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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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sie überstanden, in denen ihre Liebe überdauert hatte, drei Jahre in denen sie allen Versuchungen standgehalten hatten, das konnte nicht alles umsonst gewesen sein! Das war unmöglich! Er schrieb ihr, dass er sie liebte, also musste es eine Möglichkeit geben, dass sie zueinander finden würden!
    „Lena, mein Gott, Kind, was ist mit dir?“ Sonja, die ihre Tochter zum Mittagessen holen wollte, fand sie in Tränen aufgelöst auf ihrem Bett. Unter Krämpfen wurde ihr Körper geschüttelt. Sacht fuhr Sonja Lena über den zuckenden Rücken.
    „Lena, so sag doch, was geschehen ist!“
    „Er... er... verlässt mich! Er... heiratet eine Andere!“ Hilflos presste Lena die Hände vor ihr Gesicht.
    „Das kann doch nicht wahr sein! Du bekommst sein Kind, du ignorierst Krischans Versuche, dich lieben zu dürfen, du igelst dich hier ein. Seit deiner Kindheit kümmerst du dich nur um ihn. Wegen ihm hast du deine Fröhlichkeit verloren und jetzt besitzt er die Frechheit, dich sitzen zu lassen und eine Andere zu heiraten!“ Außer sich vor Wut sprang Sonja auf, ihre Stimme überschlug sich, sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte, lief im Zimmer auf und ab und stampfte mit den Füßen auf den Teppich.
    „Mama, bitte! Nicht! Davon wird es auch nicht besser! Bitte, lass mich alleine! Würdest du dich um Babs kümmern? Ich kann nichts essen!“ Todunglücklich sah Lena ihre Mutter an, bat stumm um Verständnis.
    „Werde ich machen! Aber er soll sich hier nie wieder blicken lassen! Es würde ihm nicht bekommen!“ Zornig warf Sonja die Türe hinter sich zu und stapfte laut zur Küche.
    Genau hörte Lena, wie ihre Eltern sich über Nils stritten, sie hielt sich die Ohren zu, bekam aber trotzdem noch genug mit. Deshalb entschloss sie sich ins Freie zu gehen. Schleppend zog sie ihre warme Regenjacke über, band ihre Winterstiefel und verließ das Haus.
    Im Nu war ihr wallendes Haar durchnässt, hing an ihr hinunter, wie ein schwerer Brokatvorhang. Die Regentropfen vermischten sich auf ihrem Gesicht mit den unaufhaltsamen Tränen, die über ihre Wangen liefen. Salzig schmeckte sie das Gemisch, das über ihre Mundwinkel rann.
    Weit ging sie, ohne Ziel lief sie über die Felder, durch Matsch und aufgeweichte Wiesen, bis sie zum Wald kam, der sie vor dem Regen schützte. Gebückt schlich Lena durch das Gehölz, zwängte sich in das Unterholz, erschreckte ein Reh, das hier Schutz gesucht hatte. Im dunkelsten Stück Wald, das sie finden konnte, setzte sie sich auf die feuchte, herb nach Moos und Fäulnis riechend Erde, lehnte sich an eine dürre Tanne, umschlag ihre Beine und weinte laut um ihre verlorene Liebe.
    Nie wieder würde ein Brief von Nils sie erreichen, nie wieder würde sie seine traurig überschatteten Augen sehen, seine Hände auf ihrer Haut spüren. Nichts würde er von seiner Tochter erfahren, die bald in den Kindergarten gehen würde. Er wäre nicht dabei, wenn sie zur Schule kam, wenn sie Konfirmation feiern würde oder irgendwann heiraten würde. Und sie war allein! Sollte sie ihr Leben ohne Liebe verbringen? Nie würde sie einen Mann finden, den sie so lieben konnte, wie sie Nils liebte. Einen Teil ihres Herzens hatte er mit sich genommen, den sie nie wieder finden würde.
    Nils! All ihr Denken und Handeln hatte sich stets, seit ihrer Kindheit, um ihn gedreht, was sollte sie ohne ihn tun? Sie wusste es nicht, spürte nur den brennenden Schmerz in ihrem Herzen.
    Erst gegen Abend machte Lena sich auf den Heimweg. Vollkommen durchgefroren war sie, als sie das Haus ihrer Eltern erreichte. Mit dem Schlüssel schloss sie die Haustüre auf, stellte ihre verdreckten Stiefel davor ab, zog in ihrem Zimmer ihre Kleider aus, band sich einen Bademantel um und ging ins Badezimmer. Ausnahmsweise verschloss sie die Türe und betrachtete sich lange im Spiegel. Zweifelnd sah sie ihr Spiegelbild an, sie hatte den Mann nicht halten können, den sie liebte. Ihre langen Haare, in denen sich kleine Äste und Stücke der rauen Rinde befanden, hingen über ihre kleinen Brüste. Die Taille war nicht mehr so schlank, wie vor der Schwangerschaft, ihr Bauch nicht mehr so flach und fest, unbemerkt war Körper weiblicher geworden, gerundeter und weicher. Aber sie sah keine Erotik, die sie verströmte, keinen Reiz der von ihr ausging, sie sah einfach nur nett aus, mehr nicht! Verzagt sah ihr Gesicht ihr entgegen, in ihm spiegelte sich die Mutlosigkeit, die sie empfand.
    Lena hatte genug gesehen, sie stieg in die Dusche, öffnete den Wasserhahn

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