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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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kicherte, bevor er sich wieder fasste. »Was immer Sie ihr sagen, sie wird es tun.«
    »Ich müsste ihr Nachhilfe darin geben, wie man sich benimmt.«
    »In Ordnung.«
    »Nachhilfe geben« war eine Untertreibung. Man müsste die Wurzeln ihrer Kindheit im Wohnwagenpark und das ganze Nouveau-riche-Drumherum ausmerzen und sie zu einer Dame umformen.
    »Und damit Sie wissen«, fügte er hinzu, »wie sehr ich das, was Sie für Nikki tun, schätze, bezahle ich das Honorar für den Privatdetektiv aus meiner eigenen Tasche.«
    Ein Schauder erfasste mich. Darauf lief es letzten Endes immer hinaus. Ich und mein Geldmangel.
    Er überlegte einen Augenblick, bevor er hinzufügte: »Und wenn Sie etwas Kleingeld benötigen, bis wir die Dinge geklärt haben, so bin ich gerne bereit, Ihnen ein paar Mille zu geben. Sie brauchen mich nur darum zu bitten.«
    Geld. Das ehrliche Bedürfnis nach kaltem, hartem Cash. Das Schlimmste vom Schlimmen. Dieser schlecht erzogene Mann bot mir Geld an.

    Ich sah ihm in die Augen und lächelte. »Mr. Grout, Sie sind ein netter Mensch. Aber es geht mir gut. Wirklich. Ich werde bald in meiner Galerie eine große Ausstellung organisieren, und ich bin sicher, dass es ein riesiger Erfolg wird.«
    »Dann haben Sie mit diesem tuntigen Künstler schon alles besprochen?«
    Eigentlich nicht. »Wir haben neulich darüber geredet, als ich ihn in seinem Studio besucht habe.« Das war keine Lüge. »Die Mädchen in der Galerie werden Ihnen und Nikki Einzelheiten zukommen lassen, wenn es so weit ist.« Ich wollte, dass er mein Haus endlich verließ. »Sagen Sie Nikki, dass ich sie anrufen werde, um einen Termin festzulegen, damit wir über ein paar Dinge reden.«
    »Ich denke, Sie sollten sofort mitkommen.«
    »Was?«
    Das Verhalten meines Nachbarn änderte sich augenblicklich. Er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, dann gab er einen Wortschwall von sich und sagte Dinge wie: »Sie ist völlig außer sich«, »Sie will sogar nicht mehr essen.« Ich hatte den Eindruck, dass er mich dafür verantwortlich machte, dass sie nichts mehr aß.
    »Howard, ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Verdammt noch mal, von Nikki! Sie ist deprimiert, und ich kann es nicht ertragen, einfach so dazusitzen, wenn es ihr so schlecht geht.« Dann wurde der Ton seiner Stimme wieder normal und erstaunlich weich. Unglaublich! »Wenn Sie jetzt zu uns kommen und mit ihr reden und ihr sagen würden, dass alles in Ordnung kommt, wird es ihr sofort besser gehen.«
    »Ich? Warum denn ich?«
    Er schickte einen verzweifelten Seufzer die Treppe hinauf. »Weil Sie Ihre Freundin sind.«

    Dies war mehr als unangenehm.
    Natürlich war ich nicht ihre Freundin, aber alle meine subtilen Ausreden, die ein klares Nein bedeuteten, verstand dieser begriffsstutzige Mann nicht.
    »In Ordnung. Ich ziehe mich an und komme rüber.«
    Ich wusste, er wollte, dass ich sofort losrannte, aber er musste doch so viel Verstand haben, um zu begreifen, dass ich nicht irgendwohin gehen würde, ohne vernünftig angezogen zu sein.
    »Wie lange dauert es?«
    Ich zog die Augenbraue hoch. »Ungefähr eine Stunde.«
    »Aber Sie gehen doch nicht auf einen Ball beim Gouverneur.«
    Als ob ich für einen Ball nur eine Stunde benötigen würde!
    »Wenn Ihnen das zu lange dauert, sollten Sie sich vielleicht jemand anderes suchen.«
    »Beeilen Sie sich.«
    Er marschierte die Treppe hinunter und mit lautem Gepolter aus der Haustür. Nina, die immer noch dort stand, hatte einen Ausdruck echter Besorgnis auf dem Gesicht.
    »Sie gehen, ja?«, fragte sie.
    Was bedeutete, dass ich besser gehen sollte oder sonst … Ich hatte diesen Ton mein Leben lang gehört, obwohl ich ihm nur Aufmerksamkeit schenkte, wenn es mir passte. Jetzt passte es mir, weil mein Anwalt meinem Mann auf der Spur war.
    »Natürlich gehe ich. Ich war immer schon eine gute Nachbarin.«
    Ich glaube, sie grunzte verächtlich, während sie sich auf den Weg in die Küche machte.
    Ich zog eine hellrosa Bluse mit kleinem Fischgrätmuster
an, die ich in eine rosa Gabardinehose aus leichtem Wollstoff steckte, und drapierte eine hellgrüne Strickjacke aus Baumwollseide um meine Schultern. Ich legte eine dreireihige Perlenkette um (ich trug immer ungerade Zahlen), die über mein Schlüsselbein streifte, und zog Ferragamos aus feinem Leder an. Es war meine Art, mich fröhlich zu kleiden, und ich sah einfach wunderbar aus.
    Nina gab mir einen weiteren Korb mit Gebäck, und dann machte ich mich auf den Weg. Das, was ich

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