Engel auf Probe (German Edition)
Körper und wünschte, dass sie mit ihm Tisch und Bett teilte und immer an seiner Seite war.
Gott hatte ihm einen Engel geschickt, aber Reed wollte die Frau, die der Engel einmal gewesen war.
9. KAPITEL
“Hattest du nicht vor, ein bisschen herumzufahren?”, fragte Angie unbehaglich, als sie feststellte, dass sie soeben an einem Bauernhaus vorbeigesaust waren, das ihr irgendwie bekannt vorkam. “Das ist doch der Weg zum See!”
“Ich habe beschlossen, noch mal hinzufahren.”
“Aber … warum?”
“Sagen wir einfach, dass da noch etwas Arbeit auf uns wartet.”
“Arbeit?”, wiederholte Angie nervös. “Am See?”
“Genau.” Rasch sah Reed zu Angie hinüber, und sein ernster Gesichtsausdruck verstärkte ihr Unbehagen nur noch. “Wir müssen reden, Angie.”
Ihr wurde der Mund ganz trocken. Immer ein schlechtes Zeichen. “Ich verstehe nicht, worüber wir uns gerade beim See unterhalten müssten?”
“Da gibt es ziemlich viele Themen, meinst du nicht auch?”
Angie schwieg dazu und dachte nach. Hatte Reed etwa vor, sich endlich mit ihr darüber zu unterhalten, wie seine Traumfrau aussehen sollte? Oder wollte er ihr noch mehr über Emily erzählen? Nein, das konnte es nicht sein. Über all das hätten sie genauso gut im Hotel sprechen können. Vielleicht wollte er mit ihr auch über ihren Engelstatus reden. Das erschien ihr schließlich am wahrscheinlichsten. Aber warum gerade am See?
Reed fuhr den Wagen auf den nun völlig verlassenen Parkplatz und nahm die Decke vom Rücksitz. Dann ging er an der Stelle unter dem Baum vorbei, an der sie am Tag zuvor gesessen hatten, über das Volleyballfeld und zielstrebig auf das verwaiste Ufer des Sees zu. Nur Zentimeter vom Wasser entfernt, blieb Reed stehen, zog sich die Schuhe aus und breitete die Decke auf dem Sand aus.
“Komm schon, Angie. Ich dachte, wir setzen uns hierher, um zu reden.”
“Bitte tu mir das nicht an.”
Der Platz am Ufer, den Reed für ihr Gespräch vorgesehen hatte, war Angie unheimlich, und sie wollte eigentlich nicht dahin. Unschlüssig blieb sie stehen, als eine vom Blütennektar trunkene Hummel an ihr vorbeischwirrte. Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort hätte Angie versucht, dieses Bild zu verinnerlichen – für später, wenn sie einmal traurig sein würde, weil sie nur noch ihre Erinnerungen hatte. Aber ihre Angst vorm Wasser machte ihr selbst diese winzige Freude zunichte.
“Warum können wir denn nicht im Gras sitzen und uns unterhalten?”
Nun stand Reed wieder auf, schlenderte zu Angie hinüber und blieb direkt vor ihr stehen. Ohne sie zu berühren, sah er ihr in die Augen und sagte: “Vertraust du mir?”
Konnte sie ihm trauen? Angie schloss die Augen und dachte: Natürlich kann ich das. Aber sie hasste die Lage, in die Reed sie gebracht hatte. Die Angst vorm Wasser ließ sich nicht so einfach abschütteln.
“Komm schon, Angie. Nimm meine Hand, ich passe auf dich auf!”
Es war Angie unmöglich, die Hand auszuschlagen, die er ihr reichte. Und dann gingen Angie und Reed gemeinsam zum Wasser. Dabei zitterte Angie so sehr, dass sie glaubte, die Beine würden ihr jeden Augenblick den Dienst versagen. Als sie bei der Decke ankam, sackte sie in die Knie und musste schwer gegen die Übelkeit ankämpfen. Reed ließ sich neben Angie nieder und zog sie an sich. Sie kroch ihm dabei praktisch auf den Schoß, legte ihm die Arme um den Nacken und barg das Gesicht an seiner Schulter.
“Ich habe solche Angst”, gestand sie ihm schließlich mit rauer Stimme.
“Ich weiß.”
“Warum zwingst du mich dann, hierherzukommen?”
“Weil Engel keine Angst haben sollten.”
“Glaubst du wirklich, dass ich ein Engel bin?”
“Nach gestern Abend ist es ein bisschen schwierig, das abzustreiten.”
Angie hob ein wenig das Kinn, und Reed fuhr ihr ganz sacht den Rücken entlang, als könnte er so fühlen, was nicht länger zu sehen war.
“Bist du schockiert?”, wollte Angie wissen.
“Ja.”
“Weil du nicht an Engel geglaubt hast?”
“Soweit mir bekannt ist, sind sie nichts Alltägliches. Zumindest bin ich vor dir noch keinem begegnet.”
“Man kann uns nicht immer sofort als Engel erkennen. Aber es gibt mehr von uns, als du denkst.”
“Du bist die Expertin, und ich glaube dir.”
Angie kuschelte sich ein wenig entspannter in seine Arme, und Reed schob die Hand in Angies Lockenpracht, bevor er sagte: “So, Angie, jetzt erzähl mir bitte mal, warum man im Himmel davon ausgeht, dass ich eine Frau
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