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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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den Grund gegangen war, und sie wollte wirklich gerne wissen, warum sich dieser Kjell Ringholm vom Bohusläningen ebenfalls für den norwegischen Widerstandskämpfer interessierte.
    Als sie eine Weile später bei der Zeitung am Empfang saß und wartete, dachte sie über die möglichen Motive seines Interesses nach, beschloss dann aber, keine weiteren Spekulationen anzustellen, sondern ihn selbst zu fragen. Ein paar Minuten später wurde sie zu seinem Zimmer geleitet. Er sah sie neugierig an.
    »Erica Falck? Sie sind Schriftstellerin, nicht wahr?« Er deutete auf einen Stuhl für Besucher. Sie hängte ihre Jacke über die Rückenlehne und setzte sich.
    »Das stimmt.«
    »Ich habe leider noch nichts von Ihnen gelesen, aber Ihre Bücher sollen gut sein«, sagte er höflich. »Sind Sie gekommen, um für ein neues Werk zu recherchieren? Da ich kein Gerichtsreporter bin, wüsste ich nicht, wie ich Ihnen helfen könnte. Denn wenn ich die Sache richtig verstanden habe, schreiben Sie doch über echte Mordfälle.«
    »Mein Besuch hat nichts mit meinen Büchern zu tun. Ich habe aus verschiedenen Gründen begonnen, mich mit der Vergangenheit meiner Mutter zu beschäftigen. Sie war unter anderem mit Ihrem Vater befreundet.«
    Kjell runzelte die Stirn. »Wann das?« Er beugte sich nach vorn.
    »Soweit ich weiß, haben sie in ihrer Kindheit und Jugend viel Zeit miteinander verbracht. Ich habe mich bei meinen Nachforschungen vor allem auf die Kriegsjahre konzentriert, und da waren die beiden, wie Sie wissen, ungefähr fünfzehn.«
    Kjell nickte und wartete ab, wie es weiterging.
    »Sie scheinen zu viert eine unzertrennliche Clique gewesen zu sein. Außer Ihrem Vater waren noch eine Britta Johansson und ein Erik Frankel dabei. Und die beiden Letztgenannten sind, wie Ihnen mit Sicherheit bekannt ist, innerhalb von nur zwei Monaten ermordet worden. Das ist ein etwas merkwürdiges Zusammentreffen, finden Sie nicht?«
    Von Kjell kam noch immer keine Antwort, aber Erica sah, dass sein Körper sich anspannte und in seinen Augen ein Funke aufblitzte.
    »Und …«, sie machte eine Pause, »später kam noch jemand dazu. 1944 traf ein Mann, oder vielmehr ein Junge, aus dem norwegischen Widerstand in Fjällbacka ein. Er hatte sich an Bord des Fischerboots von meinem Großvater versteckt und kam in einem Zimmer bei meinen Großeltern unter. Er hieß Hans Olavsen. Aber das wissen Sie ja bereits. Oder nicht? Mir ist nämlich aufgefallen, dass Sie sich ebenfalls für ihn interessieren, und ich würde gerne wissen warum.«
    »Über solche Dinge darf ich nicht sprechen. Ich bin Journalist«, wehrte Kjell ab.
    »Falsch, Sie dürfen Ihre Quellen nicht preisgeben«, erwiderte Erica ruhig. »Ich verstehe nicht, warum wir uns bei dieser Sache nicht gegenseitig unterstützen. Ich habe auch einen ganz guten Riecher, und Sie als Journalist sind sowieso ein geübter Schnüffler. Wir interessieren uns beide für Hans Olavsen. Ich kann damitleben, dass Sie mir nicht verraten, woher Ihr Interesse rührt, aber wir könnten zumindest Informationen austauschen, sowohl die, die wir bereits haben, als auch das, was jeder von uns noch herausbekommen könnte.« Sie verstummte und wartete gespannt auf seine Reaktion.
    Kjell dachte nach. Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch, während er die Vor- und Nachteile abwog.
    »Okay«, sagte er schließlich und griff in die oberste Schreibtischschublade. »Eigentlich spricht nichts dagegen, dass wir uns gegenseitig helfen, und da mein Informant tot ist, gibt es keinen Grund mehr, Sie nicht einzuweihen. Die Sache ist so: Ich hatte in einer … privaten Angelegenheit mit Erik Frankel zu tun.« Er räusperte sich und schob einen Hefter zu ihr hinüber. »Er sagte damals, er wolle mir etwas erzählen, das ich gut gebrauchen könne und das unbedingt ans Licht kommen müsse.«
    »Hat er sich so ausgedrückt?« Erica beugte sich nach vorn und griff nach der Mappe. »Etwas solle ans Licht kommen?«
    »Soweit ich mich entsinne, ja.« Kjell lehnte sich wieder zurück. »Einige Tage später ist er dann hierhergekommen. Er übergab mir einfach die Artikel, die in diesem Hefter liegen, verriet mir jedoch nicht, was ich damit machen sollte. Ich stellte natürlich eine Menge Fragen, aber er beharrte darauf, dass mir diese Hinweise reichen würden, wenn ich wirklich so geschickt darin sei, Dinge auszugraben, wie er gehört habe.«
    Erica blätterte den Klarsichthefter durch. Es waren dieselben Artikel, die sie von Christian bekommen

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