Engel der Kindheit
war Lena bei ihr und hob ihren Kopf über die Nierenschale.
Ergriffen sah Nils zu, mit welcher Liebe und Selbstverständlichkeit Lena ihre Tochter versorgte.
„Es wird alles gut werden!“ Zuversichtlich küsste er Lena auf den Mittelscheitel, mit Sam auf dem Arm lief er zur Türe, drehte sich um und blinzelte Lena aufmunternd zu.
Erstaunt stand Nils vor dem wunderschönen weißgestrichenen, neuen Fachwerkhaus, er steckte den Schlüssel in das silberne Schloss und drehte ihn um. Tapsig ging Sam neben ihm her, Mickey fest auf dem Arm.
Ergriffen von der Veränderung, die hier stattgefunden hatte, betraten sie einen naturweiß gefliesten Flur, in dessen Nische eine Garderobe eingemauert war. Auf den Boden stellte Nils die Koffer ab. Schuhpaare standen ordentlich aufgereiht auf einem groben Teppich unter der Garderobe. Sogleich zogen Nils und Sam ihre Schuhe aus. Kalt und rau fühlte sich der Boden unter ihren Socken an.
Neugierig gingen sie weiter, der Flur führte in die Küche, von der aus man in das helle, modern eingerichtete Esszimmer und das kuschelige Wohnzimmer sehen konnte. Es war mit so viel Liebe und Geschmack von Lena eingerichtet worden, alles war hell, lichtdurchlässig und in zarten Farben gehalten. Jeder, der diese Oase betrat, musste sich wohlfühlen. Was für ein Unterschied zu früher! Aufatmend trat Nils an die große Fensterfront, er sah die Gartenlaube, die sie an dem Platz hatte errichten lassen, an dem der alte Schuppen gestanden hatte.
Gähnend setzte Sam sich auf einen Stuhl an dem gläsernen Esstisch, legte seinen Kopf auf die verschränkten Arme und wollte nur noch schlafen.
„Auf, wir essen was, dann kommst du ins Bett! Hilfst du mir?“ Ungeniert öffnete Nils die Schränke, fand weißgrundiges Geschirr mit pastellfarbenen Streifen und Cromarganbesteck. Rasch holte er die Lebensmittel aus dem Wagen, die sie mitgebracht hatten. Getränke fand er in der Speisekammer, die sich an die Küche anschloss.
Gemütlich saß er mit Sam am Tisch, von dem aus er den zauberhaften Garten überblicken konnte. Flächendecker in den üppigsten Sommerfarben überwucherten den weißgrundigen Naturstein der Terrasse. Traumhaft schön hatte Lena den Garten angelegt, alles atmete, war lebendig und fröhlich, wie die Wohnung, die sie erschaffen hatte. Ein Ort der Ruhe war es geworden, an dem man sich einfach fallen lassen konnte. Es war ein Zuhause geworden! Das, was er nie kennengelernt hatte.
Urplötzlich sah er ein kleines Mädchen in Gummistiefeln mit schnurglatten, erdbraunen Haaren an den Sandkasten rennen. Verzogen hatten sich die dicken Regenwolken, die letzten Strahlen der Sonne schienen durch das grüne Laub der Bäume.
Leise, um das Mädchen nicht zu erschrecken, öffnete Nils die Terrassentüre. Lenas Mutter, die das Geräusch sofort gehört hatte und am Rande ihres eigenen Gartens stand, drehte sich augenblicklich zu ihm um. Als sie Nils erkannte, umspielte ein warmes Lächeln ihr Gesicht.
„Guten Tag, Frau Johle!“ Sichtbar deutete er auf seine Socken, zuckte bedauernd die Schultern, Hausschuhe waren noch in seinem Koffer.
Sogleich kam sie über das kurze Gras zu ihm gelaufen. „Hallo Nils! Wie es scheint, warst du schon im Krankenhaus!“ In einer vertrauten Geste strich Sonja ihr blondes, schulterlanges Haar hinter das Ohr.
„Ja! Ich habe meine große Tochter Babs kennen gelernt und das scheint meine kleine Tochter Nele zu sein?!“ Überwältigt vor unbeschreiblichen Emotionen sah Nils ihr zu, wie konzentriert sie den Sand in die Sandformen füllte.
„Stimmt! Und als Großmutter deiner beiden Kinder bitte ich dich, Sonja zu mir zu sagen!“ Freundschaftlich reichte Sonja ihm die Hand.
„Danke! ... Sonja!... Bist... du mir nicht entsetzlich böse, was ich deiner Tochter angetan habe?“ Überrascht sah Nils nach Sam, der aus dem Haus getrappelt kam und in Strümpfen durch das noch nasse Gras zu Nele an den Sandkasten rannte.
„Ich war es! Und wie! Gekocht habe ich vor Wut! Am liebsten hätte ich dich in Stücke gerissen! Aber ich habe erkannt, dass Lena nur dich liebt und nur mit dir glücklich werden kann! Jetzt muss nur Babs wieder gesund werden, sie ist so ein liebes Kind!“ Achtend sah sie den Nachbarsjungen von früher an, der zum Mann herangewachsen war. „Bleibst du hier oder gehst du wieder zurück?“
„Ich muss noch einmal zurück, werde aber warten, bis das Ergebnis des Bluttestes vorliegt, vielleicht komme ja ich als Spender in Frage, erst dann werde ich
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