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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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klatschte fest in die Hände.
    »Nun ist es Zeit für den nächsten Schritt, die Drehung. Bertil, du hilfst mir, es vorzumachen.« Sie packte ihn wieder und führte langsam vor, wie er sich bewegen musste, damit er sie unter seiner Hand einmal drehen konnte. Da es nicht ganz einfach war, brachte er Hände und Füße durcheinander, doch Rita verlor nicht die Geduld, sondern machte es so lange vor, bis bei Bertil und den anderen Paaren der Groschen gefallen war.
    »Da wird was draus.« Sie sah ihm in die Augen. Er fragte sich, ob sie nur den Tanz oder noch etwas anderes meinte, und hoffte Letzteres.
    Allmählich wurde es dunkel. Wenn er sich bewegte, raschelte die Krankenhausbettwäsche. Also versuchte er, still zu liegen. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn es vollkommen ruhig gewesen wäre. Die Geräusche von draußen konnte er nicht beeinflussen, die Stimmen, die Schritte und die klappernden Tabletts. Aber hier drinnen konnte er dafür sorgen, dass die Stille nicht von raschelnden Laken gestört wurde.
    Herman starrte aus dem Fenster. Seit es dunkel wurde, konnte er sein Spiegelbild erkennen. Wie jämmerlich die Gestalt im Bett aussah. Ein kleines, graues Männlein im weißen Klinikhemd mit dünnem Haar und zerfurchten Wangen. Es war, als hätte Britta ihm Gewicht verliehen. Einen Wert, der ihn ausfüllte und größer machte. Sie schien seinem Leben einen Sinn gegeben zu haben, und nun war es seine Schuld, dass sie nicht mehr da war.
    Heute waren die Mädchen zu Besuch gekommen. Sie hatten ihn gestreichelt und umarmt, ihn bekümmert angesehen und mit sorgenvollen Stimmen zu ihm gesprochen. Er dagegen konnte sie kaum ansehen, weil er Angst hatte, sie könnten die Schuld in seinen Augen erkennen. Sehen, was er getan hatte. Was er angerichtet hatte.
    Sie hatten das Geheimnis so lange mit sich herumgetragen. Er und Britta hatten es geteilt, verdrängt und dafür gebüßt. Das dachte er zumindest. Denn als die Krankheit kam und die Dämme brüchig wurden, begriff er in einem scharfsichtigen Moment, dass nichts jemals gesühnt werden konnte. Früher oder später holten einen das Leben und das Schicksal ein. Man konnte sich nicht verstecken. Nicht davonlaufen. In ihrer Einfalt hatten sie geglaubt, es würde ausreichen, ein ordentliches Leben zu führen und gut zu sein. Die eigenen Kinder zu lieben und sie zu Menschen zu erziehen, die diese Liebe weitergeben konnten. Am Ende hatten sie sich selbst eingebildet, das Gute, das sie geschaffen hatten, würde das Böse überwiegen.
    Er hatte Britta getötet. Warum konnten sie das nicht verstehen? Sie wollten alles hinterfragen und in Zweifel ziehen, das spürte er. Wann akzeptierten sie endlich die Wahrheit?
    Er hatte Britta getötet, und nun hatte er gar nichts mehr.
    »Hast du irgendeine Ahnung, wem und warum Erik all die Jahre das Geld gezahlt hat?«, fragte Erica neugierig, als sie sich Göteborg näherten. Maja hatte sich auf dem Rücksitz vorbildlich benommen, und da sie sich schon kurz vor halb neun auf den Weg gemacht hatten, war es noch nicht einmal zehn, als sie in die Stadt hineinfuhren.
    »Nein, wir haben nur die Angaben, die vor dir liegen.« Patrik zeigte auf das Blatt Papier, das in einem Kunststoffhefter auf Ericas Schoß lag.
    »Wilhelm Fridén, Vasagatan 38, Göteborg. Geboren am 3. Oktober 1924«, las Erica vor.
    »Mehr wissen wir auch nicht. Ich habe gestern Abend noch kurz mit Martin telefoniert, aber er hat keine Verbindung nach Fjällbacka gefunden, keine kriminelle Vorbelastung, gar nichts.Es ist also nur ein Schuss ins Blaue. Apropos, wann triffst du eigentlich diesen Mann wegen des Ordens?«
    »Um zwölf in seiner Antiquitätenhandlung.« Erica steckte die Hand in die Tasche und tastete nach dem Abzeichen, das dort sicher in ein weiches Tuch eingewickelt lag.
    »Bleibst du mit Maja im Auto oder machst du einen Spaziergang mit ihr, während ich mit Wilhelm Fridén rede?« Patrik manövrierte das Auto in eine Parklücke in der Vasagatan.
    »Was soll das heißen?«, erwiderte Erica beleidigt. »Ich komme natürlich mit.«
    »Das geht doch nicht … Maja …«, stammelte Patrik und ahnte bereits, wohin diese Diskussion führen und wie sie enden würde.
    »Wenn man sie zu Verbrechensschauplätzen und Polizeidienststellen mitnehmen kann, darf sie auch einen Achtzigjährigen besuchen, basta!« Ihrem Tonfall war zu entnehmen, dass sie nicht mit sich verhandeln ließ.
    »Okay«, seufzte Patrik. Er wusste, wann er sich geschlagen geben musste.
    Nachdem sie im

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