Engel aus Eis
Diese liegt zwar weit zurück, aber laut den Verbindungsnachweisen haben sie im Juni miteinander telefoniert, und sowohl Frans als auch Erik haben Britta in dieser Zeit getroffen.« Martin machte eine Pause und blickte seine Kollegen herausfordernd an. »Wieso haben sie ausgerechnet diesen Zeitpunkt gewählt, um nach sechzig Jahren wieder Kontakt aufzunehmen? Sollen wir Brittas Mann Glauben schenken, der behauptet, dass Britta sich an alte Zeiten erinnern wollte, weil ihr Gesundheitszustand sich stetig verschlechterte?«
»Ich persönlich halte das für Schwachsinn.« Paula griff nach einer ungeöffneten Rolle Ballerina-Kekse. Sie löste den Plastikstreifen am oberen Ende und nahm sich selbst drei Kekse, bevor sie den anderen auch welche anbot. »Ich glaube kein Wort davon. Meiner Meinung nach würde dieser Fall endlich klarer werden, wenn wir herausfänden, warum sie sich verabredet haben. Aber Frans schweigt ja wie ein Grab, und Axel hält an der gleichen Geschichte fest wie Herman.«
»Wir dürfen auch die Überweisungen nicht vergessen.« Mit chirurgischer Präzision trennte Gösta die beiden Keksschichten, leckte genüsslich die Schokolade ab und fuhr fort: »Beim Fall Frankel, meine ich.«
Martin sah ihn verwundert an. Er hatte nicht gewusst, dass Gösta in diesen Teil der Ermittlungen eingeweiht war, da seine Strategie meistens lautete: Ich nehme nur Informationen zur Kenntnis, mit denen man mich füttert.
»In dieser Angelegenheit ist ja Hedström am Samstag kurzfristig eingesprungen.« Martin nahm die Notizen zur Hand, die er sich gemacht hatte, während Patrik ihm am Telefon von dem Besuch bei Wilhelm Fridén berichtete.
»Was hat er denn herausbekommen?« Gösta nahm sich einenneuen Keks und führte die gleiche Operation durch. Vorsichtig entfernte er den hellen Ring, schleckte die Schokoladencreme ab und legte die Keksstücke beiseite.
»Mensch, Gösta, du kannst doch nicht einfach die Schokolade ablecken und den Rest liegen lassen!«, rief Paula empört.
»Bist du die Ballerinapolizei?« Demonstrativ schnappte er sich noch einen Keks. Paula legte die Kekspackung schnaubend außerhalb von Göstas Reichweite auf die Arbeitsfläche.
»Leider nicht viel«, sagte Martin. »Wilhelm Fridén ist vor wenigen Wochen gestorben, und weder die Witwe noch der Sohn hatten von dem Geld eine Ahnung. Man kann natürlich nicht wissen, ob sie die Wahrheit gesagt haben, aber Patrik meinte, sie hätten einen glaubwürdigen Eindruck gemacht. Der Sohn hat versprochen, uns über den Anwalt alle Unterlagen seines Vaters schicken zu lassen. Wenn wir Glück haben, ist etwas dabei.«
»Und der Bruder? Wusste er nichts davon?« Gösta starrte lüstern das Kekspaket an und schien ernsthaft in Erwägung zu ziehen, sich in Bewegung zu setzen und es sich zu holen.
»Wir haben Axel angerufen und gefragt«, antwortete Paula und warf Gösta einen warnenden Blick zu. »Aber er hatte keine Ahnung davon.«
»Glauben wir ihm?« Gösta schätzte die Entfernung zwischen Stuhl und Arbeitsfläche ab. Mit einem schnellen Schritt konnte er es schaffen.
»Ich weiß es wirklich nicht. Er ist schwer zu durchschauen. Oder was hast du für ein Gefühl, Paula?«, wandte sich Martin fragend an sie, und während sie in Gedanken versank, witterte Gösta seine Chance. Er sprang auf und wollte sich auf die Packung stürzen, doch Paula streckte mit der Schnelligkeit eines Reptils die linke Hand aus und schnappte sie sich zuerst.
»Mich legst du nicht rein …«, zwinkerte sie ihm zu, und auch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Allmählich fand er Gefallen an ihren kleinen Kabbeleien.
Paula verwahrte die Keksrolle sicher auf ihrem Schoß und drehte sich zu Martin um.
»Da gebe ich dir recht. Man wird nicht ganz schlau aus ihm.« Sie schüttelte den Kopf.
»Zurück zu Britta.« Martin schrieb in großen Druckbuchstaben BRITTA auf seinen Block und unterstrich das Wort.
»Für unsere beste Spur halte ich die Tatsache, dass Pedersen höchstwahrscheinlich die DNA des Täters unter ihren Nägeln gefunden hat und dass sie ihrem Mörder vermutlich das Gesicht oder die Arme zerkratzt hat. Wir waren ja heute Vormittag kurz bei Herman, und der hat keine Kratzspuren. Außerdem sagte er, sie sei bereits tot gewesen, als er nach Hause kam. Sie habe mit dem Kissen auf dem Gesicht im Bett gelegen.«
»Aber er behauptet noch immer, schuld an ihrem Tod zu sein«, schob Paula ein.
»Wie meint er das?« Gösta runzelte die Stirn. »Schützt er
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