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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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dritten Stock des alten Mietshauses geklingelt hatten, öffnete ein Mann um die sechzig die Tür und sah sie fragend an.
    »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Patrik zeigte ihm seine Dienstmarke. »Ich heiße Patrik Hedström und komme von der Polizeidienststelle Tanum. Wir haben ein paar Fragen, die einen Wilhelm Fridén betreffen.«
    »Wer ist da?«, ertönte eine leise Frauenstimme aus der Wohnung. Der Mann drehte sich um und rief: »Hier ist ein Polizist, der etwas über Papa wissen will.«
    Er wandte sich wieder an Patrik. »Ich kann mir zwar beim besten Willen nicht vorstellen, was die Polizei von meinem Vater wollen könnte, aber treten Sie doch ein.« Er machte einen Schritt zur Seite, um sie hereinzulassen, und hob erstaunt die Augenbrauen, als Erica mit Maja auf dem Arm in die Wohnung kam.
    »Bei der Polizei fängt man heutzutage früh an«, grinste er.
    Patrik lächelte verschämt. »Das sind meine Ehefrau Erica und meine Tochter Maja. Sie … äh … meine Frau hat ein gewisses persönlichesInteresse an dem Fall, in dem wir ermitteln, und …« Plötzlich hielt er inne. Im Grunde gab es für Polizisten keinen plausiblen Grund, Frau und Kleinkind zu einer Befragung mitzuschleppen.
    »Verzeihung, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Göran Fridén, und Sie interessieren sich also für meinen Vater.«
    Patrik betrachtete ihn neugierig. Er war mittelgroß und hatte graue, leicht gewellte Haare und freundliche blaue Augen.
    »Ist Ihr Vater zu Hause?« Sie folgten Göran Fridén durch einen langen Korridor.
    »Wenn Sie meinem Vater eine Frage stellen möchten, kommen Sie leider zu spät. Er ist vor zwei Wochen gestorben.«
    »Oh.« Patrik war überrascht. Das hatte er nicht erwartet. Er war sicher gewesen, dass der Mann trotz seines hohen Alters noch lebte, weil das Einwohnermeldeamt seinen Tod noch nicht registriert hatte. Das lag vermutlich daran, dass er erst kürzlich verstorben war. Es dauerte immer ein bisschen, bis Änderungen ins System aufgenommen wurden, das war nichts Neues. Er verspürte eine tiefe Enttäuschung. Sollte die Spur, die ihm intuitiv so wichtig erschienen war, schon jetzt im Sande verlaufen?
    »Wenn Sie wollen, können Sie mit meiner Mutter sprechen.« Göran wies ihnen den Weg ins Wohnzimmer. »Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber wenn Sie uns darüber aufgeklärt haben, wird sie Ihnen vielleicht weiterhelfen.«
    Eine kleine und gebrechliche Dame erhob sich vom Sofa und reichte ihnen die Hand. Auf eine niedliche Weise war sie noch immer hübsch.
    »Märta Fridén.« Sie sah sie mit wachem Blick an und fing an zu strahlen, als sie Maja entdeckte. »Wen haben wir denn da? So ein süßer Schatz! Wie heißt sie denn?«
    »Maja«, antwortete Erica stolz und schloss Märta Fridén sofort ins Herz.
    »Hallo, Maja.« Märta tätschelte ihr die Wange. Maja nahm die Aufmerksamkeit dankbar lächelnd entgegen, begann aber wie eine Wilde mit den Beinen zu strampeln, als sie in der Sofaecke eine alte Puppe entdeckte.
    »Nein!«, sagte Erica streng und wollte ihre Tochter zurückhalten.
    »Ach was, sie kann sie sich ruhig angucken«, winkte Märta ab. »Hier gibt es nichts, was mir so lieb und teuer wäre, dass das Mädel es nicht anfassen dürfte. Seit Wilhelm von mir gegangen ist, wird mir zunehmend bewusst, dass wir am Ende mit leeren Händen dastehen.« Ihre Augen wurden traurig, und ihr Sohn legte den Arm um sie.
    »Setz dich, Mama, ich mache unseren Gästen einen Kaffee, und ihr könnt euch in Ruhe unterhalten.«
    Als er in die Küche ging, blickte Märta ihm hinterher. »Er ist ein guter Junge. Ich bemühe mich, ihm nicht zur Last zu fallen. Die Kinder haben schließlich ein Recht auf ein eigenes Leben, aber manchmal ist er netter, als gut für ihn ist. Wilhelm war so stolz auf ihn.« Sie schien sich in Erinnerungen zu verlieren, wandte sich dann aber wieder Patrik zu.
    »Worüber wollte die Polizei denn mit Wilhelm sprechen?«
    Patrik räusperte sich. Er spürte, dass er sich nun auf dünnes Eis begab. Vielleicht würde er viele Dinge ans Licht zerren, von denen diese sympathische alte Dame lieber nie erfahren hätte. Aber er hatte keine Wahl.
    Zögernd begann er: »Wir ermitteln in einem Mordfall, der sich nördlich von hier, in Fjällbacka ereignet hat. Ich komme ja von der Dienststelle Tanum, und Fjällbacka gehört zu diesem Polizeibezirk.«
    »Ach, du liebe Zeit, ein Mord.« Märta runzelte die Stirn.
    »Ja. Ein Mann namens Erik Frankel wurde ermordet.« Patrik

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