Engel aus Eis
nickte.
»Okay, ich sehe auch mal nach, allerdings klingelt es bei mir genauso wenig.«
»Dann haben wir einiges zu tun.« Lächelnd blieb Erica an der Tür stehen. Es war ein gutes Gefühl, zu zweit an dieser Sache zu arbeiten.
»In der Tat«, murmelte Kjell abwesend.
»Wir hören voneinander«, sagte Erica.
»Das tun wir.« Ohne sie noch einmal anzusehen, griff Kjell zum Telefonhörer. Nun brannte er darauf, den Dingen auf den Grund zu gehen. Seine Journalistennase sagte ihm, dass hier etwas faul war.
»Sollen wir uns zusammensetzen und das Ganze noch einmal durchgehen?« Es war Montagnachmittag, und in der Polizeidienststelle war nicht viel los.
»Klar.« Gösta erhob sich widerwillig. »Paula auch?«
»Natürlich.« Martin ging sie holen. Da Mellberg gerade mit Ernst spazieren ging und Annika am Empfang alle Hände voll zu tun hatte, setzten sie sich zu dritt mit dem gesamten Ermittlungsmaterial in die Teeküche.
»Erik Frankel«, notierte Martin auf einer neuen und blitzblanken Seite in seinem Notizblock.
»Er wurde mit einem dort bereits vorhandenen Gegenstand in seinem eigenen Haus ermordet«, sagte Paula, und Martin schrieb fieberhaft mit.
»Das könnte darauf hindeuten, dass es kein vorsätzlicher Mord war«, sagte Gösta. Martin nickte.
»Auf der Büste, die als Mordwaffe diente, befanden sich keine Fingerabdrücke. Sie scheint jedoch auch nicht abgewischt worden zu sein. Der Mörder muss also Handschuhe getragen haben, was wiederum für einen Vorsatz spricht«, warf Paula ein. Sie betrachtete die Buchstaben, die Martin auf seinen Block kritzelte.
»Kannst du das später wirklich noch lesen?«, fragte sie skeptisch, weil die Wörter an Hieroglyphen erinnerten. Oder an Steno.
»Wenn ich es gleich in den Computer tippe, schon«, grinste Martin und schrieb weiter. »Sonst bin ich verloren.«
»Erik Frankel kam durch einen einzigen kräftigen Schlag an die Schläfe zu Tode.« Gösta deutete auf die Bilder vom Ort des Verbrechens. »Der Mörder ließ die Tatwaffe am Tatort zurück.«
»Auch deshalb sieht es nicht nach einem besonders kaltblütigen oder geplanten Mord aus.« Paula stand auf, um ihnen Kaffee einzuschenken.
»Feinde könnte er sich höchstens durch seine Sachkenntnis über den Nazismus gemacht haben. In diesem Zusammenhang geriet er mit der rechtsradikalen Organisation Schwedens Freunde in Konflikt.« Martin griff nach den fünf Briefen in den Plastikhüllen und breitete sie auf dem Tisch aus. »Außerdem hat er über Frans Ringholm, einen Freund aus Kindertagen, eine persönliche Beziehung zu dieser Gruppe.«
»Haben wir überhaupt etwas, das Frans mit dem Mord in Verbindung bringt?« Paula starrte die Briefe an, als könnte sie sie zum Sprechen bringen.
»Nun, drei seiner Nazikumpel behaupten, er wäre in den besagten Tagen mit ihnen in Dänemark gewesen. Das ist zwar kein hieb- und stichfestes Alibi, falls es so etwas gibt, aber wir haben eben nicht viele Beweise, mit denen wir arbeiten können. Die Fußspuren, die wir gefunden haben, stammen von den Jungs, die die Leiche entdeckt haben, und ansonsten gab es dort keine ungewöhnlichen Fußspuren oder Fingerabdrücke.«
»Bekomme ich nun meinen Kaffee, oder hast du vor, mit der Kanne da stehen zu bleiben?«, fragte Gösta.
»Nur, wenn du artig bitte sagst«, stichelte Paula, und Gösta brummte widerwillig.
»Kommen wir zum Datum.« Martin nickte Paula dankbar zu, als sie ihm einen Kaffee einschenkte. »Wir konnten mit relativ großer Sicherheit feststellen, dass er zwischen dem fünfzehnten und dem siebzehnten gestorben ist. Das ist ein Spielraum von zwei Tagen. Dann saß er dort eine Zeit, weil sein Bruder verreist war und niemand damit rechnete, etwas von ihm zu hören. Das hätte höchstens Viola erwarten können, aber von ihr hatte er sich kurz zuvor getrennt. Zumindest hat sie es so aufgefasst.«
»Und niemand hat etwas gesehen? Hast du mit allen Nachbarn gesprochen, Gösta? Hat niemand ein fremdes Auto gesehen? Oder eine verdächtige Person?« Martin sah ihn fragend an.
»Da gibt es ja nicht viele Nachbarn«, murmelte Gösta.
»Soll ich das als Nein deuten?«
»Ja, ich habe alle Nachbarn befragt, aber keiner von ihnen hat etwas gesehen.«
»Okay, dann können wir den Punkt vorerst fallen lassen.« Martin seufzte und trank einen Schluck.
»Was ist mit Britta Johansson? Es ist zweifelsohne ein seltsamer Umstand, dass sie offenbar eine Art von Beziehung zu Erik Frankel hatte. Und zu Frans Ringholm übrigens auch.
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