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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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der Lage zu sein, mit den Leuten hier befreundet sein zu können, die ebenfalls Geld haben.« Mit einem Ruck zog sie die Beine an, fuhr sich mit dem Handrücken übers Gesicht und sah mich eindringlich an. »In der ersten Aprilwoche geben wir eine große Dinnerparty mit einer Reihe wichtiger Gäste. Ich weiß, dass sie nur wegen Howards Geld kommen, das bedeutet, dass sie sehr steif sind. Wenn ich jedoch in der Junior League wäre, würden sie bestimmt viel netter zu mir sein.«
    Es war erbärmlich, und ich wollte nichts mehr davon hören. Aber dann fügte sie noch etwas hinzu, und die ganze Energie strömte aus ihr heraus wie Luft aus einem Heliumballon.
    »Es ist, als wäre ich zwischen zwei Orten gefangen und würde nirgendwo hineinpassen. Die Leute, die ich in South Willow Creek kannte, mögen mich nicht mehr, weil ich jetzt reich bin. Sie sagen, ich bin hochnäsig.«
    Sie seufzte, und ob es nun unhöflich war oder nicht, ich wollte einfach von hier verschwinden, weil ich irgendwie wusste, was als Nächstes kommen würde.
    »Und Leute mit feinen Manieren wie du haben keine Zeit für mich, weil ich Abschaum für sie bin.«
    Diese Worte laut ausgesprochen zu hören war mehr als inakzeptabel. Nicht, dass sie nicht stimmten, aber die grausame Wahrheit sollte auf alle Fälle vermieden oder zumindest abgeschwächt werden. Aber es gab noch etwas: Wir waren im letzten Monat der Junior High School gewesen. Pilar, Nikki und ich waren noch immer die besten
Freundinnen. Wir gingen zu Jimbo, dem Stammlokal der Willow-Creek-Junior-High-Schüler. Es sollte unser letztes Mal werden, denn wir waren sicher, dass kein Schüler der neunten Klasse, der etwas auf sich hielt, in einen Eissalon gehen würde. Das war einfach nicht möglich.
    Wir drei gingen wie üblich in das Lokal und wollten uns an unseren Lieblingstisch setzen. Aber anstelle von Betty, unserer Kellnerin, die uns immer bediente, erschien kein anderer als Nikkis Mutter Marlene, ausgestattet mit Schürze, Papierhut und Bestellblock. »Was kann ich euch bringen?«
    Es war ein Schock, der um die Welt ging oder zumindest um unseren Tisch, der uns zu jener Zeit wie unsere Welt vorkam.
    »Mama, was machst du denn hier?« Nikki verschlug es die Sprache.
    »Heute ist mein erster Tag. Jimbo selbst hat mich eingestellt.« Marlene kam näher. »Er zahlt mir fünfundzwanzig Cents mehr pro Stunde, als er normalerweise seinen Bedienungen zahlt.« Sie schüttelte ihr kurzes, welliges Haar.
    Es war schlimm genug, dass Marlene sich noch mehr wie ein Teenager aufführte als Nikki, aber dass sie bei Jimbo arbeitete und allen verkündete, sie freue sich über fünfundzwanzig Cent mehr in der Stunde (vielleicht machte sie nach ihrer Arbeit noch ein bisschen Extraarbeit für Jimbo, weil er ihr so ein gutes Angebot gemacht hatte), war mehr, als Nikki vertragen konnte.
    »Ich hasse dich«, flüsterte Nikki, dann stand sie auf und floh aus dem Laden.
    Pilar und ich sahen uns an. Das war wirklich ein peinlicher Moment. Wir lächelten ein wenig schmerzlich und gaben unsere Bestellung auf. Wir wollten Nikki nicht nachlaufen,
weil wir wussten, dass es nichts zu sagen gab. Eine Mutter, die sich wie Marlene aufführte, einen Freund nach dem anderen hatte, wie meine Mutter Dienstmädchen (Nina eingeschlossen), und jetzt bei Jimbo arbeitete, wo sämtliche Freunde sie sehen konnten! Das war wahnsinnig peinlich.
    Als Marlene uns das Essen brachte und einen heftigen Seufzer ausstieß, hatte ich keine Ahnung, was ich sagen sollte. Pilar hatte damit kein Problem.
    »Hallo«, sagte sie mit einem verächtlichen Grunzen, »wo sind meine Streusel?«
    So weit Pilar, die Verständnisvolle.
    Alles hatte damit angefangen, dass Nikki die Limousine meines Vaters gesehen hatte, aber wenn ich jetzt zurückblicke, hatten die Ereignisse bei Jimbo den unvermeidlichen Abbruch unserer Beziehung ausgelöst. Mir war klar geworden, dass unsere Welten irgendwie nicht zusammenpassten, und Nikki ging als Verliererin daraus hervor.
    Als ich jetzt so viele Jahre später neben Nikki saß, riss ich mich aus meinen Gedanken und war selbst überrascht, als ich ihr das Einzige anbot, was ich konnte. »Morgen, wenn wir in meinem Haus zu Mittag essen, werden wir aus dir die vornehmste Dame in ganz Willow Creek machen.« Wir hatten keine Minute zu verlieren. »Wenn du deine große Dinnerparty gibst, wirst du das Inbild von Eleganz sein, und alle in Willow Creek werden über Nikki Grout staunen. Danach werden die Mitglieder Schlange stehen,

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