenes im Gegensatz zum Abendessen. Sobald ich nach Hause komme, werde ich die Leute anrufen. Rechne mit sieben oder acht Frauen, mit dir.«
»Okay«, sagte sie, und ihre blauen Augen wurden vor Aufregung groß. »Ich werde alles richtig machen. Und ich bediene die Gäste an Tischen um den Pool herum.«
»Nein!« Wieder einmal fuhr ich aus der Haut. »Ich meine, nein, das ist nicht notwendig. Ich denke, es wäre schön, wenn du den Tee in deinem wunderschönen Wohnzimmer servieren würdest. Und nebenan habe ich auch noch einen hübschen Empfangsraum gesehen.«
»Aber der ist so langweilig.«
»Nun, langweilig ist wahrscheinlich für diese Art von Party am besten.«
»Bist du sicher?«
»Ja, ganz sicher.«
Ich ging noch ein paar weitere Einzelheiten mit ihr durch und war noch nicht einmal zum schwierigsten Teil gekommen. Aber dem konnte ich nicht ausweichen, daher legte ich sofort los.
»Außerdem wäre es eine gute Idee, Nikki, wenn du etwas
… weniger …« Ich durchsuchte mein Gehirn nach den passenden Worten. Protzig. Nuttig. NC. »Weniger Großartiges anziehen würdest.«
»Was meinst du damit?«
»Etwas, das mehr der Stimmung eines Vormittagstees der Junior League entspricht.«
»Magst du meine Kleidung nicht?«
»Absolut. Aber die Mädchen in der League takeln sich so früh am Tag nicht so auf.«
»Was soll sie denn deiner Meinung nach anziehen?«, fragte Howard.
Er war argwöhnisch, und ich hätte ihm am liebsten gesagt, dass er, wenn ihm der Kleidungsstil der Frauen auf der Junior-League-Teeparty nicht gefiel, es sich am besten noch einmal überlegen sollte, seine Frau dort aufnehmen zu lassen. Aber das tat ich natürlich nicht. Ich habe gelernt, dass man, wenn man direkt ist, viel mehr von der Wahrheit preisgibt, als die meisten Menschen handhaben können. Außerdem brauchte ich immer noch einen Anwalt.
»Oh, irgendetwas.« Oder lieber nicht. »Etwas Feminines, Zartes. Schleifen und Perlen sind immer gut.«
Howard lachte spöttisch. »Schleifen und Perlen. Um Gottes willen.«
»Denk mal an Jackie Kennedy.«
»Aber die ist, verdammt noch mal, tot.«
»Howie!« Nikki warf ihrem Ehemann einen missmutigen Blick zu, ehe sie sich an mich wandte. »Ein hübsches Kleid mit einer Schleife und einer Perlenkette?«
»Das klingt gut.«
»Okay.« Sie nahm die Worte in sich auf. »Okay!«, sagte sie noch einmal, dieses Mal mit Überzeugung.
Ich hasste es, hasste diesen unmöglichen Ort, verabscheute
ihn. Im Stillen verfluchte ich meinen Ehemann, wo immer er sich auch aufhielt. Aber dann tröstete ich mich mit der Vorstellung, wie er in
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