Engel aus Eis
geradezu, wie er durch das Lob größer wurde, obwohl es eine stumme Anerkennung war. Er war so lange der Grünschnabel und Anfänger in der Dienststelle gewesen, dass er sich immer im Hintergrund gehalten hatte, aber dank Patriks Erziehungsurlaub konnte er endlich zeigen, was in ihm steckte.
»Was Frans anbelangt, sollten wir auf das Resultat vom SKL warten. Aber wir gehen den Fall Frankel noch einmal von Anfang an durch und überprüfen, ob es außer der bereits bekannten noch eine weitere Verbindung zu Frans gibt. Machst du das, Paula?« Sie nickte. Martin wandte sich an Gösta.
»Könntest du nicht versuchen, etwas mehr über Hans Olavsen herauszufinden? Hintergrund, ob jemand in Fjällbacka mehr über ihn weiß und so weiter. Rede mit Patriks Frau, sie scheint einiges recherchiert zu haben, und der Sohn von Frans forscht auch auf diesem Gebiet. Sorge dafür, dass sie ihr Wissen mit uns teilen. Bei Erica wird das mit Sicherheit kein Problem sein, aber auf Kjell musst du möglicherweise etwas Druck ausüben.«
Gösta nickte ebenfalls, allerdings nicht ganz so eifrig wie Paula. Es würde weder leicht sein noch Spaß machen, sich mit sechzig Jahre alten Lebensdaten zu beschäftigen. »Wenn es sein muss«, seufzte er und machte ein Gesicht, als hätte man ihm soeben sieben schwere Jahre angekündigt.
»Annika, gibst du uns Bescheid, sobald das SKL sich meldet?«
»Selbstverständlich.« Annika legte den Block beiseite, auf dem sie sich Notizen gemacht hatte, während Martin sprach.
»Dann haben wir einiges zu tun.« Martin bekam ein ganz heißes Gesicht, weil er so zufrieden mit seiner ersten Besprechung war.
Alle standen auf und verließen den Raum. In ihren Gedanken spielte das geheimnisvolle Schicksal von Hans Olavsen die Hauptrolle.
Nach dem Telefonat mit Martin ging Patrik hinauf zu Ericas Arbeitszimmer und klopfte vorsichtig an die Tür.
»Komm rein.«
»Entschuldige bitte, dass ich dich störe, aber ich glaube, das hier interessiert auch dich.« Er nahm auf dem Sessel in der Ecke Platz und gab wieder, was Martin ihm über die schrecklichen Verletzungen von Hans Olavsen beziehungsweise der Person, die sie für Hans Olavsen hielten, berichtet hatte.
»Ich hatte mir schon gedacht, dass er ermordet wurde, aber so …« Erica war spürbar mitgenommen.
»Irgendjemand hatte wirklich eine Rechnung mit ihm offen«, stellte Patrik fest. Dann sah er, dass Erica wieder in den Tagebüchern ihrer Mutter gelesen hatte, bevor er ins Zimmer kam.
»Hast du etwas Interessantes gefunden?«
»Leider nicht.« Frustriert strich sie sich durch die blonden Haare. »Es endet kurz vor Hans Olavsens Ankunft in Fjällbacka, dabei wird es da eigentlich erst spannend.«
»Und du hast keine Ahnung, warum sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt mit dem Tagebuchschreiben aufgehört hat?«
»Nein, das ist es ja. Ich bin mir gar nicht so sicher, dass sie aufgehört hat. Es scheint eine ganz feste Gewohnheit von ihr gewesen zu sein, jeden Tag wenigstens ein paar Zeilen zu schreiben. Warum sollte sie das plötzlich nicht mehr tun? Irgendwo muss es noch mehr Bücher geben, aber wo …« Nachdenklich wickelte sie eine Haarsträhne um den Zeigefinger. Diese Geste war Patrik inzwischen vertraut.
»Auf dem Dachboden können sie nicht liegen, denn dort hast du bereits alles durchsucht«, dachte Patrik laut nach. »Meinst du, sie könnten im Keller sein?«
Erica überlegte, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, dort unten haben wir doch vor deinem Einzug ausgemistet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie hier im Haus sind, aber eine andere Theorie habe ich auch nicht.«
»Jetzt bekommst du wenigstens ein bisschen Unterstützung bei den Nachforschungen zu Hans Olavsen. Erstens hilft dir Kjell, in dessen Recherchetalent ich große Hoffnungen setze, und zweitens wollen Martin und die Kollegen ebenfalls an diesem Punktweiterarbeiten. Er hat übrigens Gösta gebeten, sich bei dir zu melden, damit du ihm alles erzählst, was du bislang herausgefunden hast.«
»Ich habe kein Problem damit, Informationen an andere Leute weiterzugeben«, erwiderte Erica. »Hoffentlich sieht Kjell das genauso.«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Patrik trocken. »Er ist Journalist und wittert eine Story.«
»Ich frage mich noch immer …«, sagte Erica gedehnt und kippelte mit ihrem Bürostuhl vor und zurück. »Warum hat Erik Kjell diese Artikel gegeben. Was wusste er über den Mord an Hans Olavsen und warum wollte er, dass Kjell es herausfand? Wieso erzählte
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