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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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er ihm nicht einfach, was er wusste? Wozu diese kryptische Herangehensweise?«
    Patrik zuckte mit den Achseln. »Das werden wir wohl nie erfahren. Doch laut Martin vermuten die Kollegen stark, dass Frans’ Tod alle Fragen beantworten wird. Sie glauben, er habe Hans Olavsen umgebracht, und die Morde an Erik und Britta seien geschehen, um die erste Tat zu vertuschen.«
    »Einiges spricht dafür«, sagte Erica, »aber trotzdem ist da so viel …«, sie brachte den Satz nicht zu Ende. »Es gibt so viele Fragen, auf die ich keine Antwort habe. Zum Beispiel: Warum jetzt? Nach sechzig Jahren. Wieso kommt die Sache ans Licht, nachdem er sechzig Jahre friedlich in seinem Grab gelegen hat?« Während sie nachdachte, kaute sie auf der Innenseite ihrer Wange.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Patrik. »Es könnte alle möglichen Gründe haben. Wie gesagt, wir müssen uns damit abfinden, dass einige Dinge so lange zurückliegen, dass wir uns niemals ein vollständiges Bild von ihnen machen können.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht.« In Ericas Stimme lag Enttäuschung. Sie griff in die Tüte auf dem Schreibtisch. »Auch ein Dumlekola?«
    »Ja, gerne«, sagte Patrik und nahm sich einen Schokobonbon aus der Tüte. Schweigend ließen sie es sich schmecken, während sie über Hans Olavsens grausamen Tod nachdachten.
    »Glaubst du, es war Frans? Ganz sicher? Und Erik und Brittahat er auch ermordet?«, fragte Erica nach einer längeren Pause und beobachtete Patrik genau.
    Er nahm sich Zeit und antwortete schließlich zögernd: »Ja, das glaube ich. Es spricht jedenfalls nicht viel dagegen. Martin geht davon aus, dass sie die Ergebnisse vom SKL am Montag bekommen, und die sollten zumindest bestätigen, dass er der Mörder von Britta ist. Ich nehme an, dass wir auch Beweise finden, die ihn mit dem Mord an Erik in Verbindung bringen. Der Tod von Hans Olavsen dagegen ist schon so lange her. Ich bezweifle, dass wir in diesem Fall jemals völlige Klarheit erlangen. Das Einzige …« Er blickte gequält.
    »Ist irgendetwas daran seltsam?«, fragte Erica.
    »Ja. Für den Mord an Erik hat Frans nämlich ein Alibi. Wie gesagt, seine Kumpel könnten natürlich lügen. Damit müssen Martin und die anderen Kollegen sich noch beschäftigen. Ansonsten habe ich keine Einwände.«
    »Und bei Frans gab es keine Fragezeichen? Ich meine, war es eindeutig Selbstmord?«
    »Sieht so aus.« Patrik schüttelte den Kopf. »Es war sein eigener Revolver, er hielt ihn noch in der Hand, und der Lauf steckte in seinem Mund.«
    Erica verzog angewidert das Gesicht.
    Patrik fuhr fort: »Wenn sich also tatsächlich seine Fingerabdrücke auf der Waffe und an seiner Hand Schmauchspuren befinden, kann man beim besten Willen nicht abstreiten, dass alles auf Selbstmord hindeutet.«
    »Aber ihr habt keinen Brief gefunden?«
    »Nein, anscheinend nicht, aber es gibt ja auch nicht bei jedem Selbstmord einen Abschiedsbrief.« Er stand auf und warf das Bonbonpapier weg.
    »Jetzt lasse ich dich in Ruhe arbeiten, Liebling. Vergiss auch dein Buch nicht, du weißt, dass der Verlag dir sonst die Hölle heiß macht.« Er küsste sie auf den Mund.
    »Ich weiß«, seufzte Erica. »Heute habe ich sogar schon einiges geschrieben. Was habt ihr denn vor?«
    »Karin hat angerufen«, antwortete Patrik unbekümmert. »Wenn Maja aufgewacht ist, machen wir einen Spaziergang.«
    »Du gehst oft mit Karin spazieren.« Erica wunderte sich selbst, wie biestig sie das sagte. Patrik sah sie verwundert an.
    »Bist du eifersüchtig? Auf Karin?« Lachend gab er ihr ein Küsschen. »Dazu gibt es nicht den geringsten Grund.« Wieder musste er lachen, doch dann wurde er ernst. »Aber wenn du es nicht gut findest, dass wir uns mit den Kindern treffen, musst du es sagen.«
    Erica schüttelte den Kopf. »Ach was. Das war albern von mir. Du hast ja nicht viele Leute, mit denen du dich im Erziehungsurlaub verabreden kannst, also nutz die Gelegenheit und gönn dir ein bisschen erwachsene Gesellschaft.«
    »Bist du sicher?« Patrik sah sie prüfend an.
    »Ja«, winkte sie ihm. »Geh jetzt! Irgendjemand muss in dieser Familie schließlich arbeiten.«
    Lächelnd schloss er die Tür hinter sich. Durch den Türspalt sah er noch, wie sie nach einem der blauen Tagebücher griff.

Fjällbacka 1945
    E s war unfassbar. Dieser Krieg, der scheinbar nie aufhören wollte, war zu Ende. Sie saß bei Hans im Bett, las die Zeitung und versuchte, ihren Kopf dazu zu bringen, das in dicken schwarzen Lettern gedruckte Wort zu begreifen:

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