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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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machte.
    Energisch hob er die Faust an die dicke Türe, die den bunten Regenbogen unterbrach, der in diesem Gang an die Wände gemalt war und klopfte hörbar an.
    Ein leises Herein ertönte. Herzklopfend nahm Nils die silberne, runde Türklinke in die Hand, spürte das kalte Metall und öffnete langsam die Türe. Gebeugt saß Lena auf dem Bett, hatte ihnen den Rücken zugedreht und half dem kleinen Mädchen, das sich gerade übergeben musste. Ängstlich sah Sam seinen Vater an.
    „Engelchen, es ist gut!“ Beruhigend sprach Lena zu Babs, wischte ihr mit dem Waschlappen über das Gesicht, stütze sie und half ihr wieder in die Kissen. So schwach sah Babs aus, wie wenn sie nicht mehr in der Lage wäre, alleine den Kopf in das Kissen zu legen. Uninteressiert sah sie Nils und Sam kurz an, dann schloss sie entkräftet die Augen.
    „Lena!“ Leise, er wollte sie nicht erschrecken, sprach er ihren Namen aus. Ruckartig fuhr ihr Kopf herum, mit großen Augen, in denen Unmengen ungeweinter Tränen schimmerten, sah sie ihn an, blickte zu seinem kleinen Sohn an seiner Hand, ihr Blick wanderte wieder in sein Gesicht.
    Langsam stand sie auf, trat vor ihn und berührte seine Wange. „Nils? Bist du es wirklich?“
    Wortlos nickte er, ließ Sams Hand los und zog sie in seine Arme, seine Lippen fanden ihren Mund, er küsste sie sehnsuchtsvoll, konnte nichts anderes denken, als dass er endlich in ihrer Nähe war. Erschrocken schob er sie von sich. Sie war verheiratet, er durfte sie nicht mehr berühren! Erneut schmiegte Lena sich in seine Arme, zog ihn zu sich heran und barg den Kopf an seiner Halsbeuge.
    Er konnte nicht anders, musste die Arme um sie legen und sie an sich ziehen.
    Nass spürte Nils ihre Tränen an seinem Hals, beruhigend streichelte er ihr widerspenstiges Haar. Dankbar hob sie den Kopf, sah ihn an, dann kniete sie sich zu Sam, der sie mit weiten Augen ansah. „Hallo, du musst Sam sein, habe ich Recht?“, sagte sie in ihrer weichen Stimme.
    Stumm nickte er. Noch nie hatte er gesehen, dass sein Vater seine Mutter umarmt hatte.
    „Ich bin Lena! Wen hast du denn da dabei?“ Neugierig deutete sie auf den Teddybären, den er fest an seinem Arm hielt. Ganz selbstverständlich sprach sie englisch mit ihm.
    „Das ist Teddybär!“ In einem komisch klingenden Akzent sprach er das deutsche Wort zwischen den englischen Wörtern aus. „Du siehst wirklich aus wie der Engel, von dem Papi mir erzählt hat!“ Bewundernd sah er sie an. Wunderschön war sie! Nur der helle Schein um den Kopf fehlte ihr und die Flügel, die man durch ihr langes Haar nicht sehen konnte.
    Zärtlich lächelte Lena ihn an. „Du siehst aus, wie dein Papi, als er so groß war wie du! ... Komm mit, ich stelle dir Babs vor!“ Selbstverständlich ergriff sie Sams Hand, der seine Hand vertrauensvoll in ihre legte.
    Auffordernd sah Lena Nils in die Augen, deutete ihm an, mit ihr zu dem Krankenbett zu kommen. Auf den Bettrand setzte sie sich und zog Sam auf ihren Schoß. „Babs! Babs, sieh mal wer hier ist!“ Liebevoll fuhr sie ihrer Tochter über die eingefallenen Wangen. Nils, der hinter Lena stand und seine Hände auf ihre Schultern gelegt hatte, sah das zarte Gesicht seiner Tochter und sah die langen Haare, die auf dem Kissen lagen. Das Kind im anderen Bett hatte bereits keine Haare mehr.
    Entkräftet öffnete Babs die Augen, jede noch so kleine Bewegung fiel ihr unsagbar schwer. Schüchtern blickte sie dem fremden Mann direkt in die Augen, erkannte die Augen, die aussahen, wie ihre eigenen. Fragend sah sie ihre Mutter an, bevor sie zu dem Jungen auf deren Schoß blickte.
    „Hallo Babs! Ich bin dein Papi!“ Aufgewühlt ging Nils auf die andere Seite des Bettes und zog seine Tochter fest in die Arme.
    „Papi! Endlich!“ Weinend klammerte Babs sich an seiner Schulter fest, heiße Tränen liefen aus ihren müden Augen. Ergriffen kämpfte Nils um seine Beherrschung, er konnte es nicht fassen, dass er seine Tochter im Arm hielt.
    „Es ist gut, mein Engelchen! Ich bin bei dir!“ Ein Stück schob er sie von sich ab, um ihr in die Augen blicken zu können.
    Beide erkannten sie die Augen des Anderen, die sie selbst immer im Spiegel betrachteten.
    „Gehst du wieder weg?“ Ängstlich blickte Babs ihn an, „oder bleibst du jetzt bei Mami, Nele und mir?“
    Bei Babs Worten schloss Lena innerlich aufstöhnend die Lider. Zaghaft öffnete sie sie wieder und sah in Nils fragendes Gesicht. „Nele?“
    „Nele ist eineinhalb! Sie ist deine zweite Tochter!“

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