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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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den Ellbogen seiner Frau und führte sie zu den Gastgebern. Alberta Bentley (unterstützendes Mitglied der JLWC, die ein Baumwollkleid anhatte, das vielleicht für manche Anlässe passend gewesen wäre, aber nicht für eine elegante Dinnerparty) sah angesichts seines Vorhabens nicht annähernd so begeistert aus.
    Ich stand am Rande des Geschehens und beobachtete alles um mich herum. Es war nicht so, als wolle ich nicht, dass man mir noch mehr Aufmerksamkeit zukommen ließ als ohnehin schon. Und es war auch nicht so, dass die Worte meiner Mutter in meinem Kopf verrücktspielten, denen zufolge ich überhaupt nicht hier sein sollte. Ich stand nur deshalb an der Seite, damit sich die Aufmerksamkeit der Gäste auf Nikki konzentrieren konnte.
    Leider stand ich nicht allzu weit entfernt, und plötzlich kam ein Mann, den ich zuvor noch nie gesehen hatte (und den, wenn es einen Gott gibt, ich hoffentlich nie wieder sehen werde), auf mich zu und stellte sich neben mich.
    Er war einen Kopf kleiner als ich und sah mich von oben bis unten an. »Buttern Sie mir den Hintern und nennen Sie mich einen Keks, aber Sie könnten schöner nicht sein!«
    Habe ich schon erwähnt, dass die Party eine Mixtur aus gehobenen und außerordentlich ungehörigen Gästen war?
    Vor einer Woche hatte ich Nikki so diskret wie möglich darauf hingewiesen, dass es besser wäre, zwei Essen zu geben. Aber Howard hatte schließlich Wind davon bekommen und wollte von zwei getrennten Partys nichts wissen.

    »Meine Freunde sind in meinem Haus immer willkommen, egal, wer sonst noch alles da ist.«
    Ein lobenswertes Unterfangen, wenn seine Frau nicht gerade versuchen würde, Zutritt zur JLWC zu erlangen.
    »Wer sind Sie?«, fragte der Mann.
    Er war untersetzt und kräftig und sah aus, als hätte er sein ganzes Leben unter der erbarmungslosen texanischen Sonne gearbeitet. Er trug einen Westernanzug mit Krawatte, und sein Hemd war voller Druckknöpfe aus Perlmutt. Er beäugte meinen Busen, als warte er auf eine Einladung. Wäre ich nicht Fredericka Mercedes Hildebrand Ware gewesen, hätte ich ihm eine schroffe Antwort gegeben. So hob ich einfach nur das Kinn und sagte hochmütig:
    »Verzeihung?«
    Sicherlich können Sie die Verachtung in diesem Wort hören. Aber dieser Typ hatte kein Ohr für Feinheiten.
    »O Baby, ich hätte nichts dagegen, Sie anzubaggern.«
    Dann lachte er laut und schallend. Howard Grout würde dagegen wohlerzogen wie Prinz Charles wirken.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich mit beißender Reserviertheit und wollte gerade fortgehen … als er mir einen Klaps auf meinen seidenbekleideten Hintern versetzte. Das ist kein Scherz!
    Nachdem ich eine Sekunde lang wie betäubt dagestanden hatte und es kaum fassen konnte, legte ich ihm gegenüber ein eiskaltes Verhalten an den Tag. Ich drehte mich langsam zu ihm um und sagte das Schlimmste, was ich je in meinem Leben zu jemandem gesagt habe und das gar nicht meiner Natur entspricht: »Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihren gebutterten Arsch von hier fortbewegen, bevor ich Sie in einen Keks verwandeln lasse.«
    Was uns beide einen ziemlichen Schock versetzte.

    Der Hinternklopfer sagte etwas, was sich nicht sehr nett anhörte. Wie auf ein Kommando tauchte plötzlich mein Künstler auf.
    »Nehmen Sie sofort Ihre Finger von der Lady«, sagte er – ganz der 1,82 Meter große, dunkelhaarige, gefährliche Marlboro-Mann.
    Der Typ geriet ins Stottern und sah nicht so aus, als wollte er gehen. Dann wurde ihm bewusst, dass Sawyer doppelt so groß war wie er und wahrscheinlich in der Lage war, aus ihm einen Keks zu machen.
    Das alles erinnerte mich an den Ritter ohne Furcht und Tadel. Ich liebte und hasste es zugleich. Wie gesagt, ich bin nicht daran interessiert, gerettet zu werden.
    Zum Glück hatte der kleine Mann ein Hirn in seinem Kopf, und er verschwand in die entgegengesetzte Richtung, während sich die anderen Gäste um Nikki und Howard scharten und ich mit meinem Künstler allein war.
    Ich hatte nicht mehr mit Sawyer geredet, seitdem er sich als Heterosexueller geoutet hatte. Er sah enorm sexy aus, ein Typ, der sich völlig in der Gewalt hatte und im nicht ungefährlichen Teil der Stadt wohnte. Ein Schauder lief mir den Rücken hinunter, was lächerlich kindisch war und ganz oben auf der Liste inakzeptabler Dinge stand.
    Sein Gesichtsausdruck wurde sanft. »Alles okay mit Ihnen?«, fragte er.
    Ich hatte einen derart starken Beschützerinstinkt nie erfahren – außer von meinem Vater, und selbst damals hatte

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