Engel der Kindheit
Wagen schicken würden.
In Windeseile packte sie eine kleine Tasche für Lena zusammen. Zwischenzeitlich war Babs aufgewacht und rief in ihrem Zimmer. So ruhig wie möglich nahm Sonja sie auf den Arm und erklärte ihr, dass ihre Mama krank geworden war und für kurze Zeit ins Krankenhaus musste. Bitterlich fing Babs an zu weinen, schlang ihre Arme um Sonja und bettelt darum, ihre Mami sehen zu dürfen.
Nachdem Babs immer mehr und mehr weinte, ließ Sonja sich erweichen und trug Babs zum Zimmer ihrer Mutter. Dort lag Lena noch immer ohne Bewusstsein auf dem Boden, Georg saß neben ihr und streichelte beruhigend ihre Hand.
„Mami!“, zappelte Babs auf dem Arm ihrer Momi und wollte auf den Boden. Energisch gelang es ihr, sich zu befreien. Auf ihren kurzen Beinen eilte sie zu ihrer Mutter.
„Mami!“ Klammernd umschlang sie Lena mit ihren kleinen Armen, streichelte ihr heißes Gesicht, Tränen kullerten über ihre Wangen, als sie das schmerzhafte Wimmern hörte, das aus Lenas Kehle drang.
Das Schrillen der Türglocke ließ alle zusammenfahren.
Eilig schritt Sonja zu der Eingangstüre, um die Sanitäter hereinzulassen.
In Weiß gekleidete Männer schoben sich an Sonja vorbei, fragten nach dem Weg und betraten, mit der hellroten Notfalltasche in der Hand, das Zimmer.
Routiniert beugten sie sich über Lena, fühlten ihren Puls, überprüften den Blutdruck, leuchteten in ihre Pupillen, maßen Fieber und stellten fest, dass sie einundvierzig Grad Körpertemperatur hatte.
„Wir werden sie mitnehmen!“ Rasch, ohne die Zustimmung abzuwarten, holten sie die silberglänzende Trage aus dem Krankenwagen, platzierten sie neben Lena, fassten sie an den Schultern und den Beinen und hievten sie darauf.
Georg, der sich in Windeseile angezogen hatte, eilte zu seinem Wagen, schloss ihn auf und fuhr hinter dem Krankenwagen her.
Im Krankenhaus kümmerte sich sofort eine junge Krankenschwester um Lena, sie rief den zuständigen Oberarzt, der herbeieilte und seine junge Patientin gründlich untersuchte.
Ungeduldig wartete Georg vor der verschlossenen Türe, lief aufgeregt über die hallenden, menschenleeren Gänge.
„Sind Sie der Vater, der jungen Patientin, die eben eingeliefert wurde?“ Ein Arzt in den mittleren Jahren trat auf Georg zu, reichte ihm freundlich die Hand.
„Ja, Johle! Das ist meine Tochter Lena!“ Kurz musterte Georg den Arzt im weißen Poloshirt und weißer Hose. Vertrauenserweckend und erfahren wirkte er. Ein Kranz weißer Haare bedeckte seine durchschimmernde Kopfhaut.
„Walter, Doktor Walter! Sie hat eine schwere
Lungenentzündung, allerdings im Anfangsstadium. Wir geben ihr hochdosiertes Antibiotika und hoffen, so schnell die Entzündung zu stoppen. Morgen werden wir klarer sehen. Auf jeden Fall wird sie die nächste Woche stationär bei uns verbringen!“
„Sind es Erreger, die durch Antibiotika eingedämmt werden können?“, fragte Georg angstvoll.
Überrascht sah der Arzt sein Gegenüber an. „Sie kennen sich aus?“
„Ich bin praktizierender Tierarzt!“ Und somit wusste er um die Heimtücken mancher Viren.
„Aha! Ich kann Ihnen nicht mehr sagen! Wir haben eine Blut- und Speicheluntersuchung veranlasst, behandeln sie mit einem Breitbandantibiotikum und müssen die morgigen Resultate abwarten. Sie wissen selbst, dass wir gegen manche Erreger machtlos sind, dann müssen wir hoffen, dass ihr Allgemeinzustand mit den Erregern fertig wird! Wenn Sie
möchten, dürfen Sie zu Ihrer Tochter! Wir benötigen noch ihre Personalien!“ Zunickend verabschiedete sich Doktor Walter.
Beunruhigt sah Georg dem davon eilenden Arzt hinterher. Nur zu genau wusste er, dass die Ärzte gegenüber Viren nahezu machtlos waren. Im Stillen schickte er ein Stoßgebet zum Himmel, dass seine Tochter gerettet werden würde.
Um Lenas Personalien abzugeben, suchte Georg eine Schwester, diese wies ihm dann den Weg zu Lenas Zimmer.
Zögernd klopfte er an und öffnete die Türe.
Heiß und hochrot im Gesicht, mit geschlossenen Augen, den Mund geöffnet, lag Lena in den kalkweißen Laken.
Aufgewühlt trat Georg an ihr Bett, in ihren Arm tropfte langsam eine Infusion. Behutsam nahm er ihre Hand in die seine. „Lena! Ich bin es, dein Paps! Lena, mach die Augen auf!“ Auffordernd rief er seine Tochter. Alleine lag sie in einem freundlichen, weißgestrichene Zimmer. In einer abgegrenzten, dunklen Ecke war eine Waschgelegenheit angebracht.
Laut und stöhnend atmete Lena, sie schien starke Schmerzen zu haben, ihre Augen
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