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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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geben würde, was sie nie gehabt hatte. Ein großes Haus. Viele Kleider. Tollen Schmuck.«
    »Das haben Sie getan.«
    »Ja, ich weiß.« Er verlagerte sein Gewicht und blickte ein wenig wehmütig die Treppe hinauf. »Aber ich war nie in der Lage, ihr Freunde zu geben.«
    Das war ganz sicher nicht die Antwort, die ich erwartet hatte.
    »Glauben Sie, dass Sie die ebenfalls kaufen können?«, fragte ich etwas mehr als ungläubig.
    Diese Frage schien ihm nicht zu behagen, aber er machte auch keinen Rückzieher. »Ich möchte, dass sie dazugehört. Aber Nikki hat immer das Gefühl, dass sie nicht gut genug ist. Das bringt mich um den Verstand, denn das stimmt einfach nicht. Sie ist die süßeste Frau, die ich jemals kennengelernt habe, und sie hat mich geheiratet, nicht wahr?«
    Er schüttelte kurz den Kopf und lächelte, dann besann er sich. Aber jetzt war seine Verletzbarkeit verschwunden und durch Entschlossenheit ersetzt worden. »Wenn sie in Ihre
dummarschige Frauenclique aufgenommen würde, würden sich alle in kürzester Zeit in sie verlieben und unbedingt mit ihr befreundet sein wollen. Das würde ihr zeigen, dass sie genauso gut wie alle anderen ist. Und wenn die einzige Art und Weise, wie sie Leute kennenlernt und in den Club aufgenommen wird, darin besteht, einen Deal mit Ihnen zu machen, dann sei es so.«
    Mir sank der Kopf in den Nacken, und ich durchlebte eine ganze Reihe von Emotionen:
    1. Ich war beleidigt, dass er meine Freundinnen und mich als »dummarschige Frauenclique« bezeichnete.
    2. Ich war verärgert, dass der Deal, den ich mit diesem Mann eingegangen war, so … grob klang, wenn man es so deutlich aussprach.
    3. Ich hatte ein komisches Gefühl bei dem Gedanken daran, was er noch alles unternehmen würde, um seine Frau glücklich zu machen.
    Keines dieser Gefühle behagte mir, und so raffte ich meinen Rock und eilte (viel zu schnell) die Treppe hinauf in Nikkis Schlafzimmer.
    Sie stand inmitten eines Meeres aus Taft, Tierdrucken, Federn und wer weiß was noch alles. In diesem ganzen Chaos deutete nichts auf zurückhaltend hin.
    »Nikki, was ist geschehen?«
    Sie wirbelte zu mir herum, und ich sah ihr verschmiertes Make-up. »Sie werden mich hassen, genau wie Mandi und Misti, Olivia und wer sonst noch!«
    Wahrscheinlich habe ich in diesem Augenblick erkannt, dass sie mir etwas bedeutete. Ich ließ den Gedanken kaum durch mein übliches reserviertes Verhalten dringen, weil
ich nichts anderes für sie empfinden wollte als reine Verpflichtung. Aber sie sah so verletzlich und ängstlich und erbärmlich aus – genauso wie damals beim Mittagessen, als ich sie nicht verteidigt hatte.
    Ich ging auf sie zu und nahm ihre Hände. »Sie werden dich lieben.«
    »Das hast du schon mal gesagt.«
    »Stimmt, aber das war, bevor du gelernt hast, wie du dich in die Gruppe einfügst. Jetzt weißt du, wie es geht.«
    »Wie kannst du das sagen? Alles, was du versucht hast mir beizubringen, ist misslungen.«
    »Aber das Ganze ist da drin«, sagte ich, »in deinem Kopf.« Ich holte die Schachtel Kleenex, die in der Nähe stand, zog nacheinander drei Taschentücher heraus und reichte sie Nikki. »Du kannst es. Hör auf, dir Gedanken darüber zu machen, was die Leute denken oder sagen. Denk darüber nach, was du erreichen willst, nämlich ein Mitglied der Junior League zu sein, ein Teil der Gesellschaft zu sein und dich dort einzufügen. Du kannst das. Du kannst alles sein, was du sein willst, aber du solltest dein Licht nicht unter den Scheffel stellen.«
    Sie sah mich lange ernst an. Sie war nicht mehr die kapriziöse Nikki mit dem strahlenden Lächeln.
    »Ist es das, was ich die ganze Zeit über getan habe? Mein Licht unter den Scheffel gestellt?«
    Ich war wieder einmal sehr direkt gewesen, ich weiß. »Besser gesagt, du hast die Dinge schwieriger gemacht, als sie sind. Denk nicht so viel nach, Nikki. Alles, was du brauchst, ist in dir drin. Zieh die Kleidung an, die wir ausgewählt haben. Denk daran: Kleidung ist der Rahmen, der eine Lady schmückt, nicht das eigentliche Kunstwerk.«
    Sie wusste immer noch nicht, was sie glauben sollte.

    »Du kannst es, Nikki, wenn du es wirklich willst. Und wenn du mir nicht glaubst, wenn du das Gefühl hast, dass du dich wohler fühlst, wenn du es so machst, wie du es willst, musst du es machen. Es liegt an dir.«
    Ich ließ sie stehen und ging wieder nach unten.
    Die Party war für sieben Uhr angesetzt. Zwei Minuten vor sieben lief Howard nervös auf und ab. Eine Minute später

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