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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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musste Lena husten, der Schmerz bohrte sich brennend in ihre Lungenflügel. Jammernd presste sie ihre Hände gegen die Brust. „Paps, was ist geschehen?“ Schützend hielt sie die Hand vor den Mund, da der Hustenreiz sie zwang laut und polternd zu husten. Plötzlich hatte sie den Geschmack von Blut in ihrem Mund, erschrocken presste sie die Hand vor den Mund, ihr Vater reichte ihr sofort ein Tuch, sie spie aus und sah blutigen, dunkelgrünen, eitrigen Schleim. Entsetzt starrte sie auf das Tuch in ihren Händen.
    „Was ist denn das?“ Fragend blickten ihre fiebrig glänzenden Augen zu ihrem Vater.
    „Engelchen, du bist schwer krank! Wir dachten alle, du würdest es nicht überleben! Die letzte Woche war die Hölle!“ Erleichtert nahm Georg seine schmale Tochter in die Arme und drückte sie innig an sich. Federleicht legte Lena die Arme um ihren Vater, der verhalten weinte.
     „Paps, jetzt ist es ja wieder gut! Was hatte ich?“
    In kurzen Worten erklärte Georg Lena wie ihre Mutter sie gefunden hatte, wie die Ärzte ununterbrochen um sie gekämpft hatten.
    Heiß schossen Tränen in Lenas Augen. „Nils! Stimmt es, dass er heiraten wird oder habe ich das nur geträumt?“
    Traurig schüttelte ihr Vater den Kopf, es tat ihm so leid, dass er ihr nichts anderes sagen konnte.
    „Na, junge Frau, Sie haben uns aber einen Schrecken eingejagt!“ Gut gelaunt betrat Doktor Walter das Krankenzimmer. Seit heute Morgen wusste er, dass Lena über dem Berg war.
    Stumm lächelte Lena den vertrauenserweckenden Arzt an, sie traute sich nichts zu sagen, da sie sonst wieder von einem schmerzhaften Hustenanfall geschüttelt werden würde.
    Gründlich horchte Doktor Walter sie mit dem Stethoskop ab, klopfte über ihren Rücken und ihre Brust.
    „Es gefällt mir noch nicht! Mindestens noch eine Woche Krankenhaus und dann sollten Sie in eine Kurklinik an die Nordsee! Ich rechne damit, dass Sie mindestens ein Vierteljahr benötigen werden, bis Sie wieder auf den Beinen sind. Damit ist nicht zu spaßen! Gegen einen Rückfall sind wir machtlos!“ Todernst blickte er sie an, Lena erkannte den vollen Ernst der Lage, sie sah es in den Augen des erfahrenen Arztes.
    Stumm nickte sie ihm zu.

15. Kapitel                 
    Nach einer Woche wurde Lena aus dem Krankenhaus entlassen. Kraftlos ging sie an dem Arm ihres Vaters zum Auto. Ihre Jeans und ihr warmer Pullover hingen an ihr, wie Kartoffelsäcke, der dicke Mantel war viel zu groß. Leicht strahlte die Sonne zwischen gebauschten, dunklen Wolken empor. Müde setzte sie sich in die weichen Polster.
    Direkt vom Krankenhaus aus würde ihr Vater Lena nach Amrum fahren. Dort war die einzige Klinik gewesen, die so schnell einen Platz für sie zur Verfügung stellen konnte.
    Das Schlimmste für Lena war, dass sie ihre Tochter nicht sehen durfte. Zwar telefonierten sie jeden Tag miteinander, aber die Ärzte hatten noch immer Angst wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr.
    Entkräftet schloss Lena müde die Augen und legte ihren Kopf an das Nackenpolster des Mercedes. Nicht einen winzigen Funken von Energie spürte sie in sich. Alleine das Anziehen heute Morgen hatte sie die größte Mühe und Anstrengung ihres Lebens gekostet.
    Nahezu die ganze Autofahrt verschlief sie. Bei der Überfahrt mit der Fähre wickelte ihr Vater eine warme Wolldecke um sie, zitternd hielt Lena die Enden zusammen. Rau und bewegt war die See, der Himmel mit grauen Wolken verhangen. Zudem kämpfte Lena mit der Übelkeit, die das Schwanken des Schiffes bei ihr verursachte.
    „Dirn, was’n mit dir loas?“ Der Fährmann, der sie von ihren Urlaubsaufenthalten her kannte, sah Lena mitfühlend an.
    Georg erklärte es ihm, da Lena das Sprechen noch immer schwer fiel und sie ständig von Hustenattacken geschüttelt wurde.
    „Unsre Luft wird dir gout toun!“ Meinte er zuversichtlich.
    Sicher legten sie auf Amrum an, Lena war am Ende ihrer Kräfte. Müde und erledigt setzte sie sich auf den Beifahrersitz.
    „Paps, ich bin so müde!“
    „Ich weiß, Engelchen! Gleich sind wir da, dann kannst du schlafen!“ Nie zuvor hatte er seine Tochter in so katastrophalem Zustand gesehen, wie bei dieser Krankheit.
    Freundlich bekam Lena ihr Zimmer zugewiesen, sie hatte ein Einzelzimmer mit Blick auf die Dünen, deren Dünengras wehrlos dem starken, brausenden Wind ausgesetzt war, der daran zerrte und riss. Die Einrichtung des Zimmers bestand aus hellgrau gebeiztem Kieferholz, Bilder von verschiedenen Leuchttürmen, teils

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